Der Konflikt zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo war in den vergangenen Tagen eskaliert. Bei gewaltsamen Protesten wurden auch zahlreiche Soldaten der Nato-geführten Schutztruppe KFOR verletzt. BR24 erklärt den Hintergrund der Ausschreitungen.
Warum kam es jetzt zur Eskalation im Kosovo?
Aktueller Anlass waren Kommunalwahlen in vier Gemeinden, in denen überwiegend ethnische Serben leben. Serbische Amtsträger waren Anfang November aus allen kosovarischen Institutionen wie Gemeindeverwaltungen und Polizei zurückgetreten. Deshalb brauchten vier Gemeinden mit überwiegend ethnisch-serbischen Einwohnern neue Bürgermeister. Die serbische Bevölkerung boykottierte allerdings die Wahlen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 3,5 Prozent.
Mit wenigen Stimmen wurden daher Kosovo-Albaner zu Bürgermeistern gewählt – von denen sich viele Serben nicht regieren lassen wollen. Als die Bürgermeister sich nun Zugang zu den Gemeindeämtern verschaffen wollten, kam es zu den Protesten und Ausschreitungen.
Welcher Konflikt steht hier dahinter?
Die ehemals serbische Provinz Kosovo hat sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien – und viele Serben in Kosovo – erkennen das bis heute nicht an.
Rund 90 Prozent der Bevölkerung in Kosovo sind aber ethnische Albaner. Sie hatten schon in den 1980er Jahren – noch zu jugoslawischer Zeit – Diskriminierung durch die damals serbischen Machthaber kritisiert und eine Schattenregierung aufgebaut.
1998 kam es im Zuge der Zerfallskriege um Jugoslawien auch zum Krieg in Kosovo. Dabei wurden schwere Kriegsverbrechen begangen. Schließlich griff die Nato ein und bombardierte Serbien und serbische Stellungen in Kosovo. Nach dem Ende des Krieges wurde Kosovo unter Verwaltung der UN gestellt und erklärte sich schließlich für unabhängig.
Was ist die KFOR und wie ist die Bundeswehr beteiligt?
Grundlage für den KFOR-Einsatz ist die UN-Resolution 1244. Geleitet wird er von der Nato. Durch den Einsatz sollte nach dem Ende des Kosovokriegs ein Wiederaufflammen der Gewalt verhindert werden.
Anfangs waren rund 50.000 Soldaten im Einsatz. Sie unterstützten die Rückkehr von Kriegsflüchtlingen, sicherten humanitäre Hilfseinsätze ab und halfen bei der Minenräumung. Heute umfasst die Truppe noch rund 3.800 Soldaten aus 27 Ländern. Die meisten kommen aus Italien, den USA und Ungarn. Deutschland ist mit rund 70 Soldaten beteiligt.
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