Rund um Wahltermine und große öffentliche Debatten, aber auch für ganz alltägliche, wiederkehrende Falschinformationen wird bei BR24 das Team Faktenfuchs aktiv. Wenn zur bayerischen Landtagswahl 2018 und zur Europawahl im Mai gefälschte Wahlplakate, Statistiken oder irreführende Behauptungen in sozialen Netzwerken verbreitet werden oder gegen Politiker und Parteien gehetzt wird. Aber auch, wenn auf Facebook gefragt wird "Rotten schwarze Eichhörnchen die roten aus?" oder "Werden Küken wirklich geschreddert?"
💡 Das #Faktenfuchs-Team geht Fragen nach, die in den Social-Media-Timelines auftauchen oder sich aus dem aktuellen Tagesgeschehen ergeben. Im Breaking-News-Fall prüfen die Experten Bilder und Videos auf ihre Echtheit. Bei Spezialthemen stehen zudem alle Fach-Journalisten im BR bereit, ihr ganzes Wissen in eine Faktenfuchs-Recherche zu stecken. Bei der Verbreitung der Faktenchecks hilft der #factfox, ein digitaler Helfer für Social-Media-Redakteure - so kam auch der Fuchs zum Team 🦊
Eichhörnchen? Küken? Solche Themen sind bei genauer Prüfung alles andere als nebensächlich: Der Faktencheck zum Eichhörnchen zeigte beispielsweise, wie lange sich Geschichten halten, obwohl sie längst widerlegt sind. Im Netz wirken diese Themen als "Longtail": Scheinbare Nischenthemen stoßen so langfristig auf anhaltend großes Interesse, in Suchmaschinen halten sich die Beiträge über Jahre oben. Denn - wieder im konkreten Fall - die Legende vom aggressiven Eichhörnchen ist am Ende gar nicht harmlos, sondern eine xenophobe Fabel. Schon dieser Text zeigte zudem exemplarisch: Falschmeldungen wirken auf sehr vielen Ebenen. Die Recherche berührte Fragen der Ökologie, der Genetik und der Soziologie und zeigte so: "Die Wahrheit ist nicht immer einfach." Und die Mär vom Schreddern der Küken lehrte: Ungenauigkeiten stören vor allem diejenigen, die betroffen sind. Im Fall des Küken-Schredderns waren dies vor allem Bäuerinnen und Bauern.
Wie kommen wir an unsere Themen?
Den Impuls für unsere Themen geben häufig unsere Nutzer selbst - für das Format Faktenfuchs ist das ein wesentlicher Baustein. Die NutzerInnen schreiben uns dabei direkt an (auf Twitter @faktenfuchs) oder kommentieren unter unsere Beiträge auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube. Kürzlich schauten wir uns zum Beispiel an, ob der Antrieb mit Wasserstoff eine Alternative zu Elektromobilität darstellen kann. Mehrere Nutzer hatten sich das zuvor in unseren Kommentarspalten gefragt.
Mit unserem Format #Faktenfuchs bieten wir so unseren Nutzern einen Raum, um sich aktiv einzubringen in die Themen-Gestaltung. Wo immer möglich zeigen wir in einem Screenshot den Kommentar, der den Anlass für unsere Recherchen lieferte.
Mit dem sogenannten Social Listening blicken wir noch tiefer in soziale Netzwerke, Foren, Webseiten und Blogs, um zu erfahren, welche Themen die Bayern im Netz bewegen und wie sie darüber diskutieren. Mit diesem Tool stoßen wir auf Aussagen, Gerüchte und Falschmeldungen, die häufig geteilt und kommentiert werden. Wir scannen aber auch auffällige Muster in den Ergebnislisten, signifikante Häufungen. Warum war die AfD in Listening-Reportings zur Wahl stark vertreten? Im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl haben wir die Antwort darauf gegeben.
In unseren Faktenchecks decken wir die Falschmeldungen schließlich auf. Die Recherchen dafür entsprechen dem klassischen journalistischen Vorgehen, bei dem alle Perspektiven angehört und unabhängige Quellen wie Studien, (historische) Dokumente oder die Einschätzung von Wissenschaftlern einbezogen werden. Wenn es tiefer geht, wenn Bilder, Video und Texte auf ihre DNA geprüft werden müssen, kommen mehr Tools ins Spiel, aber dazu später.
Besonders zu Wahlen wie der Landtagswahl 2018 oder der Europawahl 2019 prüfen wir zusätzlich Aussagen von Politikern, die in unseren BR-Wahlsendungen auftreten. Auch während relevanter politischer Debatten, wie zum Polizeiaufgabengesetz, ist das Team über das Social-Listening-Tool ständig im Bild, wenn neue Perspektiven zum Thema aufkommen und viral gehen. Bei Bedarf prüfen die Redakteure die Behauptungen dann und geben so der Diskussion auf der Höhe der öffentlichen Aufmerksamkeit neue Impulse - durch Fakten.
Häufig kommen Themenvorschläge auch von den Social-Media-Redakteuren von BR24, die die Kommentare auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube scannen und auf interessante Perspektiven hinweisen. Die Nutzer selbst sind oftmals überrascht, dass ihre Kommentare überhaupt gelesen werden. Außerdem ergeben sich Fragen aus dem tagesaktuellen Geschehen oder Kolleginnen und Kollegen im Haus tragen ihre Wünsche für potenzielle Faktenchecks an uns heran.
