Im Naturkostladen Lotos in Nürnberg riecht es gut. Hier wird nicht nur Obst, Gemüse, frisches Brot und Milch verkauft, sondern auch mit den angebotenen Produkten gekocht. Süßkartoffel-Weißkohlcurry mit Quinoa steht heute auf der Speisekarte, aber auch Vollkorn-Quiche und vegane Burger mit Tofu oder Grünkern. Immer mehr Kundinnen und Kunden fragen nach Fleisch-Ersatzprodukten, so die Erfahrung von Ulrike Wolf. "Auch Hafermilch geht sehr gut", erzählt sie. "Die gibt es Gott sei Dank jetzt auch frisch in der Pfandflasche."
Mehr Bio-Produkte, mehr Bio-Betriebe: "Die Gesellschaft ist bereit"
Besonders im Corona-Jahr 2020 hat die Nachfrage in dem Nürnberger Bioladen zugenommen. Deutschlandweit waren es satte 22 Prozent. Ganz so dynamisch war das Wachstum des Bio-Marktes 2021 nicht mehr. Für rund 16 Millionen Euro kauften die Verbraucherinnen und Verbraucher ein, das ist ein Plus von knapp sechs Prozent. Mehr als 17.000 Betriebe verarbeiten oder verpacken Bio-Lebensmittel – dazu zählt auch die Gastronomie. Ihre Zahl ist in nur sechs Jahren um 24 Prozent gewachsen. Hinzu kommt: Jeder fünfte Landwirt will laut einer Umfrage des Deutschen Bauernverbands auf Bio umstellen. "Die Gesellschaft ist bereit", sagt die Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres.
- Zum Artikel: "Umfrage - Viele Landwirte wollen auf Ökolandbau umstellen"
Bio-Spitzenverband BÖLW fordert Ernährungswende
Aus ihrer Sicht liegt der Ball nun bei der Politik. Sie muss die Weichen stellen, meint Tina Andres. "Der Energiewende muss nun eine Ernährungswende folgen", erklärte sie bei einer hybriden Pressekonferenz.
"Wieso leisten wir uns, statt gesunder Ernährung für alle in Deutschland, 300 Millionen Euro für ernährungsbedingte Krankheiten jeden Tag? Die Antwort ist sehr deutlich: Der politische Rahmen stimmt nicht." Tina Andres, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
Die Bio-Fläche in Deutschland wächst nach BÖLW-Meinung zu langsam. Aktuell liegt die ökologisch bewirtschaftete Fläche bei 1,78 Hektar oder knapp elf Prozent. Die neue Bundesregierung will aber 30 Prozent bis 2030 schaffen – eine Verdreifachung.
Das können wir schaffen, meint BÖLW-Vorsitzende Tina Andres, aber nur mit mehr Anstrengung als bisher. Ab sofort müssten dafür jedes Jahr zwölf Prozent der Landwirte auf Bio umstellen.
- Zum Artikel: "Ampel-Koalition will 30 Prozent Öko-Landwirtschaft"
Teurer Strom, teure Rohstoffe: Bio-Landwirte brauchen Hilfe
Umstellungswillige Landwirte brauchen mehr Unterstützung als bisher, fordert der Bio-Spitzenverband, der die bisherige Politik als „ziemlich öko-feindlich“ einstuft. Es müsse mehr Geld in das System, um einen echten Systemwechsel zu schaffen. Aktuell leiden Bio-Landwirte vor allem an hohen Energie- und Rohstoffkosten. So gebe es etwa einen Mangel an Futtermitteln, erklärt Markt-Analystin Diana Schaack. Der Gewinn, den Tierhalter im Moment durch die erhöhte Nachfrage nach Biofleisch erzielen, schmilzt dahin. Schon bald werden auch die Verbraucher die höheren Preise zu spüren bekommen, meint Schaack. „Höhere Preise sind das Thema des Jahres.“
Naturkostmesse Biofach erstmals im Sommer
Ursprünglich sollte heute in Nürnberg die weltgrößte Naturkostmesse Biofach starten. Wegen der Corona-Pandemie ist sie aber zum ersten Mal auf Juli verschoben worden. Bislang haben sich für diese Sommer-Ausgabe der Messe mehr als 2.500 Aussteller aus aller Welt angemeldet.
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