Charles III. ist offiziell zum britischen König proklamiert worden. Die Verkündung erfolgte durch Mitglieder des Kronrates, der sich überwiegend aus aktiven und ehemaligen Regierungsmitgliedern, Kirchenvertretern, Richtern und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammensetzt.
Proklamation zur Mittagszeit
Als erster unterzeichnete der älteste Sohn des Königs und neuer Thronfolger Prinz William die Proklamation, danach Charles' Ehefrau Königin Camilla. Nach der Zeremonie in und am St.-James's-Palast im Regierungsviertel Westminster wurde Charles III. auch in der City of London als neuer König ausgerufen. Vor der Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse in London, versammelten sich Gardesoldaten und Tausende Schaulustige. In einer feierlichen Prozession zog der Lord Mayor, der dem Finanzdistrikt vorsteht, von seinem als "Mansion House" bezeichneten Sitz zur Royal Exchange. Von Fanfaren eingeleitet, verlas ein Herald die Bekanntmachung. Anschließend wurde auch dort die Nationalhymne mit der neuen Zeile "God Save the King" gesungen.
Auch eine Krönung steht noch an - der Termin dafür ist bisher offen. Die Krönung von Elizabeth II. fand 1953 statt - 16 Monate, nachdem sie nach dem Tod ihres Vaters Königin geworden war.
- Porträt: Charles – vom Thronfolger zum König
Viele Audienzen bereits am Samstag
Am Samstag hatte Charles III. bereits einen vollen Terminkalender. Insgesamt vier Audienzen waren nach Angaben des Buckingham-Palastes für den Nachmittag geplant. Erst sollte der König den Erzbischof von Canterbury treffen, anschließend die Premierministerin Liz Truss und Minister ihrer Regierung, danach Vertreterinnen und Vertreter der Opposition und schließlich den Dekan von Westminster. Der Geistliche, David Michael Hoyle, hat als Vorsteher der Westminster Abbey eine besondere Stellung: Die Abbey - Abtei - hat den Status "königliche Abtei". Der Dekan untersteht damit nicht dem Erzbischof von Canterbury, dem geistlichen Oberhaupt der Kirche von England, sondern direkt dem Monarchen.
Am Buckingham-Palast riss auch am Samstag der Strom an Trauernden nicht ab. Schon am frühen Morgen fanden sich Tausende Menschen ein, um Blumen oder Karten niederzulegen, Kerzen anzuzünden oder innezuhalten. Damit das Anwesen nicht unter dem Blumenmeer versinkt, dürfen alle Sträuße zwölf Stunden lang davor liegen, bevor sie in den angrenzenden Green Park gebracht werden.
Begräbnis am 19. September
Der König löst seine Mutter als Vorsitzender des Kronrats ab. Die Mitglieder sollen den Monarchen in Staatsangelegenheiten beraten. Queen Elizabeth II. starb am Donnerstag im Alter von 96 Jahren, ihr ältester Sohn Charles wurde somit zum neuen König.
In den kommenden Tagen folgen dann weitere offizielle Schritte und Programmpunkte: So soll der Leichnam der Queen am Sonntag von Schloss Balmoral, wo sie starb, zuerst in den Holyrood Palace in Edinburgh, der Residenz der Königin in Schottland, überführt werden. In Edinburgh soll der Leichnam auch aufgebahrt werden. Die Beisetzung der Queen soll am 19. September stattfinden.
Die Menschen in Großbritannien erhalten einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag. Der neue König Charles III. hatte zuvor anlässlich seiner Proklamation diesen Feiertag genehmigt. Als Datum für die Beisetzung war zuvor auch der 18. September im Gespräch gewesen.
Zahlreiche Staatsgäste werden erwartet
Ihre letzte Ruhestätte findet die Queen dann in der St.-George-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor, wo auch ihr Ehemann Prinz Philip ruht, der am 9. April 2021 starb. Dort wurden auch ihre engsten Angehörigen, ihr Vater George VI., ihre "Queen Mum" genannte Mutter und ihre Schwester Prinzessin Margaret beigesetzt.
Zu dem Staatsbegräbnis werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet, darunter mehrere Königinnen und Könige europäischer Staaten. An Philips Beisetzung durften wegen der Corona-Regeln nur die engsten Familienmitglieder teilnehmen. Die Queen saß einsam in der Kapelle - das Bild prägte sich als Symbol des Leidens in der Pandemie bei den Briten ein.
"Es war so berührend" - Persönliche Worte des Königs
Bereits am Freitag war der neue König schon einmal mit Premierministerin Truss zusammengekommen. Bei dem Treffen hatte sich Charles sehr persönlich geäußert. Wie auf einer Videoaufzeichnung zu hören war, sagte Charles über den Tod seiner Mutter: "Das war der Moment, vor dem ich mich gefürchtet habe, und ich weiß, dass es vielen Leuten ähnlich ging." Truss begrüßte den Monarchen mit einem Knicks und sprach ihm ihr Beileid aus. "Es war so berührend heute Nachmittag, als wir ankamen, all diese Menschen zu sehen, die gekommen waren, ihr Beileid auszusprechen und Blumen zu überreichen", sagte Charles.
- Zeitplan: Was passiert nach dem Tod der Queen?
William und Kate sind nun Prinz und Prinzessin von Wales
Kurz zuvor hatte der 73-Jährige in seiner ersten Rede an die Nation gesagt, dass Thronfolger William und dessen Frau Kate neue Titel bekommen: Sie sind nun Prinz und Prinzessin von Wales. Kate war bislang Herzogin, mit dem Titel "Prinzessin von Wales" trägt die 40-Jährige künftig einen Titel, den zuletzt Prinzessin Diana während ihrer Ehe mit Charles aktiv genutzt hatte. Die Nachrichtenagentur PA zitierte eine royale Insiderquelle, der zufolge Kate sich der Geschichte dieses Titel bewusst sei, aber in die Zukunft blicken und "ihren eigenen Weg" gehen wolle.
Bislang hatte Charles selbst den Titel Prinz von Wales getragen. Seine Frau Camilla - nun "Queen Consort" - trug den Titel Herzogin von Cornwall. Der Titel "Prinz von Wales" wird seit langem für den Thronfolger genutzt, aber es ist kein automatisches Recht - der Souverän kann ihn vergeben. William und Kate lebten eine Weile in Wales - vor ihrer Hochzeit und als frischverheiratetes Paar wohnten sie einige Jahre auf der Insel Anglesey.
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