Fast täglich wird über Probleme und Krisen berichtet. In jedem Fall vermutlich völlig zurecht. Doch es gibt Nachrichten über langfristige Entwicklungen weltweit, die selten in den Schlagzeilen stehen. Wo der Planet grundsätzlich auf einem richtigen Weg ist – vier Beispiele.
Weniger Schwefeldioxid
Weltweit wird weniger Schwefeldioxid ausgestoßen als in den Jahrzehnten zuvor. Das giftige Gas führte in den 80er-Jahren noch zu saurem Regen. Dank moderner Kraftwerke und Industrieanlagen ging die Belastung laut Zahlen des Umweltbundesamtes seit 1990 um über 90 Prozent zurück, von 5,4 Mio. auf 233.000 Tonnen in 2020.
Bessere medizinische Versorgung
Das weltweite Gesundheitsniveau steigt. Deutlich wird der Fortschritt besonders im drastischen Rückgang der Kindersterblichkeit – gab es laut Unicef weltweit 1990 noch 93 tote Kinder unter fünf Jahren auf 1.000 Lebendgeburten, so waren es 2020 nur noch 37. Auch der Kampf gegen Aids ist eine Erfolgsgeschichte: Die Zahl von neuen HIV-Infizierten sinkt weltweit weiter: Laut der UN-Organisation UNAIDS von fast drei Millionen Menschen im Jahr 1995 auf 1,5 Millionen Neuinfizierte 2020.
Fortschritte in der Bildung
Immer mehr Menschen weltweit können lesen und schreiben. Die Alphabetisierungsrate stieg in den vergangenen Jahrhunderten: Lag sie 1967 noch bei knapp 67 Prozent, so liegt sie laut Daten der Weltbank auf mittlerweile rund 87 Prozent. Vor 200 Jahren waren es übrigens nach Schätzungen der OECD lediglich zehn Prozent - eine steile Lernkurve.
Weniger Verkehrstote in Europa
Bei den Verkehrstoten hat sich die Zahl sogar um zwei Drittel verringert: Kamen nach Angaben der Datenbank Eurostat vor 20 Jahren rund 60.000 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, waren es 2021 nur noch circa 20.000.
Schlechte Nachrichten führen zu negativem Weltbild
Positive Nachrichten kommen zu selten zur Sprache, sagt Neurowissenschaftlerin Maren Urner von der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln. Das führe bei vielen zu einem negativen Weltbild: "Im Mittel haben die meisten Menschen ein zu negatives Weltbild. Um ein realistischeres Weltbild zu bekommen bzw. zu vermitteln, brauchen wir eine realistischere Berichterstattung: Nämlich den zu starken Fokus auf alles Negative und alles, was schlecht läuft, abzulegen."
"Bad news are good news" – langfristig problematisch
Zuviel Konsum von schlechten Nachrichten könne bei manchen Menschen zu einem Gefühl der sogenannten erlernten Hilflosigkeit führen und teilweise gar zu einer Abkehr von Medien, so die Forscherin: "Was wir beobachten, mittlerweile auch global, ist, dass sich Menschen komplett von den Medien abwenden, bzw. sehr bewusst entscheiden, die tagesaktuelle und häufig auch die darüberhinausgehende Berichterstattung nicht mehr konsumieren zu wollen, weil sie nicht das Gefühl haben, dass es ihnen hilft."
Das Problem sei dann, dass bei diesen Menschen Informationslücken entstünden. "Ich sage mal ein bisschen flapsig: Dann wird halt die Marmelade eingekocht und die Wohnung renoviert - ein psychologisches Phänomen. Wenn sich das in den Medien alles viel zu weit weg und viel zu schlimm anfühlt, konzentriere ich mich auf das, wo ich dieses Kontrollbedürfnis eben noch ausleben kann. Und das ist im Privaten", so Urner.
In internationalen Untersuchungen würden von Menschen, die auf Nachrichtenkonsum verzichten, als häufigste Gründe dafür genannt: "Mir ist das zu negativ", "Ich fühle mich danach gestresst" oder "Es hilft mir nicht, die Welt zu verstehen". Das könne dazu führen, so Urner, dass solche Personen nicht mehr an den demokratischen Prozessen teilnehmen können, da ihnen Informationen fehlen. In der Forschung spreche man auch von einem "neuen Biedermeier".
Depression und Angstzustände durch zu negative Sicht auf die Welt
Bei manchen Menschen gehen die psychologischen Folgen weit über eine bloße schlechte Laune hinaus, sagt die Neurowissenschaftlerin. Zu viele negative Schlagzeilen könnten im Extremfall sogar zu Depression oder Angstzuständen führen. In den Medien geschilderte Probleme und gefühlte "Weltuntergangsszenarien" sorgten bei Menschen für Stress, so Urner. Manche können diesen schlecht verarbeiten und entwickeln eine Prädisposition für psychische Krankheiten.
Deshalb könnte ein Vorsatz fürs neue Jahr lauten: Sich trotz aller Schlagzeilen den gesunden Optimismus nicht nehmen lassen.
- Zum Artikel: Womit Sie 2023 (nicht nur) in Bayern rechnen können
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