Mountainbiker, die abseits der Wege durch die Natur radeln, sind ein großes Konfliktthema im Landkreis Kelheim. So groß, dass es in der Stadt Kelheim mittlerweile einen runden Tisch gibt, der sich mit dem Thema beschäftigt. Bürgermeister, Naturschützer, die zuständigen Behörden und Mountainbiker aus der Region versuchen, gemeinsam eine gute Lösung für den Mountainbike-Sport zu finden. Das Problem: die illegalen Trails. Immer wieder entdeckt Ernst Süß, der zuständige Revierförster, Holzhindernisse und Rampen, die Mountainbiker unerlaubt im Wald anbringen.
Illegale Trails: Bei Unfällen haftet der Forsteigentümer
Ein Reporter vom BR-Politikmagazin Kontrovers begleitet Förster Ernst Süß bei einer Routinekontrolle in seinem Revier in Essing. Und tatsächlich stößt er nach kurzer Zeit auf eine illegale Rampe. Die Bretter der Rampe sind noch dazu morsch, die Gefahr also für Mountainbiker groß, zu stürzen und sich zu verletzten, sollte die Rampe brechen. Ernst Süß ärgert sich über die illegalen Holzbauten. Weil sie gar nicht da sein dürften, noch dazu marode sind und auch, weil es gar nicht so einfach ist, sie abzubauen: "Wenn ich das jetzt wegtue und auf die Seite lege, dann fährt morgen vielleicht einer drüber, der dachte, dass die noch da ist und verletzt sich." Der Förster ist verpflichtet, unerlaubte Bauten aus Holz umgehend zu entfernen. Die rechtliche Lage ist oft schwierig zu beurteilen. Doch bei Unfällen im Forst, die durch solche Anlagen entstanden sind, kann unter Umständen der Forsteigentümer haften oder der gesetzliche Vertreter der Eigentümer - in diesem Fall Ernst Süß als Revierförster der Bayerischen Staatsforsten.
Video: Zoff im Wald: Wanderer contra Mountainbiker
Mountainbiker gründet Dialogforum
Für viel Aufregung sorgte im vergangenen Jahr, dass auf einer bekannten Mountainbiker-Strecke in Kelheim ein Nagelbrett gefunden wurde, eine große Gefahr für Moutainbiker wie für Wanderer. So kann es nicht weitergehen, steht für Ludwig Döhl fest. Er ist Mountainbike-Trainer im Landkreis Kelheim, trainiert hier auch eine Jugendgruppe und wünscht sich offizielle Trails, die alle Mountainbiker in der Region bedenkenlos nutzen können. Um die unterschiedlichen Parteien ins Gespräch zu bringen, hat er einen Blog geründet: "Trails of Kelheim". Der Blog soll ein Dialogforum sein, um allen in der Region eine Stimme zu geben und eine gemeinsame Lösung für ein Miteinander von Bikern, Wanderern und Förstern zu finden. Dort kommt beispielsweise auch Revierförster Ernst Süß in einem Interview zu Wort, in dem er erklärt, warum es aus seiner Sicht wichtig ist, Rücksicht auf den Wald zu nehmen.
Lösung in Aussicht: Kelheim soll offiziellen Trail bekommen
Und tatsächlich, pünktlich zum Jahresende sieht es nach einem Happy End für die Mountainbiker in Kelheim aus: In der letzten öffentlichen Sitzung in diesem Jahr hat der Stadtrat einstimmig für offizielle Mountainbike-Trails in Kelheim gestimmt. Mit Hilfe von Fördergeldern soll ein "legales, attraktives und umweltverträgliches Mountainbike-Netz für Mountainbike-Fahrer im Bereich Altmühl- und Donautal des Landkreises Kelheim" entstehen. Ein Erfolg, der zeigt: Wenn alle Parteien gesprächsbereit sind, lassen sich gute Lösungen finden, sowohl für die Mountainbiker als auch für den Wald.
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