Weil verschwundene Polizei-Munition aus Bayern auf einem Schießplatz in Mecklenburg-Vorpommern gefunden wurde, werden seit dem frühen Mittwochmorgen Dienststellen der bayerischen Polizei-Spezialeinheiten in Augsburg und Nürnberg durchsucht.
Ermittlungen gegen zwei Angehörige von Spezialeinheiten
Auch eine Privatwohnung werde derzeit von der Bayerischen Zentralstelle für die Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) und Beamten des LKA unter die Lupe genommen, teilt das Bayerische Landeskriminalamt mit.
Die Ermittlungen richteten sich gegenwärtig gegen zwei namentlich bekannte Polizeibeamte, die Angehörige der Spezialeinheiten sind. Sie stünden im Verdacht, während des Aufenthalts zu Schießtrainingseinheiten auf einem Schießplatz in Mecklenburg-Vorpommern mitgebrachte Munition unterschlagen zu haben. Gegenstand der Ermittlungen ist dabei auch, ob weitere bayerische Beamte Munition unterschlagen haben.
Polizisten aus Sachsen bezahlen mit 7.000 Schuss Munition
Derzeit lägen keine Anhaltspunkte für einen rechtsextremistischen Hintergrund der Beschuldigten vor, heißt es in der Mitteilung des LKA. Ende März war bekannt geworden, dass ein mobiles Einsatzkommando des Landeskriminalamts Sachsen 2018 ohne Erlaubnis an einem Schießtraining auf einem privaten Schießplatz in Güstrow teilgenommen hatte und dafür mit mindestens 7.000 Schuss Munition aus den Beständen des LKA bezahlte.
Der Kommandeur und drei Schießausbilder gelten als Hauptbeschuldigte und wurden vom Dienst suspendiert. Die anderen 13 Beamten teilte man der Polizeidirektion Dresden zu. Derzeit wird geprüft, ob bayerischen Polizisten ähnliche Vorwürfe gemacht werden müssen. Der Schießplatz-Betreiber in Güstrow soll zum Umfeld der rechtsextremen Gruppierung "Nordkreuz" gehören.
BR-Recherchen deckten Verschwinden von Munition bei SEK in Nürnberg auf
Dass Munition, die für das SEK Nordbayern vorgesehen war, bei der mutmaßlich rechtsextremen Gruppe "Nordkreuz" in Mecklenburg-Vorpommern gefunden wurde, deckten im März des vergangenen Jahres BR-Recherchen auf. Die Recherchen bestätigte damals ein Sprecher des Landgerichts Schwerin. Demnach wurden beim "Nordkreuz"-Gründer 90 Patronen der Sorte "223 Remington Sniperline" gefunden, die zuvor an die Spezialeinheiten Nordbayern geliefert worden sein sollen. Bei einer weiteren Durchsuchung fanden die Ermittler damals 540 Patronen einer anderen Marke, die in Zusammenhang mit dem Polizeipräsidium Mittelfranken stehen, sagte der Sprecher des Landgerichts im März 2020 dem BR.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sah damals keine Verbindung von der mittelfränkischen Polizei zur Munition. Dem BR sagte er im vergangenen Jahr: "Der momentane Stand, der mir berichtet wird von der mittelfränkischen Polizei, ist, dass sich kein unmittelbarer Bezug zur hiesigen Polizei hat feststellen lassen."
- Rechtsextremismus und Rassismus bei der Polizei? Possoch klärt!
30 Teilnehmer bei rechtsradikaler Gruppe "Nordkreuz" aus Umfeld von Polizei und Bundeswehr
Bei der Internet-Chatgruppe "Nordkreuz" handelt es sich um eine mutmaßlich rechtsextreme Chatgruppe, die sich auf einen nicht näher beschriebenen "Tag X" vorbereitete und Feindeslisten politischer Gegner führte. Laut Ermittlern wollten Mitglieder der Chatgruppe bei einem gesellschaftlichen Umsturz politische Gegner in Lagern töten. Dafür wollten sie offenbar Löschkalk und Leichensäcke erwerben.
Inhalte von Chats des "Nordkreuz"-Gründers wurden als "rechtsradikal und ausländerfeindlich" beschrieben. Die 30 Chat-Teilnehmer stammten laut Verfassungsschutz meistens aus dem Umfeld von Polizei und Bundeswehr. Alle Mitglieder seien geübte Schützen und hätten Zugang zu Waffen.
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