Sergej Kowaljow war Zeit seines Lebens ein engagierter Mensch. Seit den 1950er Jahren war er einer der Anführer der Demokratiebewegung in der früheren Sowjetunion. 1969 beteiligte er sich an der Gründung der ersten Menschenrechtsorganisation in der Sowjetunion, dokumentierte Verletzungen der Menschenrechte und prangerte sie öffentlich an. 1987 gründete Kowaljow die russische Bürgerrechtsbewegung "Memorial" und war lange Vorsitzender dieser Organisation, die sich unter anderem der historischen Aufarbeitung der Repressionen in der Sowjet-Ära sowie Menschenrechtsfragen widmet. Viele Jahre lang saß er für seine Überzeugungen im Gefängnis. Nun ist der russische Bürgerrechtler und ehemalige Dissident im Alter von 91 Jahren in Moskau gestorben.
Sergej Kowaljow kritisierte Russland für Tschetschenien-Krieg
Als die Stadt Nürnberg 1995 den ersten Preisträger für den neugeschaffenen Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis suchte, engagierte sich Sergej Kowaljow gerade gegen den Tschetschenien-Krieg. Das militärische Vorgehen Russlands gegen die abtrünnige Kaukasus-Republik machte Kowaljow gegen Jahresende 1994 zum engagierten Kritiker der Staatsspitze. Er sammelte Zeugenaussagen und Material über Menschenrechtsverletzungen und prangerte das Vorgehen des Militärs an.
Vàclav Havel hielt Laudatio auf Sergej Kowaljow
Kowaljows Engagement imponierte der Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. Am 17. September 1995 nahm Kowaljow die Auszeichnung von Vàclav Havel, dem Gründer der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 und ehemaligen Präsidenten der Tschechischen Republik, entgegen. Zwei Menschen, die stets für ihre Überzeugungen kämpften, standen da auf der Bühne des Nürnberger Opernhauses – ein historischer Moment.
Nürnberg trauert um "unerschrockenen Streiter für Menschenrechte"
Bei der Stadt Nürnberg ist die Trauer um Sergej Kowaljow groß. "Wir trauern um einen unerschrockenen Streiter für die Menschen- und Bürgerrechte, der bis ins hohe Alter Stellung bezogen hat gegen Krieg, Autoritarismus und Gewalt", erklärte Oberbürgermeister Marcus König (CSU). "Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren." Noch bei seinem letzten Besuch im Jahr 2015 anlässlich des 20. Jahrestags der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises habe Kowaljow mit einer kämpferischen und inhaltsstarken Rede beeindruckt, heißt es von der Stadt Nürnberg.
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