Ein Faktencheck liefert Information und Fakten
Die Redakteure bemühen sich bei den Faktencheck-Artikeln um höchstmögliche Transparenz. Primärquellen werden, wenn möglich, genannt und verlinkt, damit der Leser das Geschriebene nachvollziehen und seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Ein Faktencheck liefert einen Überblick über die Positionen und den Verlauf einer Debatte - und ein Fazit. Damit verbunden ist auch, dass die Redakteure relevante E-Mails, Zitate, Notizen zu Gesprächen und Screenshots als Belege sammeln und bei Nachfrage vorlegen können.
Unter dem Format #Faktenfuchs werden die Artikel zusammengefasst und auf br.de/faktencheck ausgespielt. Hier finden sich nicht nur klassische Faktenchecks, sondern auch Hintergrund- und Erklärstücke zu aktuellen Debatten. Mit einem Webvideo-Format hat der #Faktenfuchs einen zusätzlichen Verbreitungsweg.
Verifikation von Fotos und Videos
In Breaking-News-Situationen verschiebt sich der Fokus des #Faktenfuchs: Das Team scannt dann die Timelines vor allem von Twitter auf der Suche nach Falschinformationen. In unübersichtlichen Lagen werden häufig Fotos oder Videos aus einem ursprünglich anderen Zusammenhang in Umlauf gebracht, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder Debatten in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. Schlimmstenfalls kommt es zu Vorverurteilungen und Schuldzuweisungen gegen ganze Bevölkerungsgruppen. Manchmal ist sogar erst aufgrund von Falschmeldungen weitere Gefahr in Verzug. Exemplarisch dafür steht der Anschlag am Münchner Olympia-Einkaufszentrum 2016: Gerüchte, Spekulationen und stundenlange Unsicherheit über angebliche Schüsse am Stachus erzeugten ein Klima der Panik, in dem Menschen verletzt wurden, weil sie zum Beispiel aus Fenstern sprangen und die Polizei zu Dutzenden Phantom-Tatorten ausrücken musste. BR24 konnte auch messbar etwas zur Beruhigung beitragen (s. SZ-Grafik).
Auch tauchte auf Twitter unter den Hashtags #Amoklauf und #OEZ ein Foto aus einem Einkaufszentrum auf, das Verletzte auf einem blutverschmierten Boden zeigte. Mit einer sogenannten Rückwärtsbildersuche (zum Beispiel mit dem Browser-Add-on "RevEye Reverse Image Search") ließ sich relativ schnell herausfinden, dass das Foto nicht aus München, sondern aus Johannesburg vom Jahr zuvor stammte und aus dem Kontext gerissen wurde.
Unsere Redakteure werden für die Verifikation von Fotos und Videos regelmäßig geschult. Wir haben hier eine Übersicht erstellt, welche Tools wir zur Prüfung auf Echtheit von Material verwenden.
Bei der Verifikation einer Quelle, des Datums und des Ortes, sind den Redakteuren vor allem technische Grenzen gesetzt. Besonders deutlich wird das bei den sogenannten Deepfakes, also gefälschten Videos, die mithilfe von künstlicher Intelligenz produziert werden und teils täuschend echt wirken. Politikern oder anderen Personen des öffentlichen Lebens könnten so Aussagen oder sogar Handlungen zugeschoben werden, die diese nie trafen oder ausführten.
Fakten und nicht Fakes verbreiten: der #Factfox hilft
#Faktenfuchs-Artikel oder -Videos zu veröffentlichen ist aber nur der erste Schritt. Mindestens genauso wichtig ist es, die Inhalte zielgenau und beständig in Timelines und Kommentarspalten der sozialen Netzwerke zu verteilen. Denn nicht alle Artikel werden gelesen, geschweige denn ganz durchgelesen. Viele Nutzer überfliegen Schlagzeilen und Teasertexte und beteiligen sich dann umgehend in den Diskussionen der Kommentarfelder. Auch die Diskussion hier ist nicht geprägt von Links auf Artikel oder langen Texten, sondern von kurzen, prägnanten Aussagen.
Genau hier greift die Software Factfox an - ein digitaler Helfer für Social-Media-Redakteure. Hinter dem Tool (es ist eine Browser-Erweiterung) steckt eine Datenbank, die ständig mit Zahlen und Fakten zu bestimmten Themen gefüttert werden kann. Die Redakteure können auf sie unkompliziert mit einem Mausklick zugreifen. Verifizierte Inhalte können sie dann schnell und gezielt auf Facebook, Twitter, Instagram oder Youtube verteilen. Eine Gruppe von Journalisten und Entwicklern gewann für diese Idee im Jahr 2016 den Hauptpreis bei einem Wettbewerb der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Der Hintergrund ist folgender: Social Media-Redakteure müssen pro Schicht bis zu 1.000 Kommentare lesen und verarbeiten. Um auf komplizierte Fragen oder Falschinformationen einzugehen, fehlt ihnen oft die Zeit. Das hilft den Verbreitern von Halbwahrheiten. Genau hier greift die Factfox-Browsererweiterung mit dem gesammelten Wissen der BR24-Redaktion.
Warum der Fuchs?
Warum heißt ihr eigentlich "Faktenfuchs"? Der Grund ist erst mal ganz banal: Die Software, die bei der dpa den Preis gewann, hatte den Fuchs im Namen: #factfox. Das namensgleiche Format dazu nahm das BR24-Publikum besonders gut an. Zudem traf es sich gut mit einer grundsätzlichen Ausrichtung des Formats: Die Faktenchecker-Truppe will nicht als Wahrheitsministerium verstanden werden, sie ist vielmehr Dienstleister auf der Suche nach mehr Fakten für die Diskussionen im Netz. Der Fuchs als Begleiter macht zudem Format und Autoren nahbarer und die Kommunikation auch bei schwierigen Themen entspannter - selbst in hitzigen Diskussionen werden Argumente mit "Liebe Faktenfüchse ..." platziert.
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