Ein Mann in Schutzkleidung steht zwischen vielen Rohren, Leitungen und Kabeln.
Bildrechte: BR / Katrin Nöbauer

HyStorage-Projektleiter Christian Kosack in der Mischanlage: Hier wird Wasserstoff mit Erdgas vermischt.

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Wasserstoff in Erdgas-Speichern: Auch in Bayern möglich

Wasserstoff ist einer der Hoffnungsträger der Energiewende. Neben Netzausbau wären Speicher wichtig, am besten große, unterirdische. Inwiefern das hier in Bayern möglich ist, erforscht der Energiekonzern Uniper in Oberbayern. Mit ersten Ergebnissen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Projektleiter Christian Kosack läuft über den Bohrplatz "BWB6" - eine abgezäunte, betonierte Fläche mit technischen Gerätschaften und Containern darauf. Darunter liegt in rund 1.500 Metern Tiefe ein ehemaliger Erdgasspeicher, den das Forschungsprojekt HyStorage für seine Versuche nutzt. Ganz in der Nähe, in Bierwang im Landkreis Mühldorf, betreibt Uniper einen der größten Erdgas-Porenspeicher Europas. Die Versuchsanlage läuft unabhängig davon. Hier, auf dem Bohrplatz, stellt sich das Team von Uniper Energy Storage und weiteren Partnerunternehmen eine zentrale Frage: Kann Wasserstoff in Bayern unterirdisch gespeichert werden, so wie Erdgas?

Zum Artikel: "Wasserstoff statt Erdgas - Reichen die Speicher?"

Wasserstoff und bayerischer Sandstein - passt das?

Dass das in Norddeutschland möglich ist, ist bereits erwiesen: Dort lagern Uniper und andere Speicherbetreiber Erdgas in sogenannten Kavernenspeichern. Das sind große Hohlräume in 1.500 Metern Tiefe, die in das dort vorkommende Salz gespült wurden. In Bayern ist in derselben Tiefe Sandstein. Erdgas kann in den Zwischenräumen gespeichert werden, in sogenannten Porenspeichern. Jeder dieser Porenspeicher ist unterschiedlich. Dort können sich beispielsweise auch Wasser oder Erdöl befinden sowie Mikroorganismen, die Wasserstoff zersetzen könnten. Wie der poröse Untergrund auf Wasserstoff reagiert, soll das Projekt HyStorage herausfinden.

So läuft das Forschungsprojekt HyStorage ab

Projektleiter Kosack steht in der Mischanlage: ein Container, in dem sofort die gelben Rohre ins Auge stechen. Durch sie läuft Erdgas, das noch in der alten, unterirdischen Lagerstätte vorhanden ist. Dazu wird Wasserstoff gemischt, geliefert per Lkw. Das Gasgemisch wird anschließend im Verdichter, dem "Herzstück der neuen Anlage", unter Druck gesetzt und dann durch die Bohrung in die ehemalige Erdgaslagerstätte gepresst: "Hier ist ein 1.500 Meter langes Rohr, das muss man sich auch erst mal vorstellen", zeigt der Projektleiter am sonst eher unspektakulär aussehenden Bohrlochkopf.

Erster Versuch: 90 Prozent des Wasserstoffs "ausgespeichert"

Im ersten Schritt haben die Forschenden im September ein Gemisch aus Erdgas und fünf Prozent Wasserstoff in die alte Lagerstätte gepresst. Nach drei Monaten haben sie das Gas wieder heraufgefördert – "ausgespeichert", wie man sagt – und es genau analysiert. Dabei konnten sie noch etwa 90 Prozent des Wasserstoffs nachweisen. "Wir sind sehr froh darüber, dass wir damit jetzt zeigen konnten, dass wir im Porenspeicher durchaus die Möglichkeit haben, auch Wasserstoff zu lagern", meint Projektleiter Kosack.

Das sind die nächsten Schritte

In den nächsten Projektphasen will das HyStorage-Team den Wasserstoffanteil am Gasgemisch erhöhen, erst zehn und dann 25 Prozent Wasserstoff in den Speicher einbringen und beobachten, welche Wechselwirkungen es gibt. Damit die Erkenntnisse auch auf andere Porenspeicher übertragbar sind, laufen vor Ort zahlreiche Versuche und Messungen. Dazu hat sich Uniper mit anderen Unternehmen und interdisziplinären Partnern zusammengeschlossen. Denn das Forschungsprojekt ist sehr teuer und wird nicht öffentlich gefördert.

Großes Potenzial für Bayern erwartet

Bis 2025 läuft das Projekt HyStorage noch: "Wir versuchen, das Gelernte herauszukristallisieren, um dann zu sagen, was kostet denn so was eigentlich? Ist das großvolumig möglich und ist Bayern dafür geeignet, einer der großen Wasserstoffspeicher Europas zu werden?", sagt Unipers Chief Operating Officer (COO) Holger Kreetz. Von der Geologie her sei Bayern prädestiniert, nun müsse sich noch die Machbarkeit zeigen. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), ein "bekennender Wasserstoff-Fan", wie er selbst sagt, dankte Uniper und den Partnerunternehmen für die Vorleistung im Forschungsprojekt und betonte, er wolle sich weiterhin für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft einsetzen.

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