Die USA haben den Abtransport von Personal und Flüchtlingen aus Afghanistan beschleunigt. Am Dienstag seien in Kabul 13 Flüge mit 1.100 US-Bürgern sowie Personen mit dauerhafter Aufenthaltserlaubnis und deren Familien gestartet, teilte das Weiße Haus mit. Es wurde erwartet, dass das Tempo am Mittwoch und im Rest der Woche noch erhöht wird. Das Außenministerium schickte den früheren Afghanistan-Botschafter John Brass nach Kabul, der die Evakuierung leiten soll.
US-Generalmajor William Taylor sagte, die Zahl der US-Soldaten am Kabuler Flughafen solle von 4.000 auf 6.000 erhöht werden. Ziel sei es, jede Stunde einen Evakuierungsflug starten zu lassen. Man wolle pro Tag 5.000 bis 9.000 Personen ausfliegen.
Absprachen mit Taliban
Der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, es gebe Absprachen mit den militant-islamistischen Taliban, nach denen diese ausreisewillige afghanische Zivilisten sicher zum Flughafen durchlassen sollten. Er wisse zwar von Berichten, dass einige Flüchtlinge zurückgewiesen oder gar geschlagen worden seien, doch kämen mittlerweile Menschen in großer Zahl zum Flughafen durch.
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, erklärte, es gebe mehrmals täglich Absprachen zwischen den US-Kommandeuren am Flughafen und den Anführern der Taliban, um gefährliche Zwischenfälle wie am Montag zu verhindern. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Auch Soldaten der von den Taliban besiegten afghanischen Armee würden bei der Evakuierung helfen.
Chaotische Szenen am Montag
Am Montag war es am Flughafen zu chaotischen Szenen gekommen, als zahlreiche Afghanen Absperrungen durchbrachen und versuchten, die abhebenden Flugzeuge zu erreichen. Mindestens sieben Menschen kamen bei Zwischenfällen ums Leben. Zwei davon starben, nachdem sie sich an das Fahrwerk einer Maschine geklammert hatten und in die Tiefe gestürzt waren. Zwei weitere wurden von US-Soldaten erschossen, nach US-Angaben waren die Männer bewaffnet.
Sicherheitsberater Sullivan sagte, derzeit verhandle man mit den Taliban über die Dauer der Evakuierungen. US-Präsident Joe Biden hat den 31. August als Enddatum genannt. Sullivan wollte nicht sagen, ob dieser Termin gehalten wird.
Im Video: Machtübernahme durch die Taliban - die aktuelle Lage in Afghanistan im BR24live
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