Nach dem Brand einer Unterkunft für ukrainische Geflüchtete in Groß Strömkendorf bei Wismar in Mecklenburg-Vorpommern vermutet die Polizei Brandstiftung und einen politischen Hintergrund. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) wies bei einem Besuch am Brandort am Vormittag darauf hin, dass am Montag Hakenkreuz-Schmierereien an dem Gebäude entdeckt worden seien.
Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Rostock hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Unterstützt werde die Ermittlungsgruppe von Kräften des Kriminalkommissariats Wismar.
Auch Kinder in der Unterkunft
Das Asyl, das früher ein Hotel namens "Schäfereck" war, brannte am späten Mittwochabend nieder. Das Feuer überraschte 14 Geflüchtete überwiegend ukrainischer Herkunft, darunter nach Angaben des Heimleiters zwei Kinder, zwei Jugendliche und eine Seniorin. Verletzt wurde niemand - was auch der Tatsache zu verdanken ist, dass das Feuer rasch entdeckt wurde.
Ehemaliges Hotel komplett niedergebrannt
Nachdem gegen 21.20 Uhr Feuermelder anschlugen, hatte der Leiter der Einrichtung das entsprechende Stockwerk sofort überprüft. Er sei, berichtet er, von Passanten auf Flammen an der rechten Vorderseite des reetgedeckten Daches aufmerksam gemacht worden. Bis die Feuerwehr eintraf, versuchten Mitarbeiter und Passanten den Brand mit Feuerlöschern zu bekämpfen. "Das Dach ist gerade vor meinen Augen eingebrochen. Nur die Außenwände stehen noch", sagte ein Sprecher des Landkreises am Abend. Ob das Gebäude einsturzgefährdet ist wird derzeit untersucht.
Erinnerungen am 1992
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) schrieb auf Twitter: "Menschen, die vor Krieg flüchten, brauchen unseren Schutz und unsere Unterstützung. Hetze und Gewalt dulden wir nicht!" Der stellvertretende Landesvorsitzende der FDP in Mecklenburg-Vorpommern, Moritz Harrer, erinnerte an die fremdenfeindlichen Ausschreitungen im Jahr 1992 in Rostock-Lichtenhagen.
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Bürgermeister: "Erschrocken und verärgert"
Bürgermeister Tino Schmidt (SPD) reagierte betroffen: "Ich bin erschrocken und verärgert", sagte der Bürgermeister von Blowatz, wozu Groß Strömkendorf gehört, der dpa. Bisher habe es in der Region keine Anzeichen für rechtsmotivierte Umtriebe gegeben, so Schmidt.
Man habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Kriegsflüchtlingen, sagte Schmidt. So waren in dem Hotel zeitweise bis zu 170 Menschen aus der Ukraine untergebracht. Im Sommer habe man zusammen mit den Flüchtlingen und dem DRK, dass die Einrichtung betreut, noch ein fröhliches Sommerfest gefeiert. In dem ehemaligen Hotel seien seit dem Frühjahr bereits Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Die Meisten seien vom Kreis inzwischen in andere Unterkünfte gebracht worden.
Mit Informationen von dpa, AFP, epd