Zwei russische Frachtmaschinen bringen die am 13. Oktober 1977 entführte "Landshut" zurück nache Deutschland. Die erste vom Typ Antonov 124, einem der größten Frachtflugzeuge der Welt, landete um 9:20 Uhr auf dem auf dem Bodensee-Airport in Friedrichshafen. Sie war gestern Abend im brasilianischen Fortaleza gestartet. An Bord war u.a. Rumpf der zerlegten "Landshut".
Letzte Station der "Landshut": Dornier Museum in Friedrichshafen
Der Rest wird in einer zweiten Maschine, einer Iljuschin 76, erwartet. Sie wird die Sitze und andere Teile der Boing 737, nach Friedrichshafen bringen. Alle Teile der "Landshut" werden nach dem Entladen in einem Hangar des Flughafens untergebracht, der sich direkt neben dem Dornier Museum befindet, in dem die Maschine nach ihrer Restaurierung ausgestellt werden soll.
Viele Menschen kamen heute zum Flughafen Friedrichshafen, um die Landung live zu verfolgen. Unter ihnen einige Zeitzeugen wie der damalige Co-Pilot Jürgen Vietor, eine Stewardess, eine Passagierin und ein GSG9-Beamter.
Die Lufthansa-Maschine "Landshut" war am 13. Oktober 1977 auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt von vier mit der Roten Armee Fraktion (RAF) verbündeten palästinensischen Terroristen entführt worden. Sie wollten dadurch die in Stammheim inhaftierte Führungsriege der RAF sowie zwei in der Türkei einsitzende Palästinenser freipressen und verlangten zusätzlich 15 Millionen US-Dollar Lösegeld.
Tagelanger Irrflug
An Bord der Lufthansa befanden sich 86 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder. Die Boing 737 der Lufthansa landete zunächst in Rom zum Auftanken und flog von dort weiter nach Larnaka auf Zypern. Von dort ging es weiter in Richtung Libanon. Da dort mehrere Flughäfen gesperrt worden waren, landete die "Landshut" schließlich aus Treibstoffmangel in Dubai. Dort stand sie drei Tage auf dem Rollfeld. Da die Entführer mit der Schießung der Geiseln drohten, scheiterte eine Befreiungsaktion.
Nächste Station des Irrflugs war Aden im Südjemen. Dort erschossen die Terroristen den Kapitän Jürgen Schumann vor den Augen der Passagiere. Co-Pilot Jürgen Vietor flog die Maschine nach dem Auftanken schließlich nach Mogadischu. Erst hier konnte die Landshut am 18. Oktober 1977 durch ein GSG 9 Kommando befreit werden. Dabei wurden drei der vier Terroristen getötet.
Die Befreiung der Geiseln in Mogadischu gilt als Auslöser für die Todesnacht in Stammheim, in der sich die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe das Leben nahmen. Alle wurden am Morgen nach der Befreiung der "Landshut" tot in ihren Zellen aufgefunden. Am Tag danach gab die RAF die Ermordung des deutschen Managers Hanns Martin Schleyers bekannt.
"Landshut" noch drei Jahrzehnte im Einsatz
Nach der Befreiung war die Landshut noch drei Jahrzehnte weltweit im Einsatz. Erst für die Lufthansa, dann wurde sie nacheinander in die USA, nach Frankreich und schließlich nach Indonesien verkauft. 1997 kaufte eine brasilianische Frachtfluggesellschaft die Maschine. 2008 wurde sie schließlich stillgelegt und landete auf einem Flugzeug-Friedhof im brasilianischen Fortaleza, wo sie bis jetzt vor sich hin rostete.
Im Mai dieses Jahres kaufte die Bundesregierung die "Landshut" für 20.000 Euro. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bezeichnete sie als "lebendige Zeugin" der jüngeren deutschen Geschichte.
Gewaltige logistische Herausforderung
Die Rückkehr der "Landshut" war eine gewaltige logistische Herausforderung. Auf dem Weg nach Deutschland musste das Frachtflugzeug auf den vor Afrika gelegenen Kapverdischen Inseln einen Zwischenstopp einlegen, um aufzutanken. Ihre endgültig letzte Station ist jetzt das private Friedrichshafener Dornier Museum, in dem historische Maschinen aus der Produktion des Flugzeugpioniers Claude Dornier ausgestellt werden. Vor Ort hatte es Kritik an der Entscheidung David Dorniers gegeben, das Flugzeug nach Friedrichshafen zu holen, da es keinerlei historischen Bezug zu der Stadt am Bodensee gebe. Die auf mehrere Millionen Euro geschätzten Kosten für Demontage und Überführung wurden vom Bund übernommen.
Zwei Jahre werden für die Restaurierung der Landshut veranschlagt. Erst dann kann sie besichtigt werden.