Eine Landstraße in der Nähe von Bern. Irgendwo zwischen typisch Schweizer Dorfidylle und rauschendem Vorortverkehr. An einem Strommast vor einem Bauernhof hat Alain Bützberger, Verkehrsingenieur bei der Firma Swisstraffic, einen kleinen schwarzen Kasten angebracht. Ein Radar-Gerät – aber es hat nicht die Raser, sondern die Krachmacher im Visier.
Es handelt sich um einen intelligenten Sensor, der den Lärm von Autos, Motorräder und Lastwagen misst. Das Gerät könne den Straßenlärm von anderen Geräuschen in der Umgebung unterscheiden, erläutert Bützberger.
50 Meter weiter haben Alain Bützberger und sein Team gut sichtbar am Straßenrand ein großes Schild aufgestellt – mit eindeutiger Symbolkraft: Das Foto eines kleinen Jungen, der sich sichtlich genervt die Finger in die Ohren steckt. Darunter eine LED-Schrift – mit je nach Lärmmesswert einer Botschaft für die Menschen am Steuer – in rot oder grün. "Wenn jemand unter der Lärmschwelle liegt, kommt ein 'Danke'. Wenn er darüber liegt, kommt ein 'Leiser' mit Ausrufezeichen", erläutert Bützberger.
Lärm-Sensor für die Polizei in Arbeit
Entwickelt hat den Lärm-Radar das Genfer Start Up-Unternehmen Securaxis zusammen mit Forschern der Uni Lausanne. Noch sei der Radar nur für die Sensibilisierung der Lärmsünder ausgerichtet, erklärt Start-up-Gründer Glenn Meleder, aber man arbeite nun an einem Modell für die Polizei – damit zu laute Fahrer genauso bestraft werden können wie Raser.
Bis aus dem Lärm-Radar auch ein Lärm-Blitzer wird, dauert es also noch ein bisschen. Aber die Schweizer Politik ist schon dabei im Kampf gegen Motorenlärm auf den Straßen. Bereits im Juni wird sich das Parlament mit einer Initiative befassen, die das Ziel hat, den Einsatz von Lärm-Blitzern gesetzlich zu regeln.
Widerstand aus der Motorrad-Szene
Natürlich hat das Projekt nicht nur Fans in der Schweiz. Motoradfahrerinnen und -fahrer machen bereits mobil gegen die Lärm-Blitzer-Pläne – sogar von "Motorradrassismus" ist die Rede. Man will sich halt den Spaß nicht verderben lassen, auf knatternden Zweirädern über Bergstraßen und Alpenpässe zu zischen.
Aber immer mehr Schweizerinnen und Schweizer leiden unter dem Krach – das Bundesamt für Gesundheit hat alarmierende Zahlen veröffentlicht: Jede siebte Person sei tagsüber, und jede achte in der Nacht von schädlichem Verkehrslärm betroffen. Ein altes Problem – für das es nun, so freut sich der Ingenieur Alain Bützberger, endlich eine technologische Lösung gibt.
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