Im Netz kursieren ständig Falschmeldungen - häufig mit dem Ziel, jemanden zu diskreditieren. In München sorgte Anfang November ein YouTube-Video für Aufregung, das mehrere dunkelhäutige Männer zeigt, die angeblich in der Münchner Fußgängerzone randalieren. Das Video ist zwar echt, ist aber nicht im November 2019 in München entstanden, sondern im März 2018 in Florenz, wie die Polizei München auf ihrem Twitter-Account schrieb.
Wie man falsche und irreführende Inhalte erkennt
Als Netznutzer sollte man Videos und Bildern, die sich viral verbreiten, mit einer gehörigen Portion Skepsis begegnen. Bevor man sie teilt, empfiehlt sich ein genauer Blick auf den Inhalt. Diese vier Fragen sollten beantwortet werden:
- Sehe ich das Original?
- Wer ist der Urheber?
- Wo ist die Aufnahme entstanden?
- Wann ist die Aufnahme entstanden?
Sehe ich das Original?
Gerade Bilder und Videos werden oft aus dem Zusammenhang gerissen, um einen gewünschten, aber falschen Eindruck zu erwecken, wie das Beispiel des vermeintlichen München-Videos zeigt. Bei Bildern geht das am einfachsten mit einer umgekehrten Bildersuche: Man lädt ein Bild in die Bildersuche einer Suchmaschine hoch, die dann Treffer mit identischen oder ähnlichen Bildern ausspuckt. Bei einem Video muss man einzelne Bilder extrahieren und mit diesen eine umgekehrte Bildersuche starten.
Auf diese Weise kann man ganz oft feststellen, dass ein Bild, das als neu ausgegeben wird, in Wahrheit schon alt ist, oft sogar aus einem komplett anderen Kontext stammt – wie im Fall des vermeintlichen München-Videos. Die umgekehrte Bildersuche beherrschen so gut wie alle Suchmaschinen.
Wer ist der Urheber?
Über die Datumssuche der Suchmaschinen und der sozialen Netzwerke lässt sich die älteste Version eines Fotos oder Videos ermitteln. Das kann, muss aber nicht das Original sein. Nun sollte man den Uploader kontaktieren (erst auf dem Kanal, eventuell per Mail oder, wenn möglich, telefonisch) und fragen, ob er oder sie auch der Urheber oder die Urheberin des Bildes ist. Uploader und Urheber müssen nämlich keinesfalls identisch sein. Ist keine Kontaktaufnahme möglich, sollte man einen genaueren Blick auf alle Informationen zum Urheber werfen: Ist ein Impressum angegeben, zu welchen Themen und mit welcher Stoßrichtung schreibt der Urheber im Netz: auf Websites, Blogs, in sozialen Netzwerken? Mit welchen Accounts ist er vernetzt?
Wo ist die Aufnahme entstanden?
Bei fraglichen Aufnahmen sollte man jeden inhaltlichen Hinweis überprüfen, der Anhaltspunkte für den Aufnahmeort – und das -datum – liefert. Das geht beim Text des Posts los, mit dem das Bild veröffentlicht oder geteilt wurde, oder beim Beschreibungstext von YouTube-Videos. Wo – und wann – soll das Bild oder das Video entstanden sein und was zeigt es angeblich?
Bei Videos und Bildern sollte man immer Ausschau nach allen Details halten, die Aufschluss über den Ort geben. Das können markante Gebäude sein, Geschäfte, Straßennamen, Fahrzeuge. Vor allem die Beschriftungen können sehr aufschlussreich sein. Bei Videos kommen auch akustische Hinweise dazu: Welche Sprache ist zu hören?
Wann ist die Aufnahme entstanden?
Wenn ein Foto tatsächlich vom angegebenen Ort stammt, ist noch zu klären, ob auch der angebliche Aufnahmezeitpunkt stimmt. Als Erstes sollte man prüfen, ob das Wetter auf dem Bild am fraglichen Tag am fraglichen Ort mit dem tatsächlichen Wetter übereinstimmt.
Sehr einfach geht das mit der Datenbank wolframalpha: Hier gibt man ins Suchfeld einfach "weather", Ort und Datum ein, also zum Beispiel "weather munich november 3 2019". Angezeigt werden dann ausführliche Wetterdaten, unter anderem Temperatur, Wolkenstand und Niederschlag im Tagesverlauf. Ähnliche Funktionen bietet www.wunderground.com/history an.
Wenn keine überprüfbaren Angaben zum Aufnahmedatum gemacht werden, sollte man nach Hinweisen suchen, die zumindest eine grobe zeitliche Einordnung erlauben. Zum Beispiel:
- Anhand des Blütenstandes von Pflanzen lassen sich Rückschlüsse auf die Jahreszeit ziehen.
- Von wann bis wann gab es eine Baustelle?
- Werbeplakate (z. B. für ein Konzert oder eine Rabattaktion) werden immer nur in einem bestimmten Zeitraum verwendet.
Fazit
Wer im Netz solchen viralen Fotos und Videos begegnet, sollte Vorsicht walten lassen und sich fragen, ob es sich tatsächlich um das Original handelt oder um eine alte Aufnahme. Das lässt sich zum Beispiel mit einer umgekehrten Bildersuche herausfinden. Wer etwas mehr Zeit hat, sollte sich den Urheber und sein Umfeld genauer anschauen und anhand von Bilddetails versuchen zu ermitteln, wo und wann die Aufnahme entstanden ist.