Lauterbach will online-Atlas zur Qualität von Krankenhäusern
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Lauterbach will online-Atlas zur Qualität von Krankenhäusern

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Krankenhäuser: Lauterbach plant interaktiven Qualitäts-Atlas

Bundesgesundheitsminister Lauterbach will auf einer Online-Plattform Daten über die Qualität von Krankenhäusern veröffentlichen. Der Atlas soll unter anderem Informationen zu Eingriffen und Beschäftigtenzahl enthalten. Kritiker warnen vor Bürokratie.

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Gut jeder Vierte in Deutschland hat laut einer aktuellen Umfrage Angst vor einem Krankenhausaufenthalt. Und fast die Hälfte derjenigen, die solche Ängste haben, sagen zur Begründung, sie hätten schon einmal Schlechtes über die Behandlung im Krankenhaus gehört.

Aber wie gut ist die Qualität in deutschen Krankenhäusern wirklich?

Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) sagt, bei den 1.700 Kliniken hierzulande gebe es sehr große Qualitätsunterschiede. Deshalb will er die entsprechenden Informationen leichter für Patienten zugänglich machen, mit einem interaktiven Krankenhausatlas im Internet. Das sogenannte Krankenhaustransparenzgesetz, das heute vom Kabinett auf den Weg gebracht wurde, schafft die Grundlagen dafür.

Kritik von Verbänden

Auf der Plattform sollen Patienten über jedes deutsche Krankenhaus Informationen einholen können. Angefangen bei der Frage, welche ärztlichen Eingriffe dort wie oft vorgenommen werden, über Informationen zur Anzahl der dort beschäftigten Ärztinnen und Ärzte, bis hin zu Daten über Komplikationen, die es bei Behandlungen in diesem Krankenhaus gegeben hat. Lauterbach sagt, das seien "hochrelevante Informationen" für Patientinnen und Patienten, die nach dem für sie passenden Krankenhaus bei einem planbaren Eingriff suchen.

Kritiker monieren dagegen, Verwaltungsaufwand und Ergebnis stünden in keinem Verhältnis zueinander. Der Marburger Bund – die Interessensvertretung der angestellten Ärztinnen und Ärzte in Deutschland – sagt: Fast alle Informationen, die zukünftig im Krankenhausatlas stehen sollen, seien jetzt schon zugänglich. Nämlich in den Qualitätsberichten der Krankenhäuser.

Auch auf Länderebene wird das Gesetz kritisch gesehen – mit dem Argument, der Bund greife mit dem Krankenhaustransparenzgesetz zu sehr in die Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer ein. Die Länder fürchten außerdem, dass es zu einer Situation kommen könnte, in der manche Krankenhäuser gemieden und andere überrannt werden. So warnt Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) schon länger, kleinere Krankenhäuser auf dem Land drohten "auszubluten". Ganz ähnlich Roland Engehausen, der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft: Er kritisiert, Lauterbach mache es sich zu leicht, weil er bei den Kliniken Größe mit Qualität gleichsetze.

Lauterbach: Wir werden das so machen

Der Bundesgesundheitsminister sagte dazu, es gebe sehr viele kleine Krankenhäuser, die sehr gute Qualität bringen – "hoffentlich auch in Bayern". Aber: "Ich kann nicht akzeptieren, wenn wir sagen: Damit das Haus auf jeden Fall überlebt, müssen wir intransparent bleiben, damit auch schlechte Qualität abgerechnet werden kann."

Das Krankenhaustransparenzgesetz ist Teil der großen Krankenhausreform, die Lauterbach angeschoben hat. Im Gegensatz zu anderen Teilen dieser Reform müssen die Länder hier nicht zustimmen. Und deshalb will der Minister den Krankenhausatlas jetzt auch trotz aller Kritik einführen. Am 1. April nächsten Jahres soll es losgehen.

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