Russischer Außenminister Lawrow
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Lawrow verlässt G20-Treffen vorzeitig - Kritik von Baerbock

Kritik will Russland nicht hören. Deshalb rechneten viele beim G20-Treffen mit einem Eklat durch den russischen Außenminister Lawrow. In der Tat: Er verlässt die Runde und entzieht sich den Äußerungen von Deutschlands Außenministerin Baerbock.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Deutschlands Außenminister Annalena Baerbock (Die Grünen) hatte angekündigt, sie werde beim G20-Treffen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow ihre Kritik direkt ins Gesicht sagen. Sie wolle "sehr deutliche Worte finden, dass wir diesen Bruch des internationalen Völkerrechts nicht akzeptieren". Doch Lawrow sorgte in Indonesien für einen Eklat - er entzog sich der Schelte.

Lawrow verlässt Sitzungssaal nach eigener Rede

Direkt nach seiner Rede gab Lawrow seine ganz eigene Antwort auf die Kritik und Mahnungen, die von Anfang an auf ihn einprasselten. Er verließ den Sitzungssaal und entzog sich so auch der Replik der deutschen Außenministerin. Kurz darauf teilte Lawrows Sprecherin Maria Sacharowa mit, der Minister werde das G20-Treffen vorzeitig verlassen. "Lawrow führt noch bilaterale Gespräche, danach wendet er sich an die Presse und reist ab."

Wie Diplomaten am Freitag mitteilten, verließ der russische Außenminister das Treffen, als Baerbock Russland für seinen Angriffskrieg in der Ukraine kritisierte. Auch die später stattfindende Rede des ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba, der zugeschaltet wurde, boykottierte Lawrow demnach.

Baerbock wirft Lawrow Gesprächsverweigerung vor

Baerbock sagte am Konferenzort auf Bali, die Abwesenheit Lawrows, gerade auch bei der Sitzung zum Thema Ernährungssicherheit, unterstreiche, dass er an internationaler Zusammenarbeit und dem Austausch mit den anderen G20-Staaten "nicht interessiert" sei. "Dass der russische Außenminister einen großen Teil der Verhandlungen hier nicht im Raum, sondern außerhalb des Raumes verbracht hat, unterstreicht, dass es keinen Millimeter an Gesprächsbereitschaft der russischen Regierung derzeit gibt."

Die internationale Gemeinschaft sei in der Verantwortung, dass die Auswirkungen des Krieges nicht auf andere Regionen dieser Welt übergreifen. "Russland ist durch die Auswirkungen des Krieges eine Gefahr für die ganze Welt." Ein bilaterales Treffen mit Lawrow kam für Baerbock von Anfang an nicht in Frage.

G20 machen Russland schwere Vorwürfe

Am Tagungsort musste sich Lawrow hinter verschlossenen Türen schwere Vorwürfe des Westens wegen der von Präsident Wladimir Putin befohlenen Invasion anhören. Die Auftaktsitzung drehte sich um die Stärkung des Multilateralismus - also der internationalen Konfliktlösung. Baerbock und ihre G7-Kollegen warfen Russland immer wieder vor, diese weltweite Zusammenarbeit zu torpedieren. Auch die indonesische Gastgeberin Retno Marsudi - der weltgrößte Inselstaat hat derzeit den G20-Vorsitz - appellierte zu Beginn des Treffens eindringlich an Lawrow: "Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden."

Russlands Außenminister beschuldigt den Westen

Lawrow wiederum beschuldigte den Westen, den Übergang zu einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine zu verhindern - und deutet damit den Grund seiner Abreise an. Wenn die EU und die USA einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld anstrebten, "dann haben wir wahrscheinlich mit dem Westen nichts zu besprechen", sagt er.

  • Zum Artikel: "16.000 Kriegsgegner festgenommen: Russland verschärft Strafrecht"

Lawrow reist vorzeitig ab: Was heißt das für den 20-Gipfel?

Was die vorzeitige Abreise Lawrows für den G20-Gipfel am 15. und 16. November bedeutet, blieb zunächst unklar. Die Anwesenheit des russischen Außenministers auf Bali galt als Probelauf für eine mögliche Teilnahme von Kremlchef Putin am kommenden Gipfel.

In Moskau gingen Kommentatoren davon aus, dass Putin die Reise antreten werde, wenn er sich im November angesichts des Kriegsgeschehens weiter politisch gestärkt sehe im Vergleich zu US-Präsident Joe Biden. Parallel zum G20-Treffen warnte der 69-Jährige in Moskau, dass Russland in der Ukraine noch nicht einmal richtig losgelegt habe.

Mit Material von dpa und AFP

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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