Angesichts der massiven Corona-Welle in China führt Deutschland wie zuvor unter anderem Belgien und Schweden eine Covid-Testpflicht für Reisende aus dem Land ein. Das teilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstag mit. Die deutsche Einreiseverordnung werde kurzfristig verändert, Reisende aus China benötigten künftig bei Reiseantritt nach Deutschland mindestens einen Antigenschnelltest, sagte der SPD-Politiker.
Amtsärzte pro Testpflicht - WHO äußert Verständnis
Zuvor hatten unter anderem die deutschen Amtsärzte eine entsprechende Testpflicht gefordert. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte am Dienstag: "weil die Viruszirkulation in China so hoch ist und umfassende Daten nicht geliefert werden, ist es verständlich, dass einige Länder Maßnahmen ergreifen, um ihre eigenen Bürger zu schützen."
EU empfiehlt Tests und Masken
Die EU empfiehlt den Mitgliedsländern eine Testpflicht für China-Reisende. Gesundheitsexperten der 27 EU-Staaten hatten sich am Mittwochabend aber nicht auf eine zwingende Testpflicht verständigen können. Zudem raten die Experten auch zum Tragen einer medizinischen oder einer FFP2-Maske an Bord der Flugzeuge aus China. Österreich und Griechenland führten ebenfalls noch am Mittwoch entsprechende Einreisebeschränkungen ein.
Lauterbach kündigt auch Abwasseruntersuchungen an
Lauterbach sprach von einer guten Entscheidung. "Europa hat eine gemeinsame Antwort auf die Pandemie-Lage in China gefunden. Genau dafür haben wir uns als Bundesregierung eingesetzt." Neben einer Testpflicht kündigte der Gesundheitsminister Stichproben bei der Einreise an, um Virusvarianten zu erkennen. Darüber hinaus werde es ergänzende Abwasserkontrollen für China-Reisen geben.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums hatte am Mittwoch gesagt, dass es am Frankfurter Flughafen bereits Abwasseruntersuchungen gebe. Ausgeweitet werden könne dies, indem beispielsweise das Abwasser einzelner Flugzeuge aus China untersucht werde. Österreich hatte angekündigt, dies bei allen Flügen aus China ab der kommenden Woche zu tun.
- Zum Artikel: "WHO und Lauterbach besorgt über neue Corona-Variante XBB.1.5"
Luftverkehr wartet auf konkrete Umsetzung
Die deutsche Luftverkehrsindustrie wartet wartet nach eigenen Angaben noch auf konkrete Vorschriften zur Umsetzung der neuen Corona-Testpflicht für Passagiere aus China. Der Flughafenverband ADV begrüßte, dass die Passagiere bereits vor Abflug in China getestet werden sollen und nicht erst bei der Ankunft an einem europäischen Flughafen.
Die entsprechende Infrastruktur zur Wasseruntersuchung sei am Frankfurter Flughafen vorhanden, sagte ein Sprecher des Betreibers Fraport. Spezialfahrzeuge der Bodenverkehrsdienste versorgen die Flugzeuge mit Wasser und entsorgen die Abwässer, die auch untersucht würden. Nun warte man auf genauere Ausführungsvorschriften.
Vor der EU-Empfehlung hatte sich die Luftverkehrswirtschaft sehr kritisch gegenüber neuerlichen Tests gezeigt. Vor allem der internationale Airline-Verband Iata, zu dessen Vorstand auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr gehört, hatte die Notwendigkeit bezweifelt. Es sei sehr enttäuschend zu sehen, dass Maßnahmen, die sich in den vergangenen drei Jahren als unwirksam erwiesen hätten, reflexartig wieder eingeführt würden, hatte IATA-Chef Willie Walsh am Mittwoch gesagt.
Daten aus China zeigen drastischen Anstieg bei Klinikaufnahmen
In China scheint sich die Situation unterdessen zu verschärfen. Wie die WHO meldet, zeigen neue Corona-Daten nach einer Berichtslücke einen deutlichen Anstieg der Klinikaufnahmen. In der Woche bis zum 1. Januar seien auf dem Festland 22.416 neue Patienten aufgenommen worden. In der Woche davor seien es 15.161 gewesen. Insgesamt seien in der Woche bis zum 1. Januar 218.019 Neuinfektionen und 648 Todesfälle verzeichnet worden, wobei in diese Statistik normalerweise neben dem Festland auch Zahlen aus Hongkong, Taiwan und Macau einfließen.
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