Dass seine Piraten-Flaschenpost jemals ankommen wird, hätte der Würzburger Florian Plendl nicht zu träumen gewagt. Ehrlich gesagt, hatte er sie schon fast vergessen. Der angehende Ingenieur ist mittlerweile 25 Jahre alt und erinnert sich nur noch dunkel an den Tag im Juli 2002. Damals macht er mit seiner Mutter einen Nordseeurlaub auf der Insel Juist. Und weil ihm seine Mutter immer Abenteuer- und Piratengeschichten erzählt, überredet er sie, eine Flaschenpost ins Meer zu werfen. In den Brief schriebt er: "Lieber Flaschenpost-Finder! Mein Name ist FLORIAN PLENDL, ich bin 5 Jahre alt und ein großer Nordseefan", dazu seine damalige Adresse in Würzburg.
Flaschenpost wird nach Sturm an Deich gespült
Dass irgendwann wirklich jemand die Flaschenpost finden und ihn kontaktieren würde, hätte er niemals erwartet, sagt Florian. Doch dieser Jemand ist Nicole Schönleben. Sie geht auf Borkum am Nordseestrand Gassi, als ihr "an der Deichkante", wie sie sagt, eine Plastikflasche auffällt. In ihr findet sie den ziemlich vergilbten, aber gut lesbaren Brief von Florian, erzählt sie einem Team des NDR, das BR24 zur glücklichen Finderin auf die Nordseeinsel Borkum geschickt hatte. "Ich hab sofort gesehen, da ist etwas anders, da ist etwas drin! Ich wollte schon immer eine Flaschenpost finden, das ist wirklich schön."
Vanessa Schönleben setzt eine Suchmeldung nach Florian auf Facebook ab und dann geht alles ganz schnell. Sie erhält hunderte Nachrichten von Menschen, die Florian oder seine Eltern kennen. Innerhalb von 24 Stunden wird ihr Aufruf 1.679 Mal geteilt. Viele Freunde von Florian oder seinen Eltern melden sich und stellen den Kontakt zwischen beiden her.
Erstes Videotelefonat von Finderin und Sender
Am vergangenen Sonntag haben sie das erste Mal mit einer Bildleitung miteinander gesprochen, Florian in Würzburg am Mainufer, Vanessa am Strand der Nordsee. Aufgenommen haben das Gespräch Teams von BR und NDR. Die beiden verstehen sich prächtig. Es stellt sich sogar heraus, dass Vanessa eine Exil-Mittelfränkin ist, die es vor einigen Jahren nach Borkum verschlagen hat.
Die angeblich älteste erhaltene Flaschenpost wurde übrigens 1864 am Kap Hoorn ins Wasser geworfen und drei Jahre später gefunden. Heute ist sie Teil der Flaschenpost-Sammlung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg. Die Sammlung umfasst rund 660 Flaschenpost-Briefe und ist damit wohl die größte Sammlung ihrer Art weltweit. Darunter ist auch ein Brief, der 1903 von einer deutschen Südpolexpedition bei Tasmanien ausgesetzt wurde und der erst 52 Jahre später ankam.
Florian Plendl hat extra für BR24 eine neue Piraten-Flaschenpost im Main auf die Reise geschickt: Vielleicht findet sie den Weg über den Rhein in die Nordsee. Wenn sich in 20 Jahren erneut ein Finder bei ihm meldet, werden wir es hier jedenfalls melden. Großes Piratenehrenwort!
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