Ein Zettel weist den Weg zu einem Wahllokal.
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Mit 82,5 Prozent ist die Wahlbeteiligung so hoch wie sie seit der Wahl 1990 nicht mehr war.

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Warum diesmal mehr Menschen bei der Bundestagswahl gewählt haben

Warum diesmal mehr Menschen bei der Bundestagswahl gewählt haben

82,5 Prozent: Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl war so hoch wie seit 1990 nicht mehr. Vor vier Jahren waren es nur 76,4 Prozent. Was mobilisierte Wählerinnen und Wähler diesmal besonders?

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Die Bundeswahlleiterin hat das vorläufige Ergebnis bekannt gegeben: 82,5 Prozent aller Wahlberechtigen haben ihre Stimme abgegeben. 2021 waren es 76,4 Prozent. Damit hat die Wahlbeteiligung den höchsten Stand seit 1990 erreicht. Was sind die Gründe dafür?

Warum eine höhere Wahlbeteiligung?

Schon in den vergangenen Tagen hatten Meinungsforscherinnen und Meinungsforscher eine hohe Wahlbeteiligung prognostiziert. Die Rekordwahlbeteiligung hat Jasmin Riedl von der Universität der Bundeswehr in München nicht gewundert. Die Professorin für Politikwissenschaft beobachtet seit dem vergangenen Herbst eine Entwicklung. "Die Leute sind emotional angefasst. Mit dem Wahlausgang ist viel Optimismus, aber auch Sorge verbunden. Egal aus welcher Lagerrichtung."

Spätestens mit dem Entschließungsantrag der Union zu strengerer Migrationspolitik, der mit den Stimmen der AfD zustande kam, habe sich etwas geändert. Gleichzeitig habe die Hoffnung auf eine CDU-geführte Bundesregierung mobilisiert. "Einige Nichtwähler glauben, dass ihre Stimme unter so vielen Millionen nichts bewegen kann. Jetzt hatten viele Menschen das Bedürfnis, ihre Position zu äußern", so Riedl. Zugespitzt habe sich das Gefühl einer "Schicksalswahl" dann in den vergangenen Wochen.

Welche Parteien haben profitiert?

Die steigende Wahlbeteiligung lässt Rückschlüsse auf die Mobilisierung der Parteien zu. Laut Zahlen von Infratest Dimap konnten vor allem zwei Parteien von der Wahlentscheidung ehemaliger Nichtwähler profitieren. Im Saldo machten 900.000 ehemalige Nichtwähler ihr Kreuz an diesem Wahlsonntag bei CDU oder CSU. Die AfD wurde von 1,81 Millionen ehemaligen Nichtwählern gewählt.

Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl erklärt sich das Mobilisierungspotenzial der AfD mit der Art und Weise, wie die Partei sprachlich auftritt. "Ein Teil der Nichtwählerschaft geht nicht wählen, weil er von der Politik frustriert ist. Wenn eine Partei dann glaubwürdig eine Anti-Establishment-Politik fährt und sagt, dass die Politik nichts für das Volk tut, kann sie damit punkten."

Deutlich schwieriger ist es für die Politikwissenschaftlerin, den Erfolg die Union bei ehemaligen Nichtwählern zu erklären. Einen möglichen Grund sieht sie in den Demonstrationen gegen den Rechtsruck der vergangenen Wochen. "Aktuell gehen so viele Menschen aus Angst vor einem autoritären Staat auf die Straße. Diese starke Bewegung wollen viele nicht. Einige Nichtwähler dürften vielleicht auch deswegen zur Urne gegangen sein, um genau das zu verhindern."

Hohe Wahlbeteiligung - ein gutes Signal?

Ist die hohe Wahlbeteiligung ein Grund zur Freude? Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedl: "Wenn es gelingt, Leute zu mobilisieren, ist das ein wichtiges und gutes Signal."

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