Die Ädikula in der Jerusalemer Grabeskirche
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Jerusalem: Das Jesus-Grab strahlt wieder

Jerusalem: Das Jesus-Grab strahlt wieder

Ein Jahr lang wurde die Ädikula in der Jerusalemer Grabeskirche restauriert – ein historisches Ereignis für Archäologen

Ein Erdbeben im Jahr 1927 beschädigte die Ädikula in der Grabeskirche schwer, ein Stahlkorsett schütze sie jahrzehntelang vor dem Einsturz. Doch die Gefahr blieb. Nun wurde die Grabkapelle restauriert – und im Zuge der Arbeiten sind den Profis durchaus sensationelle Entdeckungen gelungen.

„Einer nach dem anderen“, sagt die strenge Dame nachdrücklich, die die Journalisten zur Ädikula geführt hat. Das ist die Kapelle, die unter der Rotunde der Grabeskirche an der Stelle errichtet worden ist, wo nach christlicher Überlieferung Jesus nach der Kreuzigung bestattet wurde. Der Andrang der Journalisten an diesem Tag ist groß. Schließlich sind gerade einjährige Restaurierungsarbeiten an dieser Ädikula abgeschlossen worden. Heute wird dies mit einer festlichen Zeremonie in der Grabeskirche gefeiert.

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Beitrag: Mike Lingenfelser – Kamera: Regina List, Archiv – Schnitt: Amir Tal

Wandteile des Höhlengrabs entdeckt

Für Archäologen war die Restaurierung ein wirklich historisches Ereignis. Geleitet hat sie Professor Antonia Moropoulou von der Universität in Athen. Im Zuge der Restaurierung, sagt sie, sind durchaus sensationelle Entdeckungen gelungen. Zum Beispiel haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass hinter der Marmorverkleidung tatsächlich noch Teile der originalen Wände des Höhlengrabs erhalten geblieben sind. Die Höhle ist also, anders als historisch überliefert, weder von den Römern noch fast tausend Jahre später vom Kalifen al-Hakim dem Boden gleichgemacht worden.

"Zum ersten Mal können Pilger jetzt den heiligen Felsen sehen, weil wir ein Fenster in die Marmorverkleidung im Inneren der Grabkammer eingebaut haben." Antonia Moropoulou, Chef-Restauratorin
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Antonia Moropoulou und ihr Restauratorenteam haben ein Jahr lang an der Grabkapelle gearbeitet – und dabei so einige Entdeckungen gemacht.

Dieses Fenster, das einen Blick auf ein Stück zerklüftete Felswand erlaubt, liegt in der engen Grabkammer jener Stelle gegenüber, auf die der Leichnam Jesu gelegt worden sein soll. Auch diesen Ort haben die Archäologen während der Restaurierung unter die Lupe genommen. Zuoberst liegt eine Marmorplatte, die in einer Nacht im vergangenen Oktober vorsichtig angehoben und entfernt wurde. Darunter fand sich – unter allerlei Füllmaterial – eine weitere, graue Marmorplatte, mit einem kleinen, eingravierten Kreuz aus der Kreuzfahrerzeit. Und unter dieser Marmorplatte wiederum der Kalksteinfelsen, in den die Grabhöhle geschlagen worden war. Eugenio Alliata, Professor für Archäologie und Franziskanermönch, war in dieser Nacht dabei und hat den Felsen sehen können:

"Der Felsen war fast völlig unbeschädigt. Nur an einer Stelle war eine kleine Kerbe, wahrscheinlich hat da jemand versucht, eine Reliquie herauszubrechen. Aber es war wichtig, zu sehen, dass diese Felsenablage ganz eben war und gerade so groß, dass man einen Menschen darauflegen kann." Eugenio Alliata, Professor für Archäologie und Franziskanermönch

Mittlerweile ist dieser Teil des heiligen Felsens wieder unter der schützenden Marmorplatte verborgen. Die Ädikula ist in ihrer heutigen Form 1809 erbaut worden. 1927 wurde sie durch ein Erdbeben stark beschädigt. So stark, dass ihr 20 Jahre später, noch von der britischen Mandatsverwaltung, ein hässliches Stahlkorsett übergestülpt wurde. Nur so konnte damals der Einsturz des Gebäudes verhindert werden. Der Zustand aber verschlimmerte sich immer weiter. Als die israelischen Behörden schließlich damit drohten, die Pilgerstätte wegen akuter Einsturzgefahr zu schließen, konnten sich die christlichen Kirchen nach jahrzehntelangem Streit über die Reparatur verständigen.

Verehrt, bis in alle Ewigkeit

Stein für Stein wurde das Bauwerk demontiert, restauriert und wieder zusammengesetzt. Ausschließlich in Nachtarbeit, denn tagsüber war es weiterhin für die Pilger geöffnet. Jetzt strahlt der Marmor wieder, der schwarze Ruß der Kerzen ist verschwunden, Fresken und Inschriften sind wieder zu erkennen. Und wenn dann der Bauzaun verschwunden ist, dann, sagt Antonia Moropoulou, könne dieser Ort bis in alle Ewigkeit so verehrt werden, wie das in den vergangenen Jahrhunderten der Fall war.