Zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuchs hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Historischen Rathaus von Münster den Preis des Westfälischen Friedens bekommen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte die Auszeichnung. Er lobte den französischen Regierungschef als "leidenschaftlichen Europäer" und dankte ihm für seine Zuneigung zum Nachbarland Deutschland.
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Steinmeier: "Du bist immer bereit, auf Deutschland zuzugehen"
"Dass Frankreich und Deutschland sich heute so nah sind, liegt nicht zuletzt – davon bin ich überzeugt – an Menschen wie Dir. Du bist immer bereit, auf Deutschland zuzugehen, eröffnest die Diskussion, versuchst uns auch hier und da aus der Reserve zu locken", sagte Steinmeier an Macron gerichtet.
Der Bundespräsident wies insbesondere auf Macrons Plädoyer für eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik, eine gemeinsame europäische Verteidigung und auch ein gemeinsames Handeln bei der inneren Sicherheit hin. Er habe die europäische Souveränität schon lange vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 beschworen.
Preis soll an Westfälischen Frieden im Jahr 1648 erinnern
Der Preis wird von der "Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe" (WWL) für Verdienste um die europäische Integration vergeben und wurde aus Anlass der 350-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens im Jahr 1998 gestiftet. Der Westfälische Frieden wurde am 24. Oktober 1648 mit zwei Verträgen in Münster und Osnabrück besiegelt und beendete den Dreißigjährigen Krieg. Historiker sehen in dem Kontrakt eine erste Grundlage für eine europäische Staatengemeinschaft. Der Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Die Hälfte des Preisgeldes geht an das ebenfalls ausgezeichnete Deutsch-Polnische Jugendwerk.
Die WWL lobte Macrons Bemühungen um Frieden im russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Der französische Präsident habe alles dafür getan, um trotz schwerer Verwerfungen den Dialog mit der russischen Führung aufrechtzuerhalten. "Emmanuel Macron ist ein Kämpfer für Freiheit, Frieden und Europa", so die Jury.
Macron: "Müssen neue Etappe von Europa starten"
Macron warb in seiner Dankesrede für mehr Optimismus und Tatendrang in Europa. "Ich glaube, wir müssen optimistischer sein", sagte er. "Als Europäer optimistisch sein heißt, sicher zu sein, dass Europa die richtige Antwort ist." Dies beziehe sich auf die großen aktuellen Herausforderungen wie den Krieg in der Ukraine, die Klimakrise sowie die Bedrohung der Demokratie.
"Wir müssen eine neue Etappe von Europa starten." Nötig dazu seien aber mehr Optimismus und Willen. Sein Preisgeld werde dem "Deutsch-Französischen Jugendwerk" (DFJW) zugutekommen, sagte Macron.
Auch Bevölkerung erlebte Festakt in der Stadt mit
Zum Abschluss des Festaktes zeigten sich Macron und Steinmeier mit ihren Ehefrauen auf dem Balkon des Stadtweinhauses auf dem Prinzipalmarkt, den nach Schätzungen mehr als 1.000 Schaulustigen. Dabei gab es lauten Applaus, aber auch einige Pfiffe. Steinmeier und Macron umarmten sich und winkten in die Menge. Einige Demonstranten skandierten Parolen und schwenkten Anti-Atomkraft- und Palästina-Fahnen. Alles sei aber friedlich geblieben, wie eine Polizeisprecherin bestätigte.
Für die Bevölkerung gab es in Münster zahlreiche Informationsstände sowie eine Live-Übertragung der Preisverleihung auf einer großen Leinwand in der Innenstadt. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte Macron und den Bundespräsidenten zuvor am Flughafen Münster-Osnabrück in Empfang genommen. Er überreichte Macron einen Korb mit westfälischen Spezialitäten von Schwarzbrot über Mettwurst bis Korn und Bier.
Münster war nach Berlin und Dresden die Abschluss-Etappe auf Macrons Staatsbesuch. Es war der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 24 Jahren. Anschließend traf sich Macron mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu politischen Gesprächen.
Mit Informationen von dpa
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