Nach dem Zugunglück mit vier Toten bei Garmisch-Partenkirchen ist die Bergung der Fahrgäste Polizeiangaben zufolge beendet. "So weit wir das überblicken können, sind alle Menschen aus dem Zug geborgen", sagte ein Polizeisprecher. Die Rettungskräfte würden die Waggons des entgleisten Zuges aber sicher noch einmal in Ruhe durchsuchen. "In so einem Bereich zu arbeiten, ist nicht ungefährlich", sagte der Sprecher.
140 Menschen im Zug - 15 Schwerverletzte
Bei dem Zugunglück am Mittag wurden etwa 30 Menschen verletzt, 15 davon schwer. Im Zug befanden sich laut Landratsamt Garmisch-Partenkirchen etwa 140 Menschen. Die Bahnstrecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und München sowie die Bundesstraße 2 wurden gesperrt. Auf den Straßen in der Region kam es zu langen Staus. Die Sperrungen könnten "bis ins Wochenende" dauern, so die Polizei.
Viele Schüler in der Bahn?
Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, dass unter den Verletzten alle Altersgruppen vertreten seien, darunter auch Kinder. Wegen des Ferienbeginns sei nicht ausgeschlossen, dass viele Schülerinnen und Schüler in der Bahn waren. Die Waggons entgleisten gegen 12.15 Uhr, zum Schulschluss, wenn viele Kinder auf dem Heimweg sind. Zuerst hatten Bürger bei der Polizei angerufen, weil ein Zug entgleist sei.
Rettung aus umgestürzten Waggons
Rettungskräfte befreiten Fahrgäste aus den umgestürzten doppelstöckigen Waggons. "Die Menschen werden durch die Fenster gezogen", sagte der Bundespolizei-Sprecher. Die Dimension des Unglücks sei zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht abzuschätzen gewesen. Wie der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag, sagte, konnten zuerst Leichtverletzte geborgen werden und in einem nahe gelegenen Gebäude unterkommen. Auch Angehörige seien schon bald vor Ort gewesen.
Soldaten aus Mittenwald bei Rettung
Bei der Rettung haben auch Soldaten aus Mittenwald mitgeholfen, die als Fahrgäste im Zug waren. "Die haben so gut da drin koordiniert, die haben uns von innen die Fenster aufgemacht", erzählte der Feuerwehr-Einsatzleiter gegenüber BR24. Das sei von großer Hilfe für die Bergung gewesen.
Bürgermeisterin von Garmisch lobt Rettungskräfte
Auch die Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen Elisabeth Koch (CSU) bedankte sich in ihrem Lob an die Rettungskräfte besonders bei den Bundeswehrsoldaten aus Mittenwald. Sie habe sie vor Ort noch angetroffen und sie hätten ihr berichtet, was sie erlebt haben. "Es ist grauenvoll", sagte Koch sichtlich ergriffen. Ähnlich äußerte sich Landrat Anton Speer (Freie Wähler): "Der Schock sitzt noch tief."
Vollalarm für Feuerwehr, Notärzte und Polizei
Feuerwehr, Notärzte und Polizei waren mit einem Großaufgebot vor Ort. "Es wurde Vollalarm für Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst", sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle im Oberland. Nach Angaben eines Sprechers der ADAC-Luftrettung waren sechs Rettungshubschrauber im Einsatz, drei davon vom ADAC.
Keine Weiche an Unglücksstrecke
Auf Luftbildern ist zu erkennen, dass der Zug mit Doppelstockwagen auf einer einspurigen langgezogenen Kurve unterwegs war. Eine Weiche ist nicht zu sehen. Der Streckenabschnitt liegt erhöht auf einem Bahndamm, mehrere Waggons rutschten vom Damm in einen kleinen Bach. Die viel befahrene B2 führt genau vorbei.
Polizei beginnt mit Ermittlungen
Inzwischen haben die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks begonnen. Polizei und Staatsanwaltschaft wollen mit Hilfe von Sachverständigen des Eisenbahn-Bundesamts herausfinden, warum der Regionalzug auf der eingleisigen Strecke in Richtung München entgleiste.
Die Polizei rechnet mit "langwierigen Ermittlungen". Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte, am Unglück sei "kein zweiter Zug und kein anderes Fahrzeug beteiligt" gewesen. Die Sicherung und Bergung der umgekippten Waggons werde indes "sicher die nächsten Tage noch in Anspruch nehmen", sagte ein Polizeisprecher.
Bahnstrecke eine Woche gesperrt
Dass die Bahnstrecke über Pfingsten nicht befahrbar sein wird, "das kann man schon sicher sagen", sagte der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Er gehe davon aus, dass die Strecke mindestens eine Woche gesperrt sei.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Bahnchef Richard Lutz wollen sich am Samstag vor Ort ein Bild machen. Die Bilder seien schrecklich und machten tief betroffen und sprachlos, sagte Lutz. Die Bahn unterstütze die Ermittlungen der Behörden nach besten Kräften. Der Freitag sei nicht der Tag, um über die Unfallursache zu spekulieren. Ob der Regionalzug wegen des neuen 9-Euro-Tickets besonders voll war, konnte niemand sagen.
Ministerpräsident Söder: "Eine erschütternde Nachricht"
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich im Rahmen eines Termins in Steinbach am Wald (Landkreis Kronach) betroffen über das Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen. Gerade jetzt, wo sich viele auf die Schulferien freuten, sei eine solche Nachricht erschütternd, erklärte Söder gegenüber BR24. "Wir trauern mit den Angehörigen. Wir beten und hoffen, dass alle die verletzt sind, bald wieder gesund werden." Ausdrücklich bedankte er sich bei den Rettungskräften, "die heute wieder schnell im Einsatz waren". Es sei ein schlimmes Ereignis, dass ihn betroffen mache.
Innenminister Herrmann lobt Arbeit der Rettungskräfte
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte den Einsatz der Rettungskräfte. Alle Verletzten seien innerhalb von einer Dreiviertelstunde bis maximal einer Stunde aus dem Zug geborgen worden, sagte Herrmann. Die Bergung des Waggons gestalte sich sehr schwierig, so Herrmann. Man könne nicht ausschließen, dass unter dem Waggon noch weitere Tote lägen. An dem Unglück sei kein anderer Zug oder ein anderes Fahrzeug beteiligt gewesen, so Herrmann. Die Kriminalpolizei müsse nun in Zusammenarbeit mit der Bahn Tatortarbeit leisten, um die Unglücksursache zu klären.
Zentrale Informationsnummer für Angehörige und Hinweise
Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd hat für Vermisstenanfragen von Angehörigen sowie Hinweisen, die zur Aufklärung des Ereignisses dienen, folgende Telefonnummer freigeschaltet: 0800 / 7766350
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