In der Schulmetzgerei mischt Sana Nasrati die Gewürze unter das Schweinefleisch. Danach kommt es in den Fleischwolf. Insgesamt 900 Konserven wird die Metzger- und die Sozialpflegeklasse in der Jugendsiedlung Traunreut im Landkreis Traunstein an diesem Tag herstellen. Die Bildungsangebote der Jugendsiedlung Traunreut richten sich an Jugendliche mit besonderem Förderbedarf. Vor Ostern haben die Schüler bereits 2500 Konserven abgepackt und über einen Privattransport nach Luzk im Nordwesten der Ukraine liefern lassen.
Ukrainische Etiketten für Klarheit am Grenzübergang
Der Klassenlehrer Peter Flechsenhar ist sich sicher, dass die erste Lieferung gut angekommen ist. "Der Fahrer musste an der Grenze eine Kiste öffnen; weil aber auf dem Etikett die Bezeichnung für Schmalzfleisch auf Ukrainisch steht, haben die Grenzbeamten sofort verstanden, was in den Dosen drin ist, und waren total begeistert", erzählt er. Die zweite Lieferung wird nun in den kommenden Tagen in den umkämpften Großraum Odessa im Süden der Ukraine geschickt.
Fleischkonserven für Schüler eigentlich nur Theorie
Das sogenannte Schmalzfleisch kann mit dem Löffel oder der Gabel, aber auch als Brotaufstrich gegessen werden. Die Masse besteht hauptsächlich aus Schweinefleisch und Schwarte und wird mit Pfeffer, Koriander, Kümmel und Muskat gewürzt. Die rohe Fleischmasse wird dann in Dosen abgefüllt und abgekocht, damit der Inhalt haltbar wird.
Notverpflegung macht lange satt und ist haltbar
Das Konservenfleisch soll als Notverpflegung in der Ukraine seinen Zweck erfüllen, da es sehr sättigend ist. Stolze 1.900 Kalorien stecken in einer Dose, die eine ganze Tagesmahlzeit ersetzt. Das ist auch der Grund, warum Peter Flechsenhar die Idee hatte, Schmalzfleisch für die Ukraine herzustellen. Konserviert ist es bis zu vier Jahre haltbar und damit für die Menschen in den Kriegsgebieten der Ukraine perfekt geeignet.
Außerdem eignen sich die Schüler beim Projekt neues Praxiswissen an. "Die Zubereitung von Konservenwurst lernen die Schüler sonst nur in der Theorie, Konservenwurst ist in Bayern nicht so beliebt", sagt Flechsenhar.
Schüler kommen zum Teil selbst aus Krisengebieten
Peter Flechsenhar musste die Schulleitung und die Schüler nicht lange von seiner Projektidee überzeugen. Am ersten Produktionstag im April haben manche Schüler auch noch lange nach der letzten Unterrichtsstunde mitgeholfen. Einige sind selbst aus Krisengebieten wie Syrien oder Afghanistan geflohen und können sich deshalb in die Notlage der Menschen in der Ukraine gut hineinversetzen. "Wir wollen von Herzen helfen", sagt Ishtiaq Muhammad und spricht für alle, die beim Projekt mit dabei sind.
Hilfsprojekt war nur mit Spenden möglich
Die Bildungseinrichtung konnte das Projekt nur über einen Spendenaufruf finanzieren. Die Resonanz war allerdings besser als erhofft. "Es waren viele Spender dabei, die lieber uns unterstützt haben, als an eine große Organisation zu spenden", sagt Flechsenhar. Insgesamt kamen knapp 9.000 Euro zusammen. Wenn möglich, wird die Metzgerklasse noch mal Fleisch- und Wurstwaren für die Ukraine herstellen.
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