Ein Blick auf das ausgetrocknete und rissige Wasserbett des von der Dürre betroffenen San-Gabriel-Stausees in der Nähe von Azusa, Los Angeles County (24.6.21)
Bildrechte: dpa-Bildfunk
Audiobeitrag

Ein Blick auf das ausgetrocknete und rissige Wasserbett des von der Dürre betroffenen San-Gabriel-Stausees in der Nähe von Los Angeles.

Bildbeitrag
>

Extreme Trockenheit: Kalifornien stellt Bauern das Wasser ab

Extreme Trockenheit: Kalifornien stellt Bauern das Wasser ab

Der Nordwesten der USA leidet extrem unter Dürre. Deswegen geht die kalifornische Wasserbehörde einen dramatischen Schritt und dreht Tausenden Menschen das Wasser ab. Vor allem Landwirte sind betroffen.

Im düsteren Hollywood-Film "Mad Max" ist der Kampf ums Wasser Realität geworden - die Inspiration dafür war wohl naheliegend, denn der Wassermangel ist im Filmland Kalifornien schon Alltag. "In Teilen des Bundesstaates ist es das zweittrockenste Jahr der Geschichte", sagt Jeanine Jones vom California State Water Resources Control Board, einer Art Aufsichtsbehörde für das Nutzwasser in dem Bundesstaat.

Nun hat die Behörde die Notbremse gezogen und verbietet Tausenden Landwirten, das Oberflächenwasser aus Seen, Flüssen und Kanälen aus dem Sacramento-San-Joaquin-Delta zu nutzen. Etwa 5.700 Inhaber von Wasserrechten in Nordkalifornien und dem Central Valley sind betroffen.

Ausnahmen gibt es nur für Wasser für den alltäglichen Gebrauch im Haushalt, zum Trinken, Waschen, Duschen. In zwei Wochen soll die Anordnung in Kraft treten. Aber schon jetzt gibt es zu wenig Wasser für viele Landwirte.

Kühe wegen Wassernot verkauft

Milchbäuerin Jennifer Beretta hat bereits Konsequenzen ziehen müssen und einige Kühe verkauft, erzählte sie der Zeitung "Sacramento Bee":

"Das waren zwei bis drei Jahre alte Kühe, das war hart. Wir haben das wegen der Dürre gemacht. Wir wissen nicht, was das Futter kosten wird, ob es verfügbar ist. Wir mussten eine Entscheidung treffen, um in diesen harten Zeiten weiter Milch zu produzieren." Eine Milchbäuerin aus Kalifornien

Durch den Wassermangel kann sie selbst kaum Futter anbauen. Auf ihrem Grundstück gebe es ein Rückhaltebecken, das an den nahe gelegenen Russian River grenze. Ausgetrocknet habe sie dieses noch nie gesehen.

Selbst wenn in diesem Herbst und Winter noch viel Regen kommt, würde er die leer gelaufenen Speicher nicht auffüllen, so die Prognose der Wasserexperten. Bisher waren die Bürger dazu aufgerufen, freiwillig 15 Prozent Wasser zu sparen, Landwirte waren ausgenommen. Die jetzigen Maßnahmen richten sich explizit an die Agrarwirtschaft, denen so regelrecht der Hahn zugedreht wird.

Westen in künstliche Wasserwelt verwandelt

Die Dürre sei nichts Neues, sondern eine Konsequenz aus der Geschichte Kaliforniens, meint Heather Cooley, Forschungsdirektorin des Pacinis Institute, einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung: "Die weißen Siedler sind von falschen Annahmen über die Wasserkapazitäten ausgegangen. Sie dachten, sie könnten das Land dominieren." Wassermanager und Politiker hätten ein Jahrzehnt lang "den Westen in eine künstliche Wasserwelt verwandelt, um den Durst der Bauernhöfe und Städte zu stillen".

In Kalifornien ist fast die gesamte Landwirtschaft auf Wasser aus den Bergen im Norden und der Sierra Nevada angewiesen, das über ein Verteilungssystem in die Mitte, ins Central Valley und den Süden geleitet wird. Das System war für 20 Millionen Menschen konzipiert, mittlerweile leben in dem Bundesstaat um die 40 Millionen. Landwirte wie Jennifer Beretta ahnen wohl, dass die Zukunft in Kalifornien nicht einfacher wird: "Wir müssen langfristig planen: Bekommen wir ein bisschen Regen, bekommen wir überhaupt Regen? Wir bereiten uns auf das Schlimmste vor."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!