Der Weltacker im Landshuter Stadtteil Schönbrunn zeigt auf, wie viel Ackerland einem einzigen Menschen auf dem Globus jeweils zur Verfügung steht. Grundlage ist eine einfache Rechnung: Derzeit leben etwa 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde – bei 1,4 Milliarden Hektar Ackerfläche. Daher muss jeder Mensch rund gerechnet mit 0,2 Hektar bzw. 2.000 Quadratmetern Ackerland auskommen. Das ist eine Fläche etwas weniger als ein halbes Fußballfeld. Diese muss umgerechnet auf die Weltbevölkerung zur Ernährung eines Menschen ausreichen.
Pro Mensch: ein Acker kleiner als ein halbes Fußballfeld
Die rund zehn Aktiven des vor einem Jahr gegründeten Weltackervereins Landshut – darunter kein einziger hauptberuflicher Landwirt - haben auf ihrem 2.000 Quadratmeter großen Weltacker an den Isarauen in Schönbrunn im Frühjahr per Hand die 38 wichtigsten Kulturen maßstabsgetreu angebaut. Von Getreide über Mais und Soja bis hin zu Gemüse, Öl- und Tabakpflanzen. Alles eben, was ein Mensch zum Leben braucht: Lebensmittel, Futter fürs Vieh, das nicht auf die Weide geht (beispielsweise Schweine und Hühner), Baumwolle für Kleidung, Energieträger (Bio-Diesel und Biogas) sowie Tabak.
Lernort für nachhaltige Entwicklung
Der Weltacker ist als Ort zum Lernen gedacht: "Wir wollen Zahlen anschaulich und begreifbar machen", sagt Markus Roos, einer der Initiatoren. Im Hauptberuf ist er Sozialpädagoge. Der Acker ist begehbar, komplexe Themen der Welternährung, landwirtschaftlicher Anbau, Konsum, Klimaerwärmung, Arten- und Biotopschutz werden mittels Schautafeln begreifbar gemacht.
Leben auf Kosten anderer
Der Weltacker in Landshut zeigt aber auch: Wir Deutsche leben in Sachen Ernährung und Kleidung über unsere Verhältnisse. Der Durchschnittsdeutsche nämlich braucht nach Berechnungen tatsächlich 2.700 Quadratmeter Ackerfläche. Das heißt 700 Quadratmeter werden sozusagen importiert und fehlen den Menschen woanders, erklärt Klaus Karg, von Beruf Maschinenbauingenieur. Das liege daran, dass in Deutschland zu viel Fleisch gegessen werde - vor allem Schweinefleisch. Denn die Weltackerfläche von 2.000 Quadratmetern reicht gerade einmal aus, um zwei Schweine zu mästen. Außerdem würden in Deutschland zu viele Lebensmittel weggeschmissen und es wird zu viel billige Kleidung gekauft – Stichwort Baumwollanbau.
Mehr Gerechtigkeit in der Welternährung, weniger Grund für Flucht
Ziel müsse es ein, so die Initiatoren, dass auch Deutschland mit 2.000 Quadratmeter Ackerfläche pro Mensch auskommt. Das führe zu mehr Gerechtigkeit in der Welternährung. Und wenn alle Menschen überall auf der Welt genügend zum Essen hätten, sagt Karg, gebe es auch schon einen ganz entscheidenden Grund weniger für Krieg und Flucht.
Im August wird der Weltackerverein erstmals mit der Ernte beginnen. Für das Projekt werden noch weitere Mitstreiter gesucht. Unterstützt wird das Projekt auch vom Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn mit der ersten ökologischen Landbauschule Deutschlands, das die 2.000 Quadratmeter Weltackerfläche zur Verfügung stellt, sowie vom Bezirk Niederbayern.
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