Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Nacht zum Sonntag nach russischen Angaben mit drei Drohnen erneut Moskau angegriffen. Ein Mensch wurde dabei verletzt; einer der vier Flughäfen rund um die russische Hauptstadt wurde vorübergehend für den Flugverkehr geschlossen. Es war der vierte Angriff dieser Art auf die Hauptstadtregion in diesem Monat und der dritte in der Woche. Die Drohnenangriffe stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Abgeschossene Drohnen beschädigen Fassaden - ein Verletzter
Das russische Verteidigungsministerium bezeichnete den Vorfall als "versuchten Terroranschlag des Kiewer Regimes". Teils vermuteten Moskauer, dass mindestens eine Drohne in einem 50-geschossigen Gebäude einschlug, wo auch das Ministerium für Digitalisierung Büros hat. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.
Eine der Drohnen wurde nach Angaben des Ministeriums im Moskauer Umland von Luftabwehrsystemen abgefangen, zwei weitere wurden blockiert. Diese beiden Drohnen stürzten in das Geschäftsviertel der Hauptstadt, Moskau City. Fotos von der Absturzstelle zeigten Schäden an der Fassade eines Wolkenkratzers. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte, der Angriff habe unbedeutende Schäden an Außenseiten von zwei Gebäuden angerichtet. Ein Wachmann sei verletzt worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.
Der Luftraum über Moskau und den angrenzenden Regionen wurde laut Tass vorübergehend gesperrt, der Flughafen Wnukowo am südlichen Stadtrand etwa eine Stunde lang nicht angeflogen. Alle Beschränkungen wurden wenig später wieder aufgehoben.
Angriff mit 25 Drohnen auf die annektierte Halbinsel Krim
Zeitgleich gab es offenbar einen großangelegten ukrainischen Drohnenangriff auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim. 16 Drohnen seien durch die Luftabwehr zerstört, die restlichen neun durch "elektronische Kampfführung neutralisiert" worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es habe keine Opfer gegeben. Die Krim, die 2014 von Russland annektiert wurde, ist in den vergangenen Wochen zunehmend Ziel von Angriffen geworden. Kiew hatte wiederholt erklärt, dass es die Rückeroberung der Halbinsel anstrebe.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums war bereits am Freitag eine ukrainische Drohne außerhalb von Moskau abgefangen worden. Zwei weitere Drohnen schlugen am Montag in der Hauptstadt ein, eine davon im Stadtzentrum in der Nähe des Hauptquartiers des Verteidigungsministeriums, etwa drei Kilometer vom Kreml entfernt. Die andere Drohne traf ein Bürogebäude im Süden der Stadt und zerstörte mehrere Stockwerke.
Putin hält Marine-Parade ab
Am Sonntag kündigte Kremlchef Wladimir Putin bei Russlands größter Marineparade in St. Petersburg 30 neue Kriegsschiffe für die Seestreitkräfte in diesem Jahr an. Das russische Staatsfernsehen übertrug das Großereignis und zeigte viele der insgesamt 33 Kriegsschiffe, darunter auch vier U-Boote.
Bei der zentralen Parade des Landes, die traditionell am letzten Sonntag im Juli in St. Petersburg und im nahen Kronstadt abgehalten wird, waren auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu und mehrere Gäste des Afrika-Gipfels anwesend.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren auch wegen befürchteter Anschläge im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine massiv. Zwar wurde Putin nach Kreml-Angaben über die neuerlichen Drohnenangriffe in Moskau informiert. Die Paraden in St. Petersburg und in anderen Regionen des Landes liefen aber ungeachtet der gespannten Lage dem Vernehmen nach ohne Störungen.
Seinen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erwähnte Putin vor den in Paradeuniformen erschienenen russischen Militärangehörigen in seiner Rede aber nicht. Rund 3.000 Soldaten nahmen an der Parade teil. Unter den afrikanischen Gästen waren laut russischen Medien auch die Staatschefs von Mali, Burkina Faso, Eritrea und der Republik Kongo. Auch aus anderen afrikanischen Staaten waren Vertreter bis Sonntag in der Millionenmetropole geblieben. Afrikanische Staaten gehören zu den wichtigsten Märkten für russische Waffen.
Tote nach Raketeneinschlägen in Saporischschja und Sumy
Unterdessen kamen bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainischen Städte Saporischschja und Sumy offiziellen Angaben zufolge vier Menschen ums Leben. Bei den Toten im südukrainischen Saporischschja handle es sich um einen Mann und eine Frau, teilte der Sekretär des Stadtrats, Anatolij Kurtjew, am Samstag mit. Eine weitere Frau wurde demnach verletzt. Durch die Druckwelle der Detonation seien Fenster eines Hochhauses, einer Bildungseinrichtung sowie eines Supermarkts zerstört worden.
Auch im nordöstlichen Gebiet Sumy berichteten die Behörden von einem russischen Raketenangriff, von dem eine Bildungseinrichtung betroffen gewesen sei. Zwei Menschen seien getötet, 20 weitere verletzt worden, teilte der Stadtrat am Sonntag mit. Unmittelbar nach dem Einschlag am Samstag war zunächst nichts bekannt gewesen über Opfer. Ein Gebäude der technischen Berufsschule wurde schwer beschädigt, wie auf Fotos ukrainischer Behörden zu sehen war.
Mit Informationen von dpa
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