(Symbolbild) Eine Siamkatze erkundet an der Leine die Natur. Ein harmloser Trend oder ist das eine Gefährdung des Tierwohls?
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Katzen an der Leine: Artgerecht oder Tierwohlgefährdung?

Katzen an der Leine: Artgerecht oder Tierwohlgefährdung?

Vom Stubentiger zum Freigänger: Mit Halsband und Leine sollen Hauskatzen sicher die Außenwelt erkunden können. In den sozialen Medien stößt die Idee auf Begeisterung, Kritiker sehen darin eine Tierwohlgefährdung. Das sagen Expertinnen zu dem Trend.

Zugegebenermaßen: Es ist ein ungewöhnliches Bild, das sich bietet, wenn eine Katze an der Leine läuft. In den sozialen Medien scheint das Phänomen populärer zu sein, unter den Schlagworten #CatsOnALeash oder #LeashTrainingCats finden sich zahlreiche Bilder und Videos von leinengeführten Katzen – in der Großstadt, in den Bergen, am Strand.

Zwischen den begeisterten Kommentatoren finden sich auch einige Kritiker. Eine Katze gehöre nicht an eine Leine, das sei nicht artgerecht, heißt es. Manche nennen das Katzengassi sogar Tierwohlgefährdung. BR24 hat bei Expertinnen nachgefragt.

Katzen an der Leine: "Man erspart sich viele Tierarztkosten"

An der Leine können gelangweilte Stubentiger ihrem Bewegungsdrang und natürlichen Jagdinstinkt sicher nachgehen – ohne tatsächlich zu jagen, sagt Malyavati Klapper, Katzentrainerin aus Österreich. Beim Spaziergang an der Leine stärken die Katzen zudem die Beziehung zu ihrem Menschen.

Gerade in urbanen oder viel befahrenen Orten sei ein uneingeschränkter Freigang oft nicht möglich, ohne das Tier einer großen Gefahr auszusetzen, so Klapper. Auch auf dem Land lauern für frei laufende Katzen Gefahren: aggressive Hunde und andere Katzen, Autos und Wildtiere. Sicherer sei der Auslauf an der Leine: "Man erspart sich viele Tierarztkosten".

Überforderung und Stress: Risiken des Katzengassi

Ein vollwertiger Ersatz für den Freigang sei das Spazieren an der Leine jedoch nicht, so die Einschätzung von Angelika Firnkes, Tierverhaltenstherapeutin von der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Für unterforderte Wohnungskatzen kann es eine Bereicherung darstellen, aber das Geschirrtraining sowie die Umweltreize können auch zu Überforderung und Stress führen".

Wenn Katzen im Freien erschrecken, fliehen sie außerdem instinktiv – möglicherweise auf einen Baum. "Insbesondere im Gebüsch und in Bäumen besteht das Risiko, dass sich die Leine verheddert oder die Katze unter Umständen abstürzt".

Strangulationsgefahr: Vorsicht bei Halsbändern, Geschirr und Leinen

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) (externer Link) warnt grundsätzlich vor Halsbändern, Geschirren und Leinen für Katzen. Sie könnten das Tier verletzen oder sogar strangulieren. Speziell Halsbänder sollten von daher nicht an Katzen angelegt werden.

Zum Spazieren empfiehlt das LGL ein Geschirr. Es müsse passgenau sitzen und dürfe auf keinen Fall einschneiden, erklärt Firnkes. Aufgrund des Verletzungsrisikos sollte ein Geschirr aber nur unter Aufsicht getragen werden, so das LGL.

Spazieren an der Leine: nicht ohne Gewöhnung

Auch Katzentrainerin Klapper warnt, für Wohnungskatzen könne es traumatisierend sein, das Tier ohne vorheriges Training anzuleinen und mit ihm raus auf die Straße zu gehen. Wie auch Tierverhaltenstherapeutin Angelika Firnkes rät sie zu einer langsamen Gewöhnung, beginnend mit dem Geschirrtraining. "Das Wichtigste ist, dass sich die Katze mit allem wohlfühlt".

Das Training sollte kleinschrittig aufgeteilt über einen längeren Zeitraum stattfinden. "Man sollte immer darauf achten: Wie viel kann ich der Katze zumuten?", rät Klapper. Und dabei: "Immer mit Belohnung arbeiten".

Tierwohlgefährdung? Das sagen die Expertinnen

Angelika Firnkes kann das Leinentraining für Katzen nicht pauschal empfehlen oder ablehnen. Eine Entscheidung dafür sei von mehreren Faktoren abhängig: Es komme unter anderem auf Charakter, Alter und Gesundheit der Katze, sowie Trainingsbereitschaft und Einfühlungsvermögen des Halters an. Auch die Umgebung spiele eine Rolle.

Es ist eine Abwägungssache, sagt auch Malyavati Klapper: "Es ist nicht für alle Katzen zu empfehlen, aber man kann auch nicht sagen, es sei für alle Katzen schlecht".

Katzentrainerin: "Nicht alle Katzen lieben das"

In den sozialen Medien sehe man vor allem die "Abenteuer-Katzen", wie die Katzentrainerin sie nennt. "Die wollen alles Mögliche miterleben". Allerdings ist nicht jede Katze dafür geeignet, an der Leine im Freien zu spazieren. Vor allem bei ängstlichen Katzen rät Klapper von einem Leinentraining ab: "Nur weil man auf den sozialen Medien sieht, dass Katzen an der Leine gehen, heißt es nicht, dass man das mit seiner Katze unbedingt machen muss. Nicht alle Katzen lieben das". Für ängstliche Katzen könne sich stattdessen ein katzensicherer Balkon als Alternative anbieten.

Mit Informationen von dpa

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