Für eine Mehrheit im Deutschen Bundestag braucht man in der Theorie mehr als die Hälfte der Mandate. Laut dem neuen Wahlrecht werden nach der kommenden Wahl 630 Abgeordnete ins Parlament einziehen. Für eine Mehrheit braucht es also mindestens 316 Mandate.
Allerdings ist die Antwort auf die Frage, wie viele Stimmen für eine Mehrheit nötig sind, in der Praxis von vielen Faktoren abhängig – und eine Prognose kaum möglich. Denn wie viele Zweitstimmen die Parteien erreichen müssen, um an einer Regierung beteiligt zu sein, ist davon abhängig, wie viele Fraktionen im Parlament nach der Wahl gebildet werden. Es dürften wohl mindestens vier sein: Union, AfD, Grüne und SPD.
Entscheidend wären aber nicht nur deren Stimmanteile, sondern auch die derjenigen Parteien, die den Einzug nicht schaffen. 2013 etwa holte die von Angela Merkel angeführte Union 41,5 Prozent der Stimmen. Ein starkes Ergebnis, aber Millionen Stimmen von der absoluten Mehrheit der abgegebenen Stimmen entfernt. Trotzdem fehlten CDU und CSU gerade einmal fünf Mandate für die absolute Mehrheit. Denn FDP und AfD scheiterten damals nur knapp an der Fünf-Prozent-Hürde.
Entscheidend: Wie viele Fraktionen ziehen in Bundestag ein?
Bei dieser Wahl könnte es aber auch ganz anders kommen. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, aber möglich, dass bis zu acht Fraktionen in den Bundestag einziehen. Neben den vorhin genannten wären da noch die FDP, die Linke, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und – falls sie eine Aufholjagd hinlegen sollten – die Freien Wähler.
Folgendes Szenario wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht eintreten, ist in der Theorie aber möglich: Union, AfD, SPD und Grüne erhalten bei der Wahl so viele Stimmen, wie Befragte derzeit in Meinungsumfragen angeben. Die Union 30, die AfD 21, die SPD 16 und die Grünen 14 Prozent.
Nun der unwahrscheinliche Teil: FDP, BSW und Die Linke ziehen mit jeweils fünf Prozent in den Bundestag ein, die Freien Wähler wiederum holen zwar nur vier Prozent, dafür aber drei Direktmandate und können ebenfalls eine Fraktion bilden. In diesem Fall würde es nicht einmal für eine Mehrheit von Union und SPD reichen. Union-Spitzenkandidat Friedrich Merz müsste also versuchen, wie Olaf Scholz in der noch laufenden Legislaturperiode, ein Dreierbündnis zu schmieden – oder eine Minderheitsregierung wagen.
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