Fast 160.000 Fälle von häuslicher Gewalt hat das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 9,4 Prozent. Im Bereich der Vergewaltigung, sexuellen Nötigung und bei sexuellen Übergriffen stiegen die Fallzahlen sogar um 20 Prozent.
Meist sind Frauen die Opfer, Männer die Täter
Die "Bild am Sonntag" listet die Zahlen im Einzelnen auf. Demnach waren rund 80 Prozent der Opfer Frauen, 78 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer. 60 Prozent der Täter waren aktuelle Partner, 40 Prozent Ex-Partner. Ähnliche Zahlen hatte die "Welt am Sonntag" schon vor einigen Wochen genannt - nach eigener Recherche.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will sich mit diesen Zahlen nicht abfinden. Sie fordert ein strikteres Vorgehen: "Jede Betroffene muss sich sicher fühlen können vor erneuter Gewalt", verlangt Faeser. Nach ihren Worten dürfen Gewalttäter "nicht schnell wieder vom Radar verschwinden". Im Gegenteil: Nach dem ersten gewaltsamen Übergriff müssten Täter gezwungen werden, die gemeinsame Wohnung zu verlassen.
"Müssen helfen, das Schweigen zu brechen"
Laut Faeser darf sich keine Frau schämen, ihren gewalttätigen Partner anzuzeigen. Deshalb brauche es ein neues Bewusstsein in der Gesellschaft: "Wir müssen helfen, das Schweigen zu brechen." Die Innenministerin betont, Gewalt an Frauen sei kein Frauenproblem und dürfe schon gar nicht als privates Schicksal abgetan werden.
Dabei zieht Faeser mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) an einem Strang: Sie hat bereits im Juni weitere Hilfsangebote angekündigt. Laut Paus gibt es aktuell in Deutschland 350 Frauenhäuser, 100 Schutzwohnungen und 600 Beratungsstellen. Aus Sicht der Grünen-Politikerin reicht das bei weitem nicht aus. Gemeinsam mit den Ländern will sie das Angebot weiter ausbauen.
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Das anonyme und kostenfreie Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" erreichen Sie aus dem deutschen Telefon- und Mobilnetz unter der Nummer 116 016. Das "Hilfetelefon Gewalt an Männern" hat die Telefonnummer 0800/123 9900.
- Zum Artikel: Ampel auf Rot in vielen bayerischen Frauenhäusern
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