Ein Schminktisch aus kanadischer Eiche, ein Fernsehsideboard lackiert mit schwarzen Schattenfugen, ein kunstvolles Schmuckkästchen – die Abschlussarbeiten der diesjährigen Schreiner-Meisterschüler aus Niederbayern und der Oberpfalz sind vielfältig. 18 Tage Zeit hatten die Prüflinge für Planung, Kalkulation und Anfertigung ihres jeweiligen Meisterstücks. Für einige Lehrlinge bedeutete das auch Arbeitsstunden bis spät in die Nacht hinein.
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"Fachkräfte werden gesucht und verdienen mehr Geld"
Nach einem Jahr Kurs am Bildungszentrum der Handwerkskammer (HWK) Niederbayern-Oberpfalz in Passau - bestehend aus Theorie und Praxis - dürfen sich 16 Lehrlinge nun Schreinermeister nennen. Ein wichtiger Schritt für ihre Zukunft, denn der Titel bringt viele Vorteile, erklärt Prüfungsvorsitzender Josef Sailer. Zum Beispiel dürfen nur Meister ihren eigenen Betrieb gründen und Ausbilden.
"Fachkräfte werden gesucht. Es ist für jeden eine Weiterentwicklung, den Meister zu machen. Und ein Meister verdient natürlich einiges mehr als ein Geselle." Prüfungsvorsitzender Josef Sailer
Der Kurs selbst am Bildungszentrum der HWK Niederbayern-Oberpfalz dauert knapp ein Jahr und lehrt Betriebsführung, Kundenberatung oder Kostenrechnung sowie Lackierungstechniken oder der praktische Umgang mit CNC-gesteuerten Holzbearbeitungsmaschinen.
Meisterausbildung soll kostenlos werden
Doch der Weg zum Meister ist teuer. Bereits die Ausbildung zum Gesellen bedeutet für einige Lehrlinge eine finanzielle Herausforderung: Im ersten Lehrjahr von insgesamt drei gibt es kein Gehalt. Viele Schüler müssen in dieser Zeit mit Unterstützung von der Familie rechnen. Die Kosten für den Meisterkurs belaufen sich auf etwa 10.000 Euro.
Bisher gibt es unterschiedliche, staatliche finanzielle Unterstützung, wie beispielsweise das Meister-Bafög. Jedoch soll die Weiterbildung zum Meister in Bayern kostenlos werden, kündigte Ministerpräsiden Markus Söder (CSU) bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion an. Damit soll vor allem der Wert der Meisterausbildung im Vergleich zu einem kostenlosen akademischen Studium angehoben werden. Der Freistaat wäre damit das erste Bundesland.
Meisterkurse 2023 ausgebucht
Trotz der noch hohen Kosten für die Meisterkurse, sind diese bei den Lehrlingen beliebt. "Bei der Meisterausbildung läuft es im Moment hervorragend, die Leute sind unglaublich willig", sagt Josef Sailer von der HWK Niederbayern-Oberpfalz. "Der Kurs, der jetzt begonnen hat, ist voll. Der Kurs im September auch und der Kurs im Mai 2024 ist auch schon zur Hälfte voll."
Mit ihrem Meisterprüfungsprojekt können die Lehrlinge nochmal ihr Können präsentieren: Sie kombinieren verschiedene Materialien, wie Holz, Glas, und Metall. Oft wird auch eine Beleuchtung integriert. Am Ende wird das Stück in einem eigens dafür angefertigten Raum präsentiert. Dieser besteht aus Wand, Decke, Boden, Fenster oder einer Tür. "Die angehenden Meister sind die besten in ihrem Gewerk", sagt Josef Sailer.
Die 18 Meisterstücke der diesjährigen Absolventen sind kreative Unikate mit einem Versicherungswert in Höhe von 262.000 Euro.
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