Ein Konzert des früheren Pink-Floyd-Bassisten Roger Waters ist in München von Protesten begleitet worden. An der Kundgebung vor der Olympiahalle nahm auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, teil. Sie rief dazu auf, deutlich gegen Judenhass die Stimme zu erheben.
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Knobloch: Roger Waters verbreitet Hass
Trotz aller "markigen Worte aus der Politik", keinen Antisemitismus zu dulden, versage das Land seit Jahren, das umzusetzen, sagte Knobloch. Sie müsse feststellen, "Antisemitismus hat ganz offensichtlich einen Platz in diesem Land. Dieser Platz ist heute die Olympiahalle". Roger Waters verbreite "immer gleichen Hass, mit seinen Ausfällen gegen Israel und mit seinen Lügen und Verdrehungen", kritisierte die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Sie sei frustriert darüber, dass es nicht möglich gewesen sei, das Konzert zu verbieten. "Wenn die Gesetze dieses Recht nicht abbilden, dann müssen sie geändert werden."
Knobloch lieferte sich auch ein kurzes, aber lautes Wortgefecht mit einem Waters-Fan, der während ihrer Rede immer wieder "Roger Waters" skandierte. "Hör auf, geh rein, hör ihn an, wenn Du ihn so liebst", entgegnete Knobloch. Sie betonte: "Judenhass ist keine Meinung, Hass auf Israel ist keine Meinung."
70 Menschen demonstrieren vor Olympiahalle
Regenbogenfahnen und die von Israel und der Ukraine wehten am Abend im Olympiapark. Der Verein "München ist bunt!" hatte zum Protest aufgerufen - rund 70 Menschen nahmen daran teil. Alles sei friedlich verlaufen bei der Demonstration vor der Olympiahalle. Es sei zu keinen besonderen Vorkommnissen gekommen, erklärte ein Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums auf BR-Anfrage.
Zum Bündnis, das die Protestkundgebung organisierte, zählen der Rat der Religionen München, das evangelische Dekanat, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund München, der Kreisjugendring sowie aus der Parteienlandschaft SPD, Grüne, FDP, Rosa Liste und Volt.
Der evangelische Münchner Stadtdekan Bernhard Liess sagte, es sei "zutiefst problematisch", dass sich Roger Waters mehrfach grob antisemitisch geäußert habe und sich bei seinen "verstörenden Äußerungen" zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ebenfalls antisemitischer Verschwörungstheorien bediene.
Waters machen Antisemitismus-Vorwürfe "traurig"
Waters wird unter anderem für seine Nähe zur BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) kritisiert, die zum Boykott des Staates Israel und seiner Güter wegen der Palästina-Politik aufruft. Bei Konzerten ließ er Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen. Bei seinen bisherigen Deutschland-Konzerten gab es das Schwein noch immer – aber ohne den Davidstern. Auch Äußerungen zum Krieg in der Ukraine sorgten für Aufsehen. Waters behauptete etwa, dass Russlands Präsident Wladimir Putin damit den Faschismus in dem Land bekämpfen wolle und dass die USA ein Hauptaggressor sei.
Gegen Antisemitismus-Vorwürfe wehrt sich Waters. Sie machten ihn traurig, betont er auch heute auf seiner Facebook-Seite. Dort erzählt er auch, dass er die Gräber von Mitgliedern der Nazi-Widerstandsgruppe Weiße Rose in München besucht habe. Er erinnert an die institutionalisierte Ermordung der Juden in der NS-Zeit – und zog dann einen Vergleich zum Staat Israel heute, den er als "rassistisches Regime" bezeichnet, das das palästinensische Volk ermorde. Beim Konzert in der Münchner Olympiahalle wolle er all das aber nicht erwähnen, schrieb er.
"Keine rechtssichere Möglichkeit": Stadtrat wollte Konzert verbieten
Bayerns Beauftragter für jüdisches Leben, Ludwig Spaenle, hatte zum Boykott des Popkonzerts von Roger Waters am Sonntag in München aufgerufen. CSU und Freie Wähler wiederum haben laut Medienberichten beantragt, dass die Olympiapark GmbH als Betreiberin der Olympiahalle einen möglichen Gewinn aus den Konzert-Einnahmen an Organisationen spenden soll, die sich für die Bekämpfung von Antisemitismus einsetzen.
Der Stadtrat hatte zuvor "keine rechtssichere Möglichkeit" gesehen, das Konzert zu verbieten. "Ich will ihn hier nicht haben, aber wir müssen es jetzt ertragen", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Die Stadt Frankfurt und das Land Hessen hatten Waters Konzert am 28. Mai in der Frankfurter Festhalle abgesagt und den Veranstaltungsvertrag gekündigt. Dagegen hatte sich der Musiker erfolgreich vor Gericht gewehrt.
Mit Informationen von epd und dpa
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