Ein Linienbus steckt in einem riesigen Krater, der sich auf einer Straße im Münchener Stadtteil Trudering aufgetan hat (Archivbild vom 21.9.1994).
Bildrechte: Frank Mächler/dpa
Audiobeitrag

Der Tag danach: Ein Linienbus steckt in einem riesigen Krater, der sich auf einer Straße im Münchener Stadtteil Trudering aufgetan hat.

Audiobeitrag
>

Vor 30 Jahren in München: Unglück am "Truderinger Loch"

Vor 30 Jahren in München: Unglück am "Truderinger Loch"

Es war das schwerste Unglück in der Geschichte des Münchner U-Bahn-Baus: Am 20. September 1994 ist in der Truderinger Straße plötzlich ein riesiges Loch entstanden und hat einen Bus regelrecht geschluckt. Könnte so etwas auch heute noch passieren?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Der 20. September 1994 war ein schwarzer Tag in München. Bei einem schweren Unglück an einer U-Bahn-Baustelle im Stadtteil Trudering starben drei Menschen.

Altraumhafte Momente für Fahrgäste

Rückblick: Es geschieht im Feierabendverkehr kurz vor 19 Uhr. Die Fahrbahndecke der Truderinger Straße bricht plötzlich ein, ein riesiger Krater tut sich auf. Ein Linienbus stürzt fast senkrecht in das zunächst zehn mal zehn Meter große Loch. Es sind alptraumhafte Momente für die Fahrgäste.

Ein Fahrgast erzählte damals, er sei in der Mitte des Busses gesessen, und andere Menschen seien über ihn hinweggefallen. Er selbst habe sich "irgendwie halten" können. Andere haben das nicht geschafft. Sie müssen unter dramatischen Bedingungen aus dem Bus gerettet werden: Bauarbeiter werfen Leinen hinunter, die sich die Fahrgäste im Wasserloch um den Bauch binden, damit sie hochgezogen werden können. So hat es der Augenzeuge später geschildert.

Leichen erst nach Monaten gefunden

36 Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Zwei Fahrgäste - eine 43-jährige Frau und ein 27-jähriger Mann - ertrinken im Wasser, das in den Bus eindringt. Ein österreichischer Bauarbeiter, der den Busfahrer noch warnen wollte und mit in die Tiefe gerissen wurde, wird ebenfalls getötet. Zwei der Leichen werden erst Monate später gefunden.

Gewaltiger Wasser- und Kieseinbruch

Das Unglück ereignete sich an einer Baustelle der U-Bahn zum Messegelände Riem. Risse in der Erde hatten zu einem gewaltigen Wasser- und Kieseinbruch geführt.

Der Untergrund der Landeshauptstadt besteht nach Angaben des städtischen Baureferats aus zwei Schichten: Die obere Schicht ist wasserdurchlässig und enthält viel Grundwasser, die darunter ist wasserundurchlässig und relativ stabil.

Doch die Grenze zwischen diesen beiden Schichten sei mit der Zeit verschiedenen Witterungseinflüssen wie Frost und Trockenheit ausgesetzt gewesen. Dadurch seien die Risse entstanden - ähnlich, wie sich Risse in ausgetrockneten Schlammpfützen bildeten. Das "Anzapfen" der Risse von unten an der U-Bahn-Baustelle und das dadurch austretende Wasser seien wohl die Ursache des Einsturzes gewesen.

Schaulustige am "Truderinger Loch"

Doch zurück zum Unglückstag vor 30 Jahren: Die Bergungsarbeiten stellen auch die Bauleitung vor eine große Herausforderung und werden von Schaulustigen am "Truderinger Loch“, wie es genannt wird, verfolgt. Viele Anwohnerinnen und Anwohner machen sich aber auch Sorgen, dass noch mehr passieren könnte. "Die Angst bleibt", bis der U-Bahn-Bau abgeschlossen sei, sagt eine Frau.

Ermittlungen und Strafprozess eingestellt

Die Ermittlungen wegen möglicher Planungsfehler beim U-Bahn-Bau wurden nach Jahren eingestellt, ebenso ein Strafprozess gegen Bauleiter und Poliere gegen eine Zahlung von 32.000 Mark. Gutachter hatten sie entlastet: Bei den Probebohrungen vor Beginn der Bauarbeiten hätte man die Sandrisse allenfalls zufällig entdecken können, so die Experten.

Neue Technik bannt Gefahr

Heute arbeite man bei modernen Tunnelbauten etwa für die U5 mit vorgeschobenen, wasserdichten Tunnelschalen, heißt es beim städtischen Baureferat. Dadurch bestehe die Gefahr eines Einbruchs wie in Trudering vor 30 Jahren nicht mehr.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!