Ein Jugendlicher hält einen Tortilla-Chip mit Handschuh in die Luft
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Ein Jugendlicher hält einen Tortilla-Chip mit Handschuh in die Luft

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Zu scharf: Bayerns Gesundheitsamt warnt vor "Hot Chip Challenge"

In sozialen Netzwerken werden Jugendliche von der Firma "Hot Chip" dazu animiert, bei einer "Challenge" mitzumachen. Es geht darum, extrem scharfe Chips zu essen und sich dabei zu filmen. Nun warnt das bayerische Gesundheitsamt vor diesen Chips.

Über dieses Thema berichtet: quer mit Christoph Süß am .

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit Sitz in Erlangen warnt eingehend vor dem Verzehr von extrem scharfen Tortilla-Chips. In der Werbung werden sie als "Hot Chip Challenge" angepriesen. Vor allem an Jugendliche richtet sich diese "Challenge", die scharfen Chips zu essen, sich zu filmen und die Clips dann im Internet zu teilen.

"Erhebliche Gesundheitsgefahren" nur durch das Einatmen

Das Gesundheitsamt hat nach Untersuchungen nun festgestellt, dass das Capsaicin in den Chips die Magenschleimhaut beschädigen und zu Erbrechen, Atemnot und Kreislaufkollaps führen kann. Erhebliche Gesundheitsgefahren seien auch durch das Einatmen des Capsaicin-Staubes möglich, teilte das Landesamt am Freitag mit.

Die untersuchten Tortilla-Chips enthielten hoch dosiertes Capsaicin, das den scharf brennenden Geschmack von Chilis verursacht. Der Capsaicin-Gehalt einzelner Produktchargen sei sehr unterschiedlich. Verbraucher könnten aber nicht erkennen, ob ein besonders hochkonzentriertes Produkt vorliegt.

Zwei Mädchen nach "Hot Chip Challenge" im Krankenhaus

"Wenn Sie in so einen scharfen Tortilla-Chip beißen", so der Biologe und Physiologe Thorsten Schwerte, "der dann im Mund zerstäubt, dann ist die erste Reaktion, weil der Körper eine starke Hitze fühlt, dass man mit Husten reagiert, um sich nicht zu verschlucken. Weil man aber auch atmen muss, kann der zerstäubte Chip in der Lunge landen", sagt Schwerte. Das könne lebensgefährliche Folgen haben.

Mitte Oktober hatten zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen bei einer "Hot Chip Challenge" mitgemacht und mussten anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Nach Polizeiangaben litten sie unter akuten Atemproblemen und Magenbeschwerden.

Was tun zur Linderung?

Wem der Mund nach dem Verzehr brennt, der sollte schnell für Linderung sorgen. Wasser hilft dabei nicht. Capsaicin ist Teil einer Fettsäure. Das heißt, es löst sich nicht in Wasser auf. Wasser mit Kohlensäure würde das Problem sogar noch verschlimmern, weil Kohlensäure die Blutgefäße weitet und somit die Kontaktfläche für den Scharfmacher noch einmal vergrößert, erklärt der Biologe. Besser sei es, Milch zu trinken, weil sich Fett darin löst.

Wer keine Luft mehr bekomme, massive Schmerzen in der Brust habe und deswegen das Gefühl, in Lebensgefahr zu sein, sollte auf jeden Fall den Rettungsdienst rufen, empfiehlt Christoph Hüser. Er arbeitet in der Universitätsklinik Köln unter anderem in der Notaufnahme.

Werden die scharfen Tortilla-Chips verboten?

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wird nun die Kommunen informieren, die dann wiederum Maßnahmen ergreifen müssen. Das kann etwa ein Produktrückruf sein. Auch das Verbraucherschutzministerium in Hessen hatte bereits Proben der "Hot Chips" untersucht und einen hohen Gehalt an Capsaicin und damit extreme Schärfe festgestellt. Für ein Verbot wartet es noch eine Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ab, hieß es vergangene Woche.

Im Video: Woher kommt das scharfe Capsaicin?

Eine Packung "Hot Chip Challenge"
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Eine Packung "Hot Chip Challenge"

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