Das gigantische Stahlgerüst ist komplett. Auf 680 Metern führt die Brücke über die Mangfall, den Kanal, ein Industriegebiet und eine Bahnlinie. Eine Herausforderung für die Tiefbauer, denn der Untergrund besteht aus sogenanntem Seeton, einer feinkörnigen Substanz, die höchst instabil ist. Gigantische Pfähle aus Stahl-Beton mussten bis zu 50 Meter tief in der Erde verankert werden, um ein tragfähiges Fundament zu schaffen.
Erkenntnisse für den Bau des Brenner-Nordzulaufs
Es gibt für dieses Vorgehen bisher kein Regelwerk, die Rosenheimer haben Neuland betreten, das viele neugierig macht. Wissenschaftler der TU-München begleiten das Projekt, sie hoffen auf Erkenntnisse, die künftig das Bauen auf Seeton leichter machen. Vor allem die Bahn schaut auf den Bau dieser Straße, weil auch die geplante Brennertrasse mit dem Seeton zu kämpfen haben wird. Das aber nur an kurzen Abschnitten, weil die gewählte Trasse einen weiten Bogen um das Seeton-Becken bei Rosenheim macht.
Kostensteigerung durch Verzögerungen
Das Gerüst für die erste Brücke ist geschafft, jetzt beginnt die heiße Phase für die zweite große Brücke. Die wird weiter nördlich für die Bahnstrecke München-Salzburg gebaut, unter der die Westtangente hindurchführen soll. Auch hier müssen erst bis zu 40 Meter lange Stahlbeton-Pfosten den Boden stabilisieren. Wegen unerwarteter Probleme mit dem Untergrund am Bahndamm kam es zu Stillstand und Verzögerungen, die sich auch in den Kosten niederschlagen werden. 234 Millionen Euro sind bisher veranschlagt, dabei wird es aber nicht bleiben. Die Nachforderungen der Baufirmen kommen erst, deswegen ist eine genaue Prognose schwierig.
Hoffnung auf Freigabe eines weiteren Abschnitts der B15
Die Brücke mit der Anbindung an das Industriegebiet Aicherpark muss noch betoniert werden, braucht Lärmschutzwände und vor allem Zufahrtsrampen. Sie soll in etwa einem Jahr fertig sein. Möglicherweise kann dann eine Freigabe eines weiteren Teilstücks der B15 erfolgen. Ein Gutachten ist in Auftrag gegeben, Gespräche mit den betroffenen Gemeinden laufen, so das Rosenheimer Bauamt. Viele Menschen in Rosenheim und auch Kolbermoor hoffen dann auf eine spürbare Entlastung vom LKW-Verkehr. Die gesamte Tangente für eine schnellere Verbindung von der A8 Richtung Landshut und Regensburg wird wohl erst 2025 fertig werden – aber nur, wenn der Seeton keine weiteren Probleme bereitet.
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