Im Sommer 2023 ist die Idee entstanden: "Wir veranstalten ein Konzert mit Abba-Schlagern und sammeln damit Geld für die Nachbarschaftshilfe." Heute sagen die Organisatorinnen: Sie haben damit eine Welle ausgelöst, mit der sie nie gerechnet hätten. In der Nachbarschaftshilfe war man total begeistert von dem Konzert-Vorschlag. Aber da dachten sie noch an ein Gartenkonzert, berichtet Elke, die im Vorstand der Nachbarschaftshilfe sitzt.
Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer
Aber so klein wollten weder Petra noch Malgosia anfangen. Beide hatten mehr vor. Sie haben einen Projektchor auf die Beine gestellt, der von einer fünfköpfigen Band begleitet wird. Malgosia kümmert sich als Profimusikerin um den musikalischen Teil, dirigiert und spielt Gitarre in der Band.
Petra organisiert den ganzen Rest. Und sie erzählt: Sobald die Idee in der Welt war, sei die Post abgegangen: "Es war sagenhaft, es hat einen Zuspruch gefunden, wir wurden per Mundpropaganda regelrecht überrannt und hatten innerhalb kürzester Zeit 45 Sänger, die bereit waren, mit uns auf die Reise zu gehen."
Chor-Idee erweist sich als Volltreffer
Und damit nicht genug: Wie im Schneeballsystem hätte sich die Nachricht von dem Konzert-Chor für die Nachbarschaftshilfe herumgesprochen. Petra bekam laufend neue Anfragen, manche hätten sogar eine Bewerbung geschickt: "Dann dachte ich mir, boah, das hat jetzt Dimensionen erreicht, das ist ja unglaublich." Sie mussten tatsächlich eine Art Warteliste aufmachen und Sängerinnen und Sängern letztlich sogar absagen. Und zwar aus ganz praktischen Gründen: Auf die Bühne im Pfarrstadl passen schlicht nicht mehr Leute.
Seit Januar wird nun geprobt, insgesamt siebenmal in der großen Runde. Den Rest müssen sich die Chormitglieder selbst beibringen – dazu hat Malgosia, die Musikerin, jede Chorstimme für jedes der zehn Lieder separat aufgezeichnet und als Audiofile verschickt. Der Plan geht auf. Von Mal zu Mal werden sie besser.
Der Clou: Der Ort rückt näher zusammen
Der Chor ist bunt zusammengewürfelt. Manche singen einfach gern und sind schon in anderen Chören aktiv, andere lieben die Abba-Songs, andere wollen die Sammlung für die Nachbarschaftshilfe unterstützen. Und so sitzen plötzlich Menschen nebeneinander, die sich bisher weder jemals über den Weg gelaufen sind, noch vom Sehen kannten – obwohl Weßling eine an sich überschaubare Größe von rund 4.000 Einwohnern hat.
Der Chor und das Konzert sind zum Gesprächsthema im Ort geworden. Selbst Elke, die über die Nachbarschaftshilfe an sich schon gut vernetzt ist, sagt: "Ich hab neue Leute kennengelernt, auch andere Altersgruppen. Also ich finde, der Ort verändert sich dadurch. Da gibt's viel mehr Gemeinschaft."
Weßling als Vorbild
Nikola nickt. Sie ist vor einigen Jahren aus Weßling weggezogen, aber es war trotzdem keine Frage, ob sie im Chor mitmacht. Weil es ihr so viel Freude bereitet, macht es ihr auch nichts aus, eigens für das Konzert das Gitarrespielen zu lernen. Seit November übt sie deshalb täglich. Sogar auf einer Autofahrt nach Mailand konnte sie die Finger nicht von der Gitarre lassen, schmunzelt sie.
Und wenn Nikola Freundinnen an ihrem aktuellen Wohnort Greifenberg von dem Projekt erzählt, würden die sie regelrecht darum beneiden. Nikola sagt deshalb: "Das macht Weßling aus. Weßling kann das." Jetzt gilt es aber erstmal, am 9. Juni das Konzert mit dem Projektchor und den Abba-Schlagern zu bestreiten. Ob sie danach weitermacht mit dem Gitarrespiel, das weiß sie jetzt noch nicht.
- Zum Artikel: "Nein heißt Nein": ABBA schließen Eurovision-Auftritt 2024 aus
Dieser Artikel ist erstmals am 23. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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