Mohamed Toumba, einer der Soldaten, die den nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt haben, sprach am Sonntag zu Anhängern der Junta.
Bildrechte: Mohamed Toumba, einer der Soldaten, die den nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt haben, spricht zu Anhängern der nigrischen Junta.

Mohamed Toumba, einer der Soldaten, die den nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum gestürzt haben, sprach am Sonntag zu Anhängern der Junta.

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Drohende Intervention: Militärjunta schließt Luftraum über Niger

Die Militärjunta hat den Lauftraum in Niger geschlossen. In der Nacht lief ein Ultimatum der Ecowas an die Putschisten aus. Droht nun der "Einsatz von Gewalt"? Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Angesichts einer drohenden militärischen Intervention durch die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas hat die Militärjunta in Niger den Luftraum des Landes geschlossen. In einer Mitteilung des Sprechers der Junta im nationalen Fernsehen am Sonntagabend hieß es, jeder Versuch, den Luftraum zu verletzen, werde sofort und energisch beantwortet. Grund für den Schritt seien die immer deutlicher werdenden Drohungen einer Intervention aus den Nachbarländern.

Ultimatum der Ecowas ausgelaufen

Am Wochenende war ein Ultimatum der Ecowas an die seit einem Staatsstreich Ende Juli in Niger regierende Militärjunta ausgelaufen. Die Staatengruppe hatte die neuen Machthaber im Niger aufgefordert, den festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum wieder einzusetzen und die verfassungsmäßige Ordnung innerhalb einer Woche wieder herzustellen. Die Gruppe wolle ansonsten Maßnahmen ergreifen, die auch Gewalt beinhalten könnten, hieß es.

Am 26. Juli hatten Offiziere der Präsidialgarde im Niger den demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum für entmachtet erklärt. Der Kommandeur der Eliteeinheit, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.

Unterstützer der Putschisten werden immer zahlreicher

In der Bevölkerung wächst indes die Unterstützung für die Putschisten. Berichten des französischen Senders RFI zufolge versammelten sich am Sonntag rund 30.000 Menschen im General-Seyni-Kountché-Stadion in der Hauptstadt Niamey, um gegen die Ecowas-Sanktionen zu protestieren. Bereits in der Nacht zum Sonntag schlossen sich Jugendliche zu Bürgerwehren zusammen, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete.

Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune warnte am Wochenende nach Angaben der Zeitung "El-Bilad" und der Nachrichtenseite "Ennahar", ein militärisches Eingreifen im Niger könnte die gesamte Sahel-Zone destabilisieren. Eine Teilnahme Algeriens an einer militärischen Intervention schloss Tebboune demnach strikt aus.

100 Bundeswehrsoldaten im Niger: Abzug derzeit nicht geplant

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund eines Kommentars des Nutzers/der Nutzerin "roSi1954" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Rund 100 Bundeswehrsoldaten betreiben derzeit in Nigers Hauptstadt Niamey einen Lufttransport-Stützpunkt; er ist das Drehkreuz für den Abzug der Bundeswehr aus dem Nachbarland Mali. Flüge finden dort derzeit keine statt - und wie lange das so bleibt, ist unklar. Das sei ein "Rückschlag", so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag in Berlin. Die Soldaten sollen aber in Niamey bleiben. Für sie bestehe "keine aktuelle Bedrohung", hieß es am Montag aus dem Verteidigungsministerium: Ihre Sicherheit und die Versorgung seien gewährleistet, die Soldaten könnten sich in der Stadt frei bewegen. 💬

Auch Frankreich und USA immer noch mit Soldaten vor Ort

Trotz der Zuspitzung der Lage steht nach Aussage der französischen Außenministerin Catherine Colonna ein Abzug der französischen Soldaten aus dem Niger nicht auf der Tagesordnung. Sie warnte die Machthaber im Niger, die Drohung der Ecowas ernstzunehmen. Die neue Junta hatte zuvor die militärische Zusammenarbeit mit der einstigen Kolonialmacht am Donnerstag aufgekündigt. Noch immer hat Frankreich dort rund 1.500 Soldaten stationiert. Die USA sind mit rund 1.000 Soldaten vor Ort. Der Niger war einer der letzten westlichen Verbündeten in der von islamistischen Terrorgruppen destabilisierten Sahel-Zone.

Unbegründet ist Colonnas Warnung vor dem Handeln der Ecowas nicht. Die Gruppe hat bereits in der Vergangenheit mehrfach militärische Eingreiftruppen aufgestellt. Zuletzt griff die Gruppe 2017 in Gambia ein. Militärische Ecowas-Operationen erfolgten bislang jedoch immer auf Einladung der betroffenen Regierung.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Luftraum über Niger geschlossen

Nach Ablauf eines Ultimatums des westafrikanischen Staatenbunds Ecowas hat die Junta in Niger den Luftraum geschlossen.
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Nach Ablauf eines Ultimatums des westafrikanischen Staatenbunds Ecowas hat die Junta in Niger den Luftraum geschlossen.

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