Bruder Abraham Sauer ist in Münsterschwarzach in der Verwaltung tätig und koordiniert die Flüchtlingsarbeit der Benediktiner-Abtei. Jetzt steht der Mönch wegen Beihilfe zum unerlaubtem Aufenthalt ohne erforderlichen Aufenthaltstitel vor Gericht. Konkret geht es um den Fall eines 25-jährigen abgelehnten Asylbewerbers. Noch heute soll am Amtsgericht Kitzingen das Urteil fallen. Da das Verfahren das erste dieser Art gegen einen Ordensangehörigen in Bayern ist, wird das Urteil mit Spannung erwartet.
Kirchenasyl für abgelehnten Asylbewerber aus dem Gazastreifen
Vor Gericht muss der Benediktinermönch erklären, aus welchen Motiven er im August 2020 einen abgelehnten Asylbewerber aus dem Gazastreifen ins Kirchenasyl aufnahm. Nach dem Dublin-Verfahren sollte der junge Mann nach Rumänien zurück, so der Rechtsanwalt des Mönchs. Dort habe er die Europäische Union zum ersten Mal betreten und sich registriert.
Zum Gerichtsverfahren kommt es, da die zuständige Richterin eine Hauptverhandlung für erforderlich hält und einen von der Staatsanwaltschaft ausgestellten Strafbefehl gegen den Mönch nicht unterschrieben hatte.
Abtei Münsterschwarzach beherbergt Geflüchtete seit 2014
Im Vorfeld wollten sich die Verantwortlichen des Klosters nicht zu dem Fall äußern. Die Abtei hoffe, dass die Verhandlung zur Klärung der rechtlichen Situation des Kirchenasyls beitrage. Seit 2014 werden Geflüchtete auch auf dem Münsterschwarzacher Klostergelände beherbergt. Derzeit sind es 36. Kirchenasyl ist dabei die Ausnahme. Vor drei Jahren erhielt die Abtei für ihre Flüchtlingsarbeit den Integrationspreis des Landkreises Kitzingen.
27 Verfahren gegen Kirchenangehörige wegen Kirchenasyl
Nach Auskunft des bayerischen Justizministeriums wurden im Freistaat 2020 insgesamt 27 Verfahren gegen Kirchenangehörige wegen der Gewährung von Kirchenasyl neu eingeleitet. Wie viele davon noch anhängig seien, konnte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage nicht sagen.
Der Verein "matteo - Kirche und Asyl" erklärte sich solidarisch mit allen von den Ermittlungen Betroffenen. "Wir weisen den Versuch zurück, aufrechte Christenmenschen für ihre Taten der Barmherzigkeit in Bayern zu kriminalisieren", heißt es in einer in Nürnberg veröffentlichten Erklärung.
Ähnlicher Fall in Oberfranken um Äbtissin Mechthild Thürmer
Für Schlagzeilen hatte zuletzt der Fall von Mutter Mechthild Thürmer gesorgt, Äbtissin des oberfränkischen Klosters Kirchschletten. Die Ordensfrau sieht sich mehreren Strafverfahren wegen Beihilfe zu unerlaubtem Aufenthalt gegenüber, weil sie Frauen in besonderen Notlagen ins Kirchenasyl aufgenommen hat. In einem Fall sollte ihr bereits Ende Juli 2020 vor dem Amtsgericht Bamberg der Prozess gemacht werden. Er wurde kurzfristig abgesagt, nachdem in zwei weiteren Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet worden waren. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es noch nicht.
Bayerische Bischöfe stellen sich hinter Ordensfrau
Zuletzt hatte die Vollversammlung der bayerischen Bischöfe der Benediktinerin den Rücken gestärkt. "Die Bischöfe sehen keinen Grund für eine Verurteilung", sagte Kardinal Reinhard Marx Anfang Oktober in München. Die Ordensfrau habe sich an alle Absprachen zwischen Staat und Kirche beim Kirchenasyl gehalten.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!