Die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München wird nach übereinstimmenden Medienberichten viel teurer werden und viel später in Betrieb gehen als geplant. Der Bau verteuere sich mindestens um rund 1,5 Milliarden Euro, berichtete der "Münchner Merkur" unter Berufung auf beteiligte Politiker. Die Gesamtkosten dürften demnach wohl die Summe von fünf Milliarden Euro weit durchschlagen, bisher war mit maximal 3,8 Milliarden Euro kalkuliert worden.
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Auch die "Süddeutsche Zeitung" meldet, dass die Kosten drastisch steigen. Zudem verzögere sich das Projekt massiv: Demnach fahren die ersten Züge nicht 2028, sondern erst 2033. Laut "Münchner Merkur" ist mit der Fertigstellung sogar erst 2034 zu rechnen.
Stammstrecken-Gipfel in Staatskanzlei geplatzt
Um die Mehrkosten dürfte es heftigen politischen Streit zwischen Bund, Freistaat und Stadt München geben. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wurde eigentlich am heutigen Donnerstag zu einem Krisengespräch in der bayerischen Staatskanzlei mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dem bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und der Zweiten Bürgermeisterin von München, Katrin Habenschaden (Grüne), erwartet. Doch der Termin ist laut "Merkur" geplatzt: Wissing sagte demnach am Abend ohne Angabe von Gründen ab.
Bernreiter selbst, der auch zu dem Treffen hatte kommen wollen, wirkte in der Früh im Bayerischen Rundfunk überrascht: "Ich habe die Meldung bekommen, dass der Termin abgesagt ist, aber das kann ich noch nicht verifizieren, dafür ist es noch zu früh am Morgen." Überraschenderweise hat sein Ministerium allerdings kurz darauf zu einer Pressekonferenz mit ihm zur zweiten Stammstrecke am Vormittag um 10.30 Uhr eingeladen.
Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte, die DB stehe mit den Projektpartnern im regelmäßigen Austausch. "Das umfasst auch die Zeit- und Kostenpläne des Projekts. Zu der Berichterstattung möchten wir uns nicht äußern."
Nadelöhr Stammstrecke in München
Alle Münchner S-Bahnen müssen auf der 1972 zu den Olympischen Spielen eröffneten Stammstrecke in einem Tunnel die Münchner Innenstadt unterqueren. Um dieses Nadelöhr zu entlasten, wird auf rund zehn Kilometern eine zweite Stammstrecke gebaut.
Im Oktober 2016 haben der Bund und der Freistaat Bayern die gemeinsame Finanzierung vereinbart. Danach trägt der Bund 60 Prozent der förderfähigen Baukosten. Zugrunde lagen die damals von der Deutschen Bahn errechneten Gesamtkosten von 3,85 Milliarden Euro.
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