In Israel beraten hochrangige Regierungsvertreter und das Kriegskabinett weiter über eine Reaktion auf den iranischen Großangriff vom Wochenende. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte am Dienstag, die Reaktion des jüdischen Staates müsse klug sein. Teheran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel ergangen sei.
Der Iran warnte Israel unterdessen erneut vor einem Gegenangriff. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will sich in Israel um eine Deeskalation der Lage bemühen.
Israelischer Botschafter: Gegenschlag gegen militärische Ziele
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kündigte im Nachrichtensender "Welt TV" einen Gegenschlag auf militärische Einrichtungen des Irans an. Israel werde keine zivilen Ziele angreifen, obwohl die Angriffe Teherans sehr wohl auch zivilen Zielen gegolten hätten. Die israelische Antwort werde sich "gegen diese militärischen Einrichtungen von den Mullahs und den Ajatollahs" richten. Darauf könne man nicht verzichten. Man müsse darauf reagieren, so Prosor. Dies sei im Sinne einer Abschreckung auch wichtig in dieser Region. Details nannte er nicht.
Außenminister Katz: Auch "politische Offensive" gegen Iran gestartet
Neben der Möglichkeit eines Gegenschlags läuft laut Israels Außenminister Katz ebenso eine "politische Offensive" gegen die Islamische Republik. In Briefen und Gesprächen mit Außenministern in aller Welt, habe er dazu aufgerufen, Sanktionen gegen das iranische Raketenprogramm zu verhängen und die Revolutionsgarden der Islamischen Republik zu einer Terrororganisation zu erklären. Dies sei ein Weg, Teheran zu bremsen und zu schwächen. "Der Iran muss jetzt gestoppt werden – bevor es zu spät ist."
Iran droht mit "schmerzhaften" Konsequenzen
Irans Präsident Ebrahim Raisi teilte mit: "Die kleinste Aktion (Israels) gegen die nationalen Interessen des Irans wird umfangreiche und schmerzhafte Konsequenzen haben." Im Fall einer militärischen Antwort vonseiten Israels würde die iranische Reaktion "mindestens zehnmal drastischer" als die ersten Angriffe sein, hatte der Sicherheitsrat des Landes mitgeteilt. Bislang habe der Iran die kleinste Form der Bestrafung für Israel gewählt, hieß es in der Mitteilung des Rats. Der Iran hat zuletzt mehrmals Israel vor einer militärischen Antwort gewarnt.
Baerbock: Kein "weiteres Öl ins Feuer gießen"
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief den Iran und Israel auf, die Krise in Nahost nicht weiter zu befeuern. Sie reist zum siebten Mal seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober nach Israel. Am Mittwoch trifft sie Ministerpräsident Netanjahu, Außenminister Israel Katz und Oppositionsführer Benny Gantz, der auch Mitglied im Kriegskabinett ist. Dabei werde sie ihren Gesprächspartnern "die volle Solidarität Deutschlands versichern und wir werden darüber sprechen, wie eine weitere Eskalation mit Zug um Zug mehr Gewalt verhindert werden kann". Nun komme es darauf an, Iran Einhalt zu gebieten, ohne einer weiteren Eskalation Vorschub zu leisten. "Niemand darf jetzt weiteres Öl ins Feuer gießen", sagte die Grünen-Politikerin. Das gelte vor allem für den Iran und seine Stellvertreter in der Region wie die Hisbollah im Libanon oder die Huthi im Jemen.
Israelische Armee tötet Hisbollah-Anführer
Die israelische Armee tötete unterdessen einen Anführer der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Süden des Libanon, der nach ihren Angaben an der Planung von Raketenangriffen auf Israel beteiligt war. Der Luftangriff habe Ismail Jussef Bas getroffen, den Befehlshaber für die Küstenregion im Hisbollah-Gebiet, teilte das israelische Militär mit. Er sei in der Nähe des Dorfes Ain Baal getötet worden, nur wenige Kilometer von der israelischen Grenze entfernt. Die Hisbollah bestätigte den Tod von Bas, machte jedoch keine Angaben zu seinem Rang.
Im Video: Israel will mit Härte reagieren
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