Luisa Neubauer ist eine der Hauptorganisatorinnen der Fridays-for-Future-Bewegung in Deutschland. Als sie in dieser Woche in Glasgow bei der Weltklimakonferenz auf dem Podium saß, bat sie die Anwesenden im Raum zunächst einmal, eine Schweigeminute einzulegen. Eine Schweigeminute für alles, was schon verloren gegangen sei: Tier- und Pflanzenarten, Existenzgrundlagen und Leben.
Neubauer: Liebe wurde ersetzt mit Gewinnstreben
"Wann ist das passiert, dass die Liebe für die Welt, für Kinder und die Zukunft ersetzt worden ist durch beschleunigten Abbau, durch Gewinnstreben, Abbrennen und Auslaugen?", hinterfragt die Klima-Aktivistin die moderne Wirtschaft. Luisa Neubauer spricht viel über Empathie und Klimagerechtigkeit. Aus ihrer Sicht wird zu sehr betont, dass wir alle zusammen in dieser Krise stecken und das Krisenmanagement beschleunigen müssten. Darum gehe es aber nicht, sagt Neubauer.
Sie verweist darauf, dass die Industriestaaten für den Treibhauseffekt verantwortlich sind. Die Rolle der Industriestaaten sei es, etwas zurückzugeben und das Leid anzuerkennen, das man verursacht habe, so die Aktivistin.
Große internationale Demo in Glasgow
Heute will Fridays for Future in Glasgow auf die Straße gehen. Wie viele Schülerinnen und Schüler teilnehmen werden, können die Organisatoren nicht abschätzen, aber es wird eine große, internationale Demonstration erwartet. Zudem wird parallel dazu in vielen anderen Städten der Welt demonstriert.
Ambivalentes Verhältnis zur Politik
Das Verhältnis zur Politik ist für Fridays for Future ambivalent. Irgendwie erwarten die Aktivisten schon gar nichts mehr von den Regierungen, aber irgendwie auch alles, denn ohne die Regierungen geht es ja nicht. "Uns ist natürlich wichtig, dass die Politik handelt", sagt Annika Kruse, die für Fridays for Future in Deutschland die Pressearbeit macht. "Ich glaube aber, da wir jetzt schon seit drei Jahren auf der Straße sind und seit drei Jahren nicht genug von der Politik passiert ist, hat sich ein gewisser Frust aufgestaut." Die Politik würde auch die Wissenschaft seit drei Jahren ignorieren. Deshalb könne man kaum erwarten, dass Fridays for Future jetzt noch große Hoffnungen in die Politik setzt. "Ich glaube allerdings trotzdem, dass politische Maßnahmen nötig sind", sagt Kruse. "Das ist ja offensichtlich."
Greta Thunberg: "Kein Blablabla mehr"
Auch Greta Thunberg, die Initiatorin der Fridays-for-Future-Bewegung, hat deutlich gemacht, dass sie von den Politikern und den Teilnehmern der Weltklimakonferenz wenig erwartet. Die würden nur so tun, als ob sie sich kümmern würden, in Wirklichkeit aber keine Führung und keine Verantwortung übernehmen. "Wir sagen: kein Blablabla mehr, keine Ausbeutung von Menschen, der Natur und des Planeten", so Thunberg.
Die Schwedin, die schon seit dem Wochenende in Glasgow ist, hatte gleich Anfang der Woche den ersten Protest gestartet. Dabei wurden auch Schlachtrufe geübt. "Wir wollen Klimagerechtigkeit und zwar jetzt", skandieren die jungen Leute. Eine Forderung, die heute sicherlich häufig zu hören sein wird.
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