Die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, hat sich für Nachfolgemodelle des 9-Euro-Tickets ausgesprochen. Es brauche "Anschlussregelungen", die "bundesweit" umgesetzt würden, so Lang in der BR-Fernsehsendung "Sonntags-Stammtisch".
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Nachfolgemodell für 9-Euro-Ticket: Lang offen für Vorschläge
Lang zeigte sich in der Sendung offen für Vorschläge. Für sie sei klar, dass es günstig sein müsse. Zudem brauche es ein bundesweites Angebot. Dann entfalle der "Tarifdschungel" aufgrund der unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern. Lang lobte in der Sendung den Erfolg des Tickets und hob das Potenzial einer langfristigen Lösung hervor: "Ich glaube sogar, dass auch die Klimawirkung sich bei einer Verstetigung noch verstärken könnte."
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich zuletzt gegen ein günstiges Anschlussticket ausgesprochen, da es nicht finanzierbar sei. Lang sah im "Sonntags-Stammtisch" durchaus Einsparungspotenzial zur Finanzierung einer Anschlussregelung: "Wir haben so viele umweltschädliche Subventionen im Verkehrsbereich, wenn ich mir zum Beispiel das Dienstwagenprivileg anschaue, dann reden wir doch da mal drüber. Da können wir Geld herbekommen."
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9-Euro-Ticket "unglaublich beliebt"
Der Münchner Verkehrswissenschaftler und Stammgast der Sendung Klaus Bogenberger forscht zu den Effekten des 9-Euro-Tickets. Am Donnerstag hatte sein Team von der TU München die ersten Ergebnisse der Studie "Mobilität.Leben" vorgestellt. Bogenberger erläuterte diese auch im BR-"Sonntags-Stammtisch", bremste aber die Erwartungen. Es handele sich um eine Halbzeitbilanz, diese sei nicht das Endergebnis.
Demnach hätten 20 Prozent erstmals den ÖPNV genutzt. Rund ein Drittel der Befragten hätten Bus oder Bahn deutlich öfter genutzt als sonst. Den Verkehr auf den Straßen habe das Ticket aber nur wenig reduziert. Es werde nur leicht weniger Auto gefahren. Dennoch sei das Ticket "unglaublich beliebt", das zeigten die Untersuchungen und das Feedback der Teilnehmer. "Wir haben am Anfang eine große Euphorie gesehen an den ersten Wochenenden. Die ist deutlich abgeklungen, aber es wird noch immer gefahren." Die Wissenschaftler beobachteten im Untersuchungszeitraum drei Prozent weniger Autoverkehr. Dies sei interessant, da der Juni sonst einer der verkehrsreichsten Monate des ganzen Jahres sei, so Bogenberger.
Verkehrswissenschaftler sieht drei Anschlussmodelle
In der Sendung erläuterte der Verkehrswissenschaftler drei mögliche Anschlussmodelle an das 9-Euro-Ticket:
- Auf lokaler Ebene sieht Bogenberger ein 365-Euro-Ticket. Dieses könne aber nur für einen "begrenzten Raum" gelten. Möglich sei hier, dass es nicht für alle gelte, sondern nur für Schüler, Studenten, Azubis und ältere Menschen. Inspiration könnte diesbezüglich vom Bodensee kommen.
- Auf Bundeslandebene hält er ein 70-Euro-Ticket für sinnvoll. Vorbild sei hier Österreich, wo es ein solches Modell bereits gibt. "Das ist ein Wahnsinnsangebot, wenn du in ganz Bayern für 70 Euro fahren kannst, wie du willst", so Bogenberger im "Sonntags-Stammtisch".
- Das dritte Modell, das in Deutschland bisher noch nicht diskutiert wurde, hätte Ähnlichkeiten mit einem Handy-Tarif. Der Kunde könne dann beispielsweise 200 Kilometer mit dem ÖPNV buchen zu einem Preis von 20 Euro, erklärt Bogenberger. Technisch sei es heute möglich, die Summe direkt über das Handy abzubuchen. Aber auch gedruckte Tickets seien in diesem Modell möglich. Bogenberger hält dieses Modell für besonders sinnvoll auf Bundesebene.
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