Demonstranten tanzen am Rande des G20-Gipfels in Rom.
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Demonstranten tanzen am Rande des G20-Gipfels in Rom.

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Tanzen statt Chaos: Friedliche Proteste beim G20-Gipfel

Tausende Demonstranten marschierten am Samstag in Rom, während die Staats- und Regierungschefs um Einigungen für mehr Klimaschutz rangen. Die Erwartungen an das Treffen sind verhalten - trotzdem wollen viele die Hoffnung nicht aufgeben.

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Der große Platz nahe der antiken Pyramide im Süden Roms füllt sich langsam. Immer mehr Fahnen werden ausgerollt, darauf kommunistische Symbole, Slogans von Fridays for Future oder anderen Nichtregierungsorganisationen – andere beschriften noch schnell Pappkartons mit Globalisierungskritik, gerne in römischem Dialekt.

Viele G20-Demonstranten enttäuscht von Politikern

Dann rollen zwölf Busse aus der Toskana an, darin 500 Mitarbeiter eines Autozulieferers. Ihr Werk, das einem multinationalem Konzern angehörte, ist vor kurzem geschlossen worden. Claudio aus Florenz steigt aus, er ist wütend: "Ich persönlich erwarte mir nichts mehr von diesen Politikern. Meiner Meinung nach existiert die Politik nicht mehr, es gibt nur noch die großen Player in der Finanzwelt."

Ein paar Meter weiter steht Maria Letizia aus Neapel. Auch sie erwartet sich nicht mehr viel von denen, die einige Kilometer weiter südlich in einem weiträumig abgesperrten Areal über die Zukunft der Welt diskutieren: "Ich bin hier, weil ich sehr besorgt bin, wie die Politiker hier in Italien und weltweit mit dem Klimawandel umgehen. Und jetzt ist die Gelegenheit, das zu sagen – also, es zu versuchen."

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Protestierende auch aus Deutschland angereist

Die meisten Demonstranten hier sind aus Italien angereist – Marie dagegen mit Freundinnen aus dem Westen Deutschlands. Für die 28-Jährige war es keine Frage, hier mitzumarschieren: "Weil wir finden, dass es wichtig ist, deutlich zu machen, dass es ganz schön strange ist, dass nur ein paar Länder entscheiden, in welche Richtung es geht und einfach die, die am meisten unter dem Problem leiden, nicht involviert werden. Es wird zwar immer gesagt, wir denken die alle mit, aber es wird einfach nicht richtig thematisiert."

Schließlich setzt sich der Zug in Bewegung, es sind nach Schätzungen der Sicherheitskräfte rund 5.000 bis 6.000 Menschen. Das Polizeiaufgebot ist riesig, links und rechts der Strecke stehen Polizisten mit Schilden, Hubschrauber drehen über der Demo ihre Runden, Wasserwerfer sind vor Ort.

Polizei und Militär sichern wichtige Orte in Rom

Italien hat für den Gipfel über 5.000 zusätzliche Sicherheitskräfte angefordert, auch das Militär sichert wichtige Orte ab. Das Ziel ist klar: Bilder von Chaos, Randale und Verwüstung wie zum Beispiel beim G20-Gipfel in Hamburg soll es hier in Rom nicht geben. Die Polizisten hier auf der Demo wirken angespannt – wenn die Stimmung kippen sollte, greifen sie durch, das ist allen hier klar.

Friedlicher Protest mit Tanz und Trommeln

Doch stattdessen tanzen die Demonstranten, trommeln, ziehen friedlich rund zwei Kilometer durch die Stadt – nach einer Kundgebung geht es den gleichen Weg zurück. Einige Teilnehmer zünden Bengalos und Feuerwerk – doch es fällt nichts vor, bei dem die Sicherheitskräfte einschreiten müssten.

Auch bei einer anderen, kleineren, zeitgleich stattfindenden Demo bleibt es friedlich. Alles gut gelaufen, so die Polizei – das Fazit der Demonstranten fällt ähnlich aus: "Es waren viele Leute dabei, es war ruhig, friedlich, schön," sagt ein Teilnehmer.

Zeichen setzen zum G20-Gipfel

"Es lief sehr gut. Als Rom, als Hauptstadt mussten wir ein Zeichen setzen bei diesem G20-Gipfel und das haben wir gemacht. Mit Gesängen, mit Sprechchören, mit Glückseligkeit, mit fröhlicher Wut, die wir auf die Straße getragen haben – trotz der ganzen Anspannung hier," so das Fazit eines anderen Demonstranten.

Die Hoffnung der meisten Teilnehmer hier: Dass ihre Forderungen in Erinnerung bleiben. Nicht Bilder von brennenden Autos, wie damals in Hamburg.

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