Um kurz nach sechs Uhr am Mittwoch-Morgen brachen Polizisten die Tür zu der Wohnung im 2. Stock auf, in einem Altbaugebäude in der Innenstadt von Rosenheim. Der Beschuldigte war alleine und "sehr überrascht" von dem Eindringen der Beamten, so formulierte es ein Polizeisprecher.
Razzia in Rosenheim: Beschuldigter zeigt sich kooperativ
Er habe sich aber kooperativ gezeigt, die Durchsuchung hingenommen und später auch eingewilligt, aufs Revier zur Vernehmung gefahren zu werden. Ein Haftbefehl liegt laut Staatsanwaltschaft nicht vor. Es wurden Datenträger und Kommunikationsmittel sichergestellt, die nun ausgewertet werden.
Verdacht der Volksverhetzung und Leugnung des Holocaust
Beim Verdacht der Volksverhetzung gegen den Rosenheimer wiegt offenbar die Leugnung des Holocaust am schwersten. Das habe der Beschuldigte in mehreren Posts getan, so die Staatsanwaltschaft. Es handle sich dabei um eine gravierende Straftat, die mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft wird. Des Weiteren habe er Verschwörungstheorien mit strafbarem Inhalt verbreitet, unter anderem zur, so wörtlich, "Jagd auf das obere Verbrechersystem und dessen Säuberung" aufgerufen.
Außerdem wird dem Mann versuchte Nötigung in zwei Fällen vorgeworfen. In Schreiben an Behörden habe er allerlei Drohungen ausgestoßen, unter anderem das "jüngste Gericht" angekündigt. In diesen Schreiben gebrauchte er laut Staatsanwaltschaft Traunstein Begriffe und Argumentationen, wie sie von den sogenannten Reichsbürgern verwendet werden. Inwieweit er in dieser Szene verwurzelt sei, werde noch überprüft.
Telegram-Gruppe mit seltsamem Titel
Der Verdächtige hat laut Polizeisprecher zugegeben, eine Telegram-Gruppe mit dem Namen "King Ather reveals" zu betreiben. Was diese Benennung ausdrücken soll, ist noch unklar. Das Kommissariat Staatsschutz der Kriminalpolizei Rosenheim hatte Mitte des vergangenen Jahres Hinweise des Tiroler Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung verfolgt und den Kanal mit etwa 1.000 Followern beobachtet.
Weitere verdächtige Follower sollen enttarnt werden
Es seien intensive kriminalpolizeiliche Recherchen notwendig gewesen, um den 59-Jährigen identifizieren zu können, so der Polizeisprecher. Nun gehe es auch darum, möglicherweise verdächtige Follower zu enttarnen, die ihre Accounts mit Phantasienamen versehen.
Der Betreiber der Telegram-Gruppe bleibt erst mal auf freiem Fuß. Nach Vorlage der Auswertungsergebnisse wird die Staatsanwaltschaft Traunstein über die Anklageerhebung entscheiden.
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