Milchviehhalter Reinhold Mayer aus Maitenbeth bei einem Test seines Notstromaggregats
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Milchviehhalter Reinhold Mayer aus Maitenbeth bei einem Test seines Notstromaggregats

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Blackout im Stall: Sind Notstromaggregate die Lösung?

Blackout im Stall: Sind Notstromaggregate die Lösung?

Die Gefahr von Stromausfällen ist realistischer denn je. Was bedeutet das für Viehhalter? Was, wenn Melkroboter, automatische Fütterung und Lüftung ausfallen? Sind Notstromaggregate eine Lösung? Und worauf muss man bei ihrem Einsatz achten?

Über großflächige und länger andauernde Stromausfälle und deren Folgen nachzudenken, ist notwendiger denn je. Angesichts des Ukraine-Krieges und der Energiekrise hält der Städte- und Gemeindebund ein solches Szenario längst für realistisch. Und auch die EU-Kommission bereitet sich auf solche Notlagen vor. "Es ist gut möglich, dass Katastrophenhilfe auch innerhalb der EU nötig wird", sagt Janez Lenarcic, EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz. Zwar verfügt die Kommission über eine "strategische Reserve" für Krisenfälle, zu der neben Löschflugzeugen, medizinischem Gerät und Arznei auch Generatoren, Wasserpumpen und Treibstoff gehören, doch wenn der Strom ausfällt, ist die EU-Kommission weit weg und jeder erst einmal auf sich selbst gestellt.

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Blackout: Vor allem für Viehhalter bedrohlich

Wenn auf einem Betrieb mit Viehhaltung der Strom ausfällt, kann nicht mehr gemolken werden, die Kühlung der Milch fällt aus, ebenso die automatische Fütterung und Entmistung oder auch die Lüftung im Schweinestall. Viele Landwirte haben bereits ein Notstromaggregat auf dem Hof, das über einen eigenen Dieselmotor oder über den Traktor betrieben werden kann. Seitdem die Gefahr von großflächigen und länger anhaltenden Stromausfällen größer geworden ist, wollen viele Landwirte, die bisher kein Aggregat hatten, jetzt eines kaufen.

Ansturm auf die Händler

Genau das ist derzeit das Problem. Die Nachfrage nach den Aggregaten ist groß, berichtet Stephan Baumgartner in Ramsau, einem Ortsteil von Reichertsheim im Landkreis Mühldorf. Baumgartner verkauft Technik für Milchviehbetriebe. Notstromaggregate zählen auch zu seinem Angebot. Eigentlich. Doch die, sagt er, seien alle verkauft. Die nächste Lieferung erwarte er für November. Da sollen drei Aggregate kommen. Lange werden die nicht auf Käufer warten. Im Internet bieten einige Verkäufer noch Geräte an, allerdings zu hohen Preisen. Aggregate, die regulär zwischen fünf- und siebentausend Euro kosten, werden da auch schon mal für neun- bis zehntausend Euro angeboten.

Notstromaggregate: Im Notfall unverzichtbar

Kein Wunder, dass die Nachfrage groß ist. Denn vor allem Viehhalter sind auf eine funktionierende Stromversorgung angewiesen. Wie sehr, zeigt sich auf dem Hof von Reinhold Mayer aus Maitenbeth im Landkreis Mühldorf am Inn. Rund 70 Milchkühe hat er auf seinem Betrieb, ungefähr dieselbe Zahl an Nachzucht. Die Kühe werden rund um die Uhr gemolken - mit einem Melkroboter, den die Tiere selbstständig aufsuchen. Ohne Strom wäre ein Melken nicht mehr möglich. Aber auch die Milchkühlung oder zahlreiche Geräte wie der vollautomatische Futterschieber, ein Spaltenschieber oder die Kraftfutteranlage werden mit Strom betrieben. Eine Photovoltaik-Anlage allein, über die viele Höfe verfügen, nützt da nichts. Denn der Strom muss 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen.

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Melkroboter auf dem Hof von Reinhold Mayer

Das richtige Aggregat auswählen

Weil bei Reinhold Mayer der Strom einfach nicht ausfallen darf, hat er ein Notstromaggregat - mittlerweile das dritte, das er sich mit der Zeit angeschafft hat - mit einer Leistung von 40 Kilowatt. Die Auswahl des Aggregats müsse zu der Technik passen, die es auf dem Hof im Notfall mit Strom versorgen müsse. Bei der Auswahl, sagt Mayer, hätten mehrere Aspekte eine Rolle gespielt: "Dass es erstens ausreichend groß ist, dass man auch diese Heizstäbe zum Beispiel betreiben kann, die die Reinigung der ganzen Melkanlage braucht, plus die Nebenverbraucher, die da halt beteiligt sind, dass man da ein bisschen Luft hat. Und das zweite ist: Das Aggregat hat jetzt eine Feinregelung drin. Wie es genau funktioniert, weiß ich nicht, aber die genau für solche Roboter geeigneter ist als das, was wir mal vorher hatten."

