Das Team des Erinnerungsortes "Badehaus" wird mit dem "Obermayer Award" für seine Erinnerungsarbeit ausgezeichnet.
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Das Team des Erinnerungsortes "Badehaus" wird mit dem "Obermayer Award" für seine Erinnerungsarbeit ausgezeichnet.

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US-Auszeichnung für Erinnerungsort "Badehaus" in Wolfratshausen

Der Wolfratshausener Erinnerungsort "Badehaus" wird mit dem "Obermayer Award" der US-Stiftung "Obermayer Foundation" ausgezeichnet. Sie ehrt Bürger oder Einrichtungen, die sich für den Erhalt jüdischer Geschichte und Kultur in Deutschland einsetzen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Das Wolfratshausener "Badehaus" setzt sich für den Erhalt jüdischer Geschichte und Kultur ein. Deshalb wird der Erinnerungsort jetzt von der "Obermayer Foundation" ausgezeichnet. Die Organisation aus Massachusetts ehrt seit rund zwanzig Jahren Menschen oder Einrichtungen in Deutschland, die sich besonders für jüdisches Leben einsetzen oder Begegnungs- und Erinnerungsorte schaffen und erhalten.

Rund 40.000 Stunden Ehrenamt stecken im "Badehaus"

Das "Badehaus" bekommt den Preis "für herausragendes Engagement zur Bewahrung jüdischer Geschichte und zur Bekämpfung von Vorurteilen in der heutigen Zeit", so die Begründung der Stiftung.

Für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Auszeichnung eine große Anerkennung für ihre jahrelange Arbeit: "Wir freuen uns riesig! Es ist unser erster Preis und noch dazu eine renommierte amerikanische Auszeichnung. Dankbar und stolz nehmen wir diesen Preis als Würdigung unserer jahrelangen Erinnerungsarbeit entgegen, in der rund 40.000 Ehrenamtsstunden stecken", so eine Sprecherin des Erinnerungsortes auf BR-Anfrage.

Erinnerungsort und Begegnungsstätte zugleich

Das "Badehaus" in Wolfratshausen dokumentiert die Geschichte einer Siedlung seit ihrer Gründung 1939. Das ursprünglich für Zwangsarbeiter in einer nahegelegenen Rüstungsfabrik errichtete Lager wurde nach dem Krieg als Unterkunftsort für jüdische Holocaust-Überlebende, sogenannte "Displaced Persons", und später als Zufluchtsort für Heimatvertriebene genutzt.

Der Erinnerungsort ist ein Lernort und eine Begegnungsstätte zugleich. Besitzer und Betreiber ist der Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V.", der das Gebäude vor dem Abriss rettete, sanierte und als Museum konzipierte.

Preiseverleihung in Berlin

Die Preisträgerinnen und Preisträger der Obermayer Awards 2022 seien Vorbilder – nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern, sagte Joel Obermayer, Geschäftsführer der Organisation "Widen the Circle", die die Awards verwaltet. "Wir freuen uns besonders, dass unter den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern so viele sind, die mit jungen Menschen arbeiten. Denn wir brauchen das Engagement einer neuen Generation, um eine bessere Zukunft zu schaffen."

Die Verleihung des "Obermayer Awards" findet am 25. Januar 2022 im Berliner Abgeordnetenhaus im Rahmen der Veranstaltungen zum internationalen Holocaust-Gedenktag statt. Sie wird auch auf der Webseite des Berliner Abgeordnetenhauses übertragen.

"Ich bin froh, dass wir mit der Verleihung der Obermayer Awards ein Zeichen setzen können für Toleranz, Verständnis und Respekt", so der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Dennis Buchner.

Vorfahren des Stiftungsgründers stammten aus Deutschland

Die Stiftung, die die Auszeichnungen vergibt, wurde von Arthur S. Obermayer geschaffen, einem Vorstandsmitglied der amerikanisch-Jüdischen Gesellschaft, dessen Vorfahren aus Deutschland stammten.

Mit den Obermayer Awards werden in diesem Jahr neben dem Erinnerungsort "Badehaus" in Wolfratshausen noch folgende Personen oder Einrichtungen ausgezeichnet: Josef Wißkirchen aus Pulheim (Nordrhein-Westfalen), Shlomit Tripp und ihr Puppentheater Bubales (Berlin), der Förderkreis Synagoge Laufersweiler und Christof Pies (Rheinland-Pfalz), der Verein Treibhaus aus Döbeln (Sachsen) sowie die Geschichtswerkstatt "zeitlupe" aus Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern).

Die Preisträger werden weltweit vor allem von Jüdinnen und Juden vorgeschlagen, die damit ihre Anerkennung und Dank für die geleistete Arbeit aussprechen wollen.

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