Mitarbeiter der Caritas stehen am Münchner Hauptbahnhof um Frauen und Männer aus der Ukraine zu empfangen.
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Mitarbeiter der Caritas stehen am Münchner Hauptbahnhof um Frauen und Männer aus der Ukraine zu empfangen.

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Ukrainische Geflüchtete in Bayern: Chancen und Herausforderungen

Ukrainische Geflüchtete in Bayern: Chancen und Herausforderungen

Wie ist die aktuelle Situation der ukrainischen Geflüchteten in Bayern? Und was muss noch getan werden? Über diese Fragen hat Moderatorin Christina Metallinos in einem BR24live mit Experten gesprochen.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Mehr als 100.000 Menschen aus der Ukraine sind bereits nach Bayern geflohen. Die meisten kommen am Münchner Hauptbahnhof an: anfangs täglich 1.800, inzwischen rund 200. Sie werden wahrscheinlich nicht so bald nach Hause zurückkehren können, denn die Lage in der Ukraine ist weiterhin dramatisch.

Größte Flüchtlingsbewegung in Europa seit dem zweiten Weltkrieg

"Die größte Herausforderung besteht darin, das fortzuführen, was jetzt begonnen hat, nämlich die Kooperation zwischen privaten Helfern, der unglaublichen Energie in der Zivilgesellschaft und stattlichen Institutionen“, sagt Migrationsforscher Gerald Knaus im BR24live. Er rechnet mit einer weiter steigenden Zahl Geflüchteter. "Das wirft Fragen auf für alle Ebenen des Staates: für die Schulen, für die Kindergärten, für die Lehrer, für das Bauen und natürlich auch für die europäische Zusammenarbeit." Hier seien noch mehr Anstrengungen nötig. "Vier Millionen Menschen sind in die Europäische Union geflohen, das hat es seit den 1940er Jahren nicht gegeben." Natürlich hätte sich die Politik nicht im entsprechenden Maße dafür wappnen können. Es sei der Empathie der Bürger zu verdanken, dass es bisher nicht zu einem großen Chaos gekommen sei, so Knaus. Die Politik müsse jetzt nachlegen, damit es in der Folgezeit so bleibe.

Allein in München sind 11.000 Menschen privat untergekommen, erzählt BR-Reporter Moritz Steinbacher. Nicht alle können über lange Zeiträume Menschen beherbergen. Die Kommunen suchen aktuell nach Räumen, Migrationsämter bearbeiten den Rückstau an Registrierungen. Es mangelt an Kinderbetreuungsplätzen und Wohnungen. Die Flüchtlingssituation verschärft Probleme, die es schon vorher gab.

Große Demut und Dankbarkeit unter den Geflüchteten

Kontrovers-Moderatorin Ursula Heller war für eine Reportage bei der Essenausgabe der Münchner Tafel. Eine emotionale Recherche: "Es war sehr bedrückend zu sehen, dass die Schlange überhaupt nicht aufhörte, dass aber die Essenvorräte zu Ende gingen.“ Die Tafel sei perfekt organisiert, mit der Vielzahl der Wartenden aber schlicht überfordert gewesen. Die Leute geduldeten sich ohne zu meckern, trotz Kälte und Schnee, erinnert sich Heller, die selbst Essen verteilte. "Da kriegt man so ein unglaublich herzliches Danke zurück, ich fand das fast ein bisschen beschämend.“

Viele der Geflüchteten seien in der Ukraine gut situiert gewesen, hatten eigene Wohnungen, gute Jobs. Wegen fehlender Sprachkenntnisse müssten sie jetzt Anstellungen weit unter ihren Qualifikationen annehmen. "Sie sind dankbar, dass sie überhaupt etwas verdienen können. Arbeit ist ja auch etwas, was Perspektive bietet.“ Strukturen seien jetzt das Wichtigste, vor allem für die Kinder. "Ich will kein Behördenbashing machen, alle geben sich Mühe ohne Ende, aber wünschenswert wäre schon, dass da ein bisschen unbürokratischer und agiler vorgegangen wird.“ Aktuell seien die Privatleute einfach viel schneller, so Heller.

    Schon seit 42 Tagen versuchen russische Truppen, die Ukraine zu erobern - und das tägliche Sterben und Zerstören geht wohl noch weiter.
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    Schon seit 42 Tagen versuchen russische Truppen, die Ukraine zu erobern - und das tägliche Sterben und Zerstören geht wohl noch weiter.

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