Aggregat bereithalten reicht nicht

Ein Aggregat müsse geeignet sein, auch sensible elektronische Geräte zu versorgen, sagt Harald Huber. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens BayoEnergy sowie Mitgründer und Projektentwickler der Firma Smart Radio Net. Mit seiner Arbeit unterstützt Huber Betriebe im Bereich der Energieversorgung und arbeitet an der Einbindung von Höfen in lokale Netzwerke, die im Notfall, etwa bei langen Stromausfällen, Behörden, Zivilschutz und Bevölkerung mit Energie und Kommunikation versorgen sollen. Wichtig, sagt Huber, sei auch die fachgerechte Einspeisung des Stroms an der Hauptverteilung oder der Unterverteilung des Hauses. Sinnvoll sei es hierbei, mit dem Netzbetreiber zu sprechen.

Netztrennschalter und Absicherung im Haus

Unbedingt notwendig sei auch ein Netztrennschalter, der bei Generatorbetrieb den Hof vom Gesamtnetz trenne, sagt Harald Huber: "Stellen Sie sich vor, der Strom ist weg, ein Aggregat wird am Haus angeschlossen und es gibt keinen Netztrennschalter, dann fließt dieser Strom natürlich auch ins Netz zurück. Wenn dann da ein Elektriker des Versorgers wie auch immer irgendetwas am Netz macht und davon ausgeht, dass eigentlich kein Strom da ist, kann das tatsächlich lebensgefährlich werden." Darüber hinaus, sagt Harald Huber, sei es sinnvoll, die einzelnen Geräte im Haus und auf dem Hof abzusichern: "Optimalerweise ist es hier gut, wenn man noch Unterverteilungen hat, die tatsächlich eben auch noch separat abgesichert sind."

5000 Liter Diesel für 20 Tage

Landwirt Reinhold Mayer hat all das getan. Auf seinem Hof kann er maximal 5.000 Liter Diesel lagern. Sein Schlepper, der das Notstromaggregat antreibt, verbraucht pro Stunde rund 10 Liter Kraftstoff. Müsste das Aggregat tatsächlich Tag und Nacht laufen, würde das ausreichen, seinen Hof 20 Tage lang mit Strom zu versorgen. Damit das im Notfall auch wirklich funktioniert, testet Mayer sein Aggregat von Zeit zu Zeit: Dabei trennt er seinen Hof per Schalter vom Gesamtnetz und wirft das Aggregat an. Obwohl dieses auf die Technik auf dem Hof abgestimmt ist, ist es jedes Mal spannend, sagt er: "Diese ganze Technik, die wir da draußen haben, ist schon ist schon ein bisschen sensibel. Es passiert immer wieder mal, wenn wir Überspannungen haben aus dem Netz, aus der Atmosphäre, dass irgendeine Platine an irgendeiner Stelle mal fliegt. Von daher muss man ein bisschen vorsichtig mit dem Ganzen umgehen."

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Beim Testen des Aggregats: Landwirt Reinhold Mayer und Harald Huber, Gründer und Projektentwickler der Firma Smart Radio Net

Höfe als "Krisenreaktions-Zentren"

Für Projektentwickler Harald Huber kann ein landwirtschaftlicher Betrieb jedoch noch viel mehr als sich im Notfall selbst zu versorgen. Höfe könnten bei großflächigen und langanhaltenden Stromausfällen auch ihre Umgebung mit Elektrizität versorgen. Und nicht nur das: Sie könnten im Notfall auch über eigene Funknetze Kommunikation sicherstellen - für die Bevölkerung, die Behörden oder den Zivilschutz. Im Alltagsbetrieb könnte intelligentes Energiemanagement, wie es die TU München und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit dem Projekt "Cow Energy" erforschen, auch die Stromnetze stützen, sagt Huber: "Man kann mit dem Energieversorger und dem Netzbetreiber zusammenarbeiten und hier Dienstleistungen anbieten, die es ermöglichen, ein Netz wieder hochzufahren, ein Netz zu stützen, die Stabilität des Netzes zu erhöhen."

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Höfe wie der von Reinhold Mayer könnten die Menschen nicht nur mit Milch versorgen, sondern auch mit Elektrizität und Kommunikation im Krisenfall

"Etwas höheres Interesse" der Politik

Gerade in Bayern, wo die Landwirtschaft flächendeckend vertreten sei, bestehe die Möglichkeit, die immer wieder diskutierte Stromlücke mit Hilfe landwirtschaftlicher Betriebe zu schmälern oder sogar fast zu zu schließen. Gegenüber der Politik tue er sich aber immer noch schwer mit dem Thema. Mit Vorsorge beschäftige man sich eben nicht so gerne, sagt Harald Huber. Die konkrete Gefahr von Blackouts habe das immerhin ein wenig geändert: "Es besteht jetzt wieder etwas höheres Interesse an dem Thema." Aber: "Die Türen werden uns leider nicht eingerannt in diesem Zusammenhang."

"Das ist die Europäische Perspektive bei BR24."