Der Mann fürs Grobe - so lautet die allgemeine Jobbeschreibung eines Generalsekretärs. Und das wird bei der SPD wohl Kevin Kühnert, der wahrscheinlich erfolgreichste Juso-Vorsitzende der jüngeren Parteigeschichte. Beinahe 50 Jusos sind mit ihm bei der letzten Bundestagswahl ins Parlament eingezogen, er selbst mit einem Direktmandat in seinem Wahlkreis Berlin-Tempelhof/Schöneberg.
Erfolgreicher Juso-Vorsitzender
Als Juso-Chef setzt er durch, dass Olaf Scholz nicht zum SPD-Vorsitzenden gewählt wird, sondern das Duo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, zwei bis dahin auch in der Partei kaum bekannte Namen. Es ist Kühnerts Verdienst und seine strategische Leistung, die das Partei-Establishment und auch den Vize-Kanzler in Verlegenheit bringen.
Bei der Basis hatte Kühnert offenbar den richtigen Ton getroffen: "Wir haben ein Interesse daran, dass hier noch was übrig bleibt von diesem Laden, verdammt noch mal!" Von Führungsstreit in der SPD ist seitdem kaum noch etwas zu hören.
Zu alt für die Jusos
Ende 2019 entscheidet sich Kühnert, in die Parteiführung aufrücken zu wollen - und bewirbt sich für den stellvertretenden Parteivorsitz. Mit gut 70 Prozent wird er in den Vorstand gewählt.
Im Willy-Brandt-Haus sitzt er seitdem im Zentrum der Partei. Direkt neben ihm: der bisherige Generalsekretär Lars Klingbeil, der wohl zum Parteichef aufsteigen wird und nun dafür sorgt, dass der ehemalige Juso seinen Platz einnimmt. Dieser gehört zwar zu einem anderen Lager. Kühnert hält er jedoch für "das größte politische Talent seit Gerhard Schröder", weil er erlebt habe, "dass er in der Lage ist, verantwortungsvoll zu polarisieren, seine Meinung durchzusetzen, Mehrheiten zu organisieren und Parteitage zu rocken". Das Talent hätten nicht viele.
Der Parteirebell im Hintergrund
Der einstige Parteirebell wirkt seitdem im Hintergrund, die große Anti-Groko-Kampagne bleibt aus. Selbst das Comeback von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat nimmt er hin. Auch wenn es ihm nicht gefällt, dass dieser Plan ohne ihn entworfen wurde. Scholz und Kühnert wissen: Es geht nur zusammen. "Wir sind jetzt heute auch nicht beste Freunde, das muss man auch nicht sein", sagt der zukünftige Generalsekretär über den designierten Kanzler, "aber wir können uns die Meinung sagen, wir sprechen direkt miteinander, wir wählen nicht den Weg über die Öffentlichkeit". Von Scholz klingt das so: "Das ist ein engagierter Politiker, der richtig viel kann."
Weder grob noch zart
Nun wird dieser Politiker SPD-Generalsekretär. Für "Grobes" war Kühnert in letzter Zeit nicht mehr so bekannt. Dass er seinen zukünftigen Kanzler besonders zärtlich behandeln wird, ist allerdings auch nicht zu erwarten. Viel weiter nach oben auf der parteiinternen Karriereleiter geht es momentan nicht. Aber wie Kühnert selbst sagt: "Wenn man denkt, das war das Ende, ist es eigentlich noch nicht vorbei."
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