Die Riesending-Höhle im Untersteingebirge im Berchtesgadener Land fasziniert viele Höhlenforschende. Bei einer spektakulären Rettungsaktion für den Höhlenforscher Johann Westhauser haben Rettungsmannschaften aus dem gesamten Alpenraum mitgeholfen. 2014 wurde der schwer verletzte Forscher aus 1.000 Meter Tiefe auf einer Trage noch oben geholt. Er steigt dennoch immer wieder in diese Höhle.
Ein Ort, an dem es viel zu entdecken gibt
Kurz vor der Filmpremiere im Kino in Berchtesgaden werden die letzten Gruppenfotos gemacht: Fünf Forscher schauen stolz in die Kamera. In der Mitte Johann Westhauser. Er ist der kleinste und womöglich auch der zäheste von allen. Ein Schwabe, der wenig Worte verschwendet.
Für ihn sei die Höhle ein Ort, wo man den Alltag vergessen könne, ein Ort, in dem es noch so viel zu entdecken gebe. Trotz seines Unfalls 2014 zeigt der Labortechniker aus Karlsruhe keine Spur von Beklommenheit, stattdessen nur Vorfreude, die Höhle auf der Kinoleinwand so ausgeleuchtet zu sehen, wie er und seine Kollegen das Riesending in zwanzig Jahren noch nie gesehen haben.
Einziger schwerer Unfall seit 20 Jahren
Als der Höhlenforscher Johann Westhauser am 7. Juni 2014 in die sogenannte Riesending-Höhle in den Berchtesgadener Alpen einstieg, war ihm klar, worauf er sich einließ. Ein Dutzend Mal war er schon in der Höhle, er kannte die Gefahrenstellen.
Doch dann krachte ihm ein Felsbrocken auf den Helm, er erlitt ein schweres Schädel-Hirntrauma und war nicht mehr imstande, selbst hinaufzuklettern. Als die Bergrettung alarmiert wurde, schien die Situation aussichtslos. Erst nach vier Tagen erreichten ihn Notärzte in der Tiefe, der Transport nach oben schien unmöglich.
Spektakuläre Rettung
Es folgte die wohl spektakulärste Höhlenrettung, die es in Europa je gab. Elf Tage lang versuchten Hunderte erfahrene Berg- und Höhlenretter aus ganz Europa den schwerverletzten damals 53-Jährigen auf einer Trage aus mehr als tausend Metern Tiefe zurück an die Erdoberfläche zu bringen.
Der wieder völlig genesene Johann Westhauser wagte sich schon kurze Zeit nach seinem Unfall wieder in den Untergrund – auch in das Riesending, um etwa Trinkwasserwege und Sedimente im Berg zu erforschen.
Durch Schächte so hoch wie der Berliner Fernsehturm
Der Film nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine Reise in eine Unterwelt, die genauso atemberaubend schön wie furchteinflößend ist. Es geht durch Canyons und unterirdische Seen. Riesige Säle und gewaltige Schächte wechseln sich mit Engstellen ab, durch die sich die fünf Freunde hindurchzwängen müssen.
Die feuchte Kälte und Höhlenwinde fordern das Expeditionsteam heraus. An Johann Westhausers Unfallstelle in mehr als einem Kilometer Tiefe liegt die Temperatur konstant bei vier bis fünf Grad. Über weite Strecken werden die Zuschauerinnen und Zuschauer Teil des Höhlenteams, leiden mit, staunen mit, erforschen mit.
Tiefste und längste Höhle Deutschlands
Im Untersbergmassiv zwischen Salzburg und dem Berchtesgadener Land befinden sich zahlreiche Höhlen, darunter auch die erschlossene Schellenberger Eishöhle und die Riesending-Schachthöhle. Sie ist mit mindestens zwanzig Kilometern die längste und mit mehr als tausend Höhenmetern die tiefste bekannte Höhle in Deutschland. Seit zwanzig Jahren suchen Forschende in den unzähligen Verästelungen nach dem Höhlenende.
Der Journalist, Produzent und Regisseur Freddie Röckenhaus, unter anderem bekannt für seine Dokumentationen "Deutschland von oben" sowie "Russland von oben" nimmt sein Publikum mit auf eine der schwierigsten Höhlentouren der Welt.
"Man kann sich für den entsprechenden Preis heutzutage ins All schießen lassen oder auf den Mount Everest führen lassen, doch in die Höhle darf niemand rein", sagt er im BR-Interview. Das mache den Film zum exklusiven Erlebnis.
"Das ist ja ein Riesending!"
Die Riesending-Höhle wurde erst 1996 entdeckt. Ihr Name soll auf den Ausruf "Das ist ja ein Riesending!" ihres Entdeckers Ulrich Meyer zurückgehen. Über den Untersberg und seine Höhlen gibt es zahlreiche Mythen. Der Sage nach sollen Karl der Große und König Barbarossa in dem Berg auf ihre Wiederauferstehung warten.
Die 90-minütige Dokumentation läuft in der ersten Juliwoche exklusiv im Kino Berchtesgaden und kommt danach in die deutschen Kinos.
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