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Lehrer und Schüler mit einem Tablet

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Groko-Check: Schwarz-Rot will Digitalpakt umsetzen

Bildungsinvestitionen gehören zu den Standard-Versprechen jeder Bundesregierung - auch, Schulen für die digitale Zukunft fit zu machen. Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU9 muss das nun umsetzen. Von Jörg Brandscheid

Über dieses Thema berichtet: Hintergrund.

Insgesamt fünf Milliarden Euro stellt der Bund in den nächsten fünf Jahren zur Verfügung, davon 3,5 Milliarden in dieser Legislaturperiode. Von dem Geld sollen Computer angeschafft werden. Für die pädagogischen Konzepte und die Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer bleiben die Länder zuständig, wie Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) betont:

"Wir wollen digitale Labore, die in der Lehrerbildung einsetzbar sind. Natürlich muss auch im Bereich der Vermittlung, also dessen, was wir im Lehramtsstudium an den Universitäten lehren, die Digitalisierung mit all ihren Aspekten Gegenstand des Studiums sein. Aber natürlich, für die große Zahl der Lehrkräfte, die sich im Dienst befinden, müssen hier umfassende Weiterbildungskapazitäten angeboten und geschaffen werden." Ludwig Spaenle

GEW: Deutsche Schüler in Sachen Digitalkompetenz Mittelmaß

Nicht alle Lehrerinnen und Lehrer sind begeistert von der digitalen Zukunft. Dass die Bereitschaft, im Unterricht digitale Medien zu nutzen unterschiedlich ausgeprägt ist, räumt Marlis Tepe ein, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Da entwickelten sich die einzelnen Schulen sehr individuell.

"Wichtig ist meines Erachtens, dass eine Schule gemeinsam ein Lernkonzept erstellt, damit in jedem Fall alle Schülerinnen und Schüler am Ende bestimmte Kompetenzen erreicht haben. Weil wir ja kein Fach Informatik wünschen, auch als Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nicht, sind die einzelnen Kompetenzen über die verschiedenen Unterrichtsfächer verteilt. Und dafür muss sich so eine Schule sehr genau absprechen." Marlis Tepe, Bundesvorsitzende GEW

Analoges Lernen hat Vorrang

"Im Mittelmaß" sieht die Gewerkschafterin und frühere Hauptschullehrerin die digitale Kompetenz der deutschen Schülerinnen und Schüler. Da müsse noch viel getan werden, was die Ausstattung betreffe hinke Deutschland sicherlich hinterher. Aber eine Vergleichsstudie habe auch deutlich gemacht, dass da, wo mehr Computer eingesetzt werden, nicht unbedingt die Ergebnisse besser seien. Es komme auf guten Unterricht an, ob mit oder ohne technischem Gerät, zu dem sie auch Smartphones zählt. Die könnten im Unterricht durchaus genutzt werden, freilich nicht um zu telefonieren, sondern um Recherche-Arbeit zu betreiben. Schon ist von der vierten, der digitalen Kulturtechnik die Rede, als Ergänzung zu den klassischen Kulturtechniken.

"Grundsätzlich ist richtig, was die Kultusministerkonferenz sagt: das Primat der Pädagogik. Erst muss das analoge Lernen kommen, also Lesen, Schreiben, Rechnen, das müssen die Schülerinnen und Schüler erstmal erlernen und dann kommt das Umgehen mit den digitalen Medien, das Kennenlernen, das kritische Benutzen, das kommt dann dazu." Marlies Tepe, Bundesvorsitzende GEW

Ob eine Milliarde Euro jährlich ausreicht, stellt die GEW in Frage. Schätzungen zufolge könnten auch 2,8 Milliarden jährlich nötig sein, um die Schulen grundlegend mit Digitaltechnik auszustatten. Wann die Gelder aus dem Digitalpakt tatsächlich fließen, wird auch davon abhängen, wie schnell sich Bund, Länder und Kommunen über die Details einigen. Zudem muss das Programm mit den eigenen Initiativen von Ländern und Kommunen in Einklang gebracht werden.

Ohne schnelles Internet kein digitales Klassenzimmer

Hinzu kommt, dass eine Grundvoraussetzung geschaffen werden muss, an der die digitale Zukunft nicht nur an vielen Schulen bislang scheitert: schnelles Internet, auch auf dem Land jenseits der Großstädte. Dafür seien Bund und Länder zuständig, betont der bayerische Kultusminister.

"Ich sehe, dass wir in den letzten Jahren gut vorangekommen sind. In Bayern haben wir ja jetzt einen Masterplan 2 für die weiteren Ausbauschritte in der Digitalisierung beschlossen, der hat drei Milliarden Euro Umfang. Es geht um schnelles Internet natürlich vor Ort, ganz konkret etwa im schulischen Bereich, aber es geht auch um den Ausbau, inhaltlich und personell, der die Herausforderung der Digitalisierung, etwa an Schulen und Hochschulen, bewältigt." Ludwig Spaenle