Außenansicht einer zerstörten Schule im Nordosten Charkiws
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Spielplatz vor einer zerstörten Schule in Charkiw

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100 Tage Ukraine-Krieg: Was nach den Angriffen bleibt

100 Tage Ukraine-Krieg: Was nach den Angriffen bleibt

Nach hundert Tagen Krieg ist die Ukraine eine andere: Mehr als 4.000 Zivilisten wurden laut UN bisher getötet. Die russischen Truppen haben Wohnhäuser zu Ruinen gemacht und historische Gebäude zerstört. Was bleibt, wenn die Angriffe vorbei sind?

Am 24. Februar haben russische Truppen auf Befehl von Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine überfallen. Seit nunmehr hundert Tagen wütet in dem Land ein brutaler Krieg. Zahlreiche Städte und Dörfer sind nicht mehr wiederzuerkennen: Ihre Bewohner wurden getötet, haben ihr Zuhause verloren oder sahen sich zur Flucht gezwungen.

Auch vor Schulen, Museen und sogar orthodoxen Kirchen machen die Angreifer nicht Halt – Analysten zufolge gehört es zu Putins Strategie, im Zuge der Offensive einen möglichst großen Teil der kulturellen Identität der Ukraine auszulöschen.

Monitoring-Initiative: Hunderte zerstörte Kulturstätte

Der Verein Blue Shield Deutschland, der Kriegsschäden an Kulturgut dokumentiert, listet Hunderte solcher Fälle, darunter fast 120 beschädigte Sakralbauten, mehr als 80 zerstörte historische Gebäude und knapp 50 verwüstete Gedenkstätten (Stand Mitte Mai 2022). Dabei müsse man mit konkreten Zahlen vorsichtig sein, betont Blue Shield, denn die unübersichtliche Lage lasse eine Prüfung vieler Fälle nicht zu. Im Netz finden sich zudem unbestätigte Berichte über Plünderungen: Allein in Mariupol sollen die russischen Besatzer laut Angaben des Stadtrats mehr als 2.000 Kunstwerke geraubt haben.

Im Folgenden zeigen wir einige Beispiele von zerstörten öffentlichen Gebäuden, für die uns Vorher-Nachher-Bilder zur Verfügung standen.

Museum für Heimat- und Kulturgeschichte in Mariupol

Ein solches Ende nahm auch das kleine Heimatkundemuseum in Mariupol, das vor dem Krieg archäologische Funde und historische Objekte präsentierte und eine Bibliothek führte.

Durch heftigen Beschuss und einen anschließenden Brand wurden die Fassaden, die Fenster und die Innenräume des alten Gebäudes beschädigt. Unbestätigten Berichten von Anwohnern zufolge wurden Ende April einige der Ausstellungsstücke im Keller des Museums von russischen Soldaten mitgenommen.

Staatliche Universität für Steuern und Finanzwesen in Irpin

Die Nationale Staatliche Universität für Steuerwesen in der Stadt Irpin hat sich laut einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu während der russischen Angriffe in einen Zufluchtsort für Ukrainer verwandelt: Etwa 700 Menschen fanden demnach in den unteren Geschossen des Gebäudes Schutz.

In einem Interview mit Anadolu erzählte Rektorin Valentina Uninets-Hodakivska, was während der Angriffe geschah: "Unsere Cafeteria ist seit dem ersten Tag (der Angriffe) in Betrieb und kocht für Zivilisten. Auch das Zentrum für humanitäre Hilfe arbeitet weiter." Der Unterricht laufe derweil über Online-Kurse.

Denkmal des Künstlers Taras Schewtschenko in Borodjanka

Taras Schewtschenko gilt als einer der bedeutendsten Maler und Lyriker in der Ukraine. Durch Beschuss wurde das 1999 zu seinen Ehren errichtete Denkmal in der Stadt Borodjanka schwer beschädigt.

Das ukrainische Verteidigungsministerium beklagte bei Twitter die Zerstörung der Büste und schrieb dazu am 5. April: "Kugeln in den Kopf. Ein Denkmal für den ukrainischen Dichter Taras Schewtschenko, der von russischen Besatzern in Borodjanka, Region Kiew, angeschossen wurde."

Kirche der Heiligen Verklärung in Wolnowacha

Auch die orthodoxe Kirche der Heiligen Verklärung in der Stadt Wolnowacha in der Oblast Donezk wurde durch die Kampfhandlungen schwer beschädigt. Die Fassade, die Fenster, das Dach und das Inventar des Gebäudes wurden zerstört. Zum orthodoxen Osterfest versammelten sich die Anwohner dennoch vor der Kirche, um Körbe mit Lebensmitteln segnen zu lassen, wie auf Bildern im Netz zu sehen war.

Barabashova-Markt in Charkiw

Der Barabashova-Markt in Charkiw galt als einer der größten Märkte in Osteuropa. Die Kunden drängten sich durch ein Labyrinth aus Verkaufsständen und kleinen Läden - auf der Suche nach Klamotten, Spielzeug oder Schuhen.

Laut Angaben des britischen Online-Mediums "Independent" brannte der Markt ab, nachdem er von russischen Geschossen getroffen wurde.

Die ukrainische Abgeordnete Lesia Vasylenko veröffentlichte im März ein Video von dem brennenden Markt bei Twitter. Dazu schrieb sie: "Es scheint fast so, als ob Russland aus Bosheit gegenüber all den Unternehmen und Marken, die ihr Russland-Geschäft eingestellt haben, Geschäftsflächen bombardiert."

ARCHIV - 31.03.2022, Ukraine, Butscha: Dieses von Maxar Technologies bereitgestellte Satellitenbild zeigt einen Überblick über zerstörte Häuser und Fahrzeuge in einer Straße in Butscha.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Uncredited
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100 Tage Krieg in der Ukraine